
Da langsam die Tage dunkler, kälter und ungemütlicher werden, kann man sich nun wieder ganz in Ruhe Büchern, Filmen und dem Fernsehen widmen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle eine Serie vorstellen, auf die ich kürzlich aufmerksam wurde.
„Call the Midwife“ ist eine BBC-Fernsehserie, die seit 2012 produziert wird (seit 2013 auf deutsch bei ServusTV und nach wie vor auf Netflix abrufbar). Sie ist die erfolgreichste BBC-Serie seit 2001 und erhielt diverse internationale Preise, weshalb es sich durchaus lohnt, einen näheren Blick darauf zu werfen.
Sozialkritik, Geschichte, Dramen und… natürlich Liebe
Die ca. einstündigen Episoden, inspiriert von einer literarischen Vorlage der Krankenschwester Jennifer Worth, spielen in den 50er Jahren im verarmten East End in London. Die zentralen Rollen spielen junge Hebammen, die dort Geburtshilfe leisten sowie als Krankenschwestern im Viertel arbeiten. Sie leben zusammen mit durchaus sympathischen Ordensschwestern in einem Kloster. Letztendlich steht in jeder Folge die Bedeutsamkeit des Berufes der Hebamme im Mittelpunkt, was besonders derzeit, wo der Beruf in Deutschland zugrunde gerichtet wird, ein super wichtiges Thema ist.
Für mich ist die Serie außerdem interessant, weil man gute Einblicke in das Leben zu dieser Zeit in Großbritannien erhält. Es ist eine Art subjektive, mikrosoziologische Sozialstudie, die die Drehbuchautorin Heidi Thomas gut verdaulich mit emotionalen Komponenten gespickt hat. Auch historische Einblicke in die Strafbarkeit von Abtreibungen sowie die sehnlichst erwartete Entwicklung der Pille oder medizintechnische Entwicklungen wie Lachgas-Einsätze oder Röntgenaufnahmen im großen Stil finden ihren Platz. Hinzu kommen Themen wie häusliche Gewalt, Rassismus, Alkoholsucht, Prostitution, Obdachlosigkeit und Missbrauch, die den/die Zuschauer*in zu einer inneren Auseinandersetzung mit eben diesen gesellschaftlichen Problemen zwingen.
Wem das alles zu ernst klingt: Natürlich spielen Liebe, zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Wärme eine wichtige Rolle, so dass das Zuschauen nicht nur flaue Gefühle sondern auch Rührung hinterlässt.
P.S.: Der Trailer ist wirklich viel schnulziger als die Serie – nicht abschrecken lassen 😉
Janina Bartmann
Mehr von Janina findet ihr auf ihrem Blog „Inouïe!“
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