Sima Samar wird 2012 als erste Afghanin mit dem Right Livelihood Award, dem alternativen Nobelpreis, ausgezeichnet. Sie ist Ärztin und Politikerin und kämpft ihr Leben lang für die Menschenrechte in Afghanistan.
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Wie Sima Samar zu der wurde, die sie ist
Die Situation für Frauen in Afghanistan ist auch ohne die Zugehörigkeit einer Minderheit schwierig genug. Doch Sima Samar wächst in Afghanistan als schiitische Hazara auf, und damit gehört sie einer ethnischen und konfessionellen Minderheit an. Vielleicht ist ihre eigene Situation einer der Gründe dafür, dass sie ihr Leben dem Kampf um Menschenrechte widmet. Aus dem Wunsch heraus, etwas zu verändern und zu bewirken, will Sima Samar als junge Frau Medizin studieren und Ärztin werden. Doch der Vater erlaubt es nicht. Sima Samar erlebt die krass patriarchische Gesellschaft Afghanistans in ihrer eigenen Familie. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen und heiratet, damit sie die Familie verlassen kann. Sie fängt an der Universität Kabul an, Medizin zu studieren. Während Sima Samar studiert, marschiert die Sowjetunion in Afghanistan ein. Ihr Ehemann wird während der Invasion verhaftet und gilt seitdem als verschollen. Sima Samar schließt trotz allem ihr Medizinstudium in Kabul ab, doch 1984 bleibt ihr aber nichts anderes übrig, als mit ihrem kleinen Sohn vor der sowjetischen Besatzung nach Pakistan zu fliehen.
MR-Tag: Dt. Botschafter in Kabul mit Trägerin des AlternativenNobelpreises Sima Samar pic.twitter.com/MjBB8iJK2l @GermanEmbassyKa @rlafoundation
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) December 10, 2013
Grenzenlose Hilfe
Sima Samar lebt jetzt als Geflüchtete in der pakistanischen Stadt Quetta, die nahe der afghanischen Grenze liegt. Vier Millionen afghanische Geflüchtete leben in Lagern des pakistanischen Grenzgebiets. Sima Samar ist geschockt angesichts der Situation in den Lagern und wie mit den Menschen umgegangen wird. Besonders, wie die Frauen gesundheitlich versorgt werden, lässt sie nicht los. Der Wunsch etwas in der Welt zu verändern, scheint durch Verluste und Flucht nicht gemindert worden zu sein. Sima Samar beschließt, eine Frauenklinik in Pakistan zu eröffnen. Und das ist nur der Anfang. In ihren 17 Jahren Exil in Pakistan gründet Sima Samar mehr als 50 Kliniken und Schulen. Sima Samar schafft etwas Unglaubliches, die meisten der Kliniken und Schulen erbaut sie von Pakistan aus in Afghanistan. Sie gründet Schulen, an denen Mädchen ihr Abitur machen dürfen und Kliniken, in denen Frauen zu Krankenpflegerinnen und Hebammen ausgebildet werden.
Der Preis, den sie zahlt
Afghanistan gilt als eine der instabilsten Regionen der Welt. Gerade während der Taliban-Herrschaft wird die Arbeit von Sima Samar immer gefährlicher. Zu dieser Zeit sind die Schulen von Sima Samar und ihre Organisation Shuhada, die einzigen die im ganzen Land, an denen Mädchen unterrichtet werden, in Kabul organisieren sie Untergrund Schulklassen für Mädchen.
Drohungen gehören für Sima Samar mittlerweile zum Alltag. Leibwächter auch. Aufhören kommt für sie aber nicht infrage, denn für sie ist Bildung ein unverzichtbarer Teil eines sichereren Afghanistans:
2001, kurz nach dem US-Einmarsch, kehrt Sima Samar nach Afghanistan zurück. Sie arbeitet ein Jahr als Ministerin für Frauenangelegenheiten, kurz darauf wird die afghanische Menschrechtskommission gebildet und Sima Samar agiert seitdem als Vorsitzende.
Es ist ein ständiges Auf und Ab. Erst 2015 stürmen die Taliban Kundus, eine Provinz im Norden Afghanistans. Es werde immer schlimmer, sagt sie damals. Gewalt und Angst sind noch immer ein großer Teil Afghanistans. Auch für eine starke Frau wie Sima Samar ist es nicht immer leicht, optimistisch zu sein. Doch sie gibt nicht auf, egal wie aussichtslos die Situation einem manchmal vorkommen mag. Ihr Engagement und ihr Mut sind unvergleichbar. Eine Frau, die es sich wirklich lohnt zu kennen, und deshalb unsere Frau der Woche.
Katja Hoffmann
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