Neulich an der Supermarktkasse habe ich eine Frau hinter mir sagen hören: „Schlimm, wie heutzutage alles in Plastik eingepackt wird, sogar das Obst“. Daraufhin habe ich mir meinen eigenen – eigentlich sehr gesunden – Einkauf mal genauer angesehen. Tatsächlich waren von 16 Produkten nur zwei nicht extra verpackt. Die Gurke war mit einer Folie überzogen, die Tomaten in einem Plastikkörbchen, sogar die Orangen waren mit einem Plastiknetz umfasst. Nur der Ingwer und die Bananen lagen verloren unverpackt auf dem Fließband.
Mit seinem Verpackungswahn ist Deutschland Europameister im Müllanhäufen. Kein Titel auf den man besonders Stolz sein kann. Pro Jahr kommen wir auf 17 Millionen Tonnen Kunststoff-, Papp- und Papierverpackungen. Das sind etwa 218 Kilogramm pro Kopf.
Dass das nicht so weiter gehen kann, haben auch Milena Glimbovski und Sara Wolf erkannt und Initiative ergriffen. Und das sogar mit großem Erfolg! Daher sind sie unsere Frauen der Woche.
Could packaging-free supermarkets like Berlin's Original Unverpackt catch on in Canada?http://t.co/vdqSoTKO60 pic.twitter.com/3Xru57gO60
— GreenPAC (@GreenPACdotca) June 9, 2015
Original Unverpackt
2014 eröffnete Milena Glimbovski zusammen mit ihrer Co-Gründerin Sara Wolf den Laden “Original Unverpackt“ in Berlin. “Original Unverpackt“ ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein verpackungsfreier Supermarkt. Das Konzept ist denkbar einfach. Die Kundschaft nimmt ihre eigene Behälter in den Laden mit. Diese werden vor Beginn gewogen und am Ende wird das Leergewicht wieder abgezogen. Müsli und Nudeln und co. hängen in transparenten Rohren an der Wand. Wein, Essig und andere Flüssigkeiten befinden sich zum Selbstzapfen in Metallgefäßen.
So wird nicht nur das Problem des Verpackungsmülls gelöst, Einzelhaushalte werden auch nicht mehr gezwungen eine Familienpackung von etwas zu kaufen. Nebenbei wird der Lebensmittelverschwendung also auch noch vorgebeugt. Zum Start hat der Laden 350 verpackungsfreie Produkte umfasst, nun sind es etwa 600. Bei ihren Produkten achten Milena Glimbovski und Sara Wolf stets darauf, dass sie aus der Region kommen und nach Möglichkeit Bio sind. Damit trotzdem jeder bei ihnen Einkaufen gehen kann, versuchen sie die Preise auf demselben Niveau wie in den Supermarktketten zu halten.
This is #zerowaste heaven!! Find this supermarket in #Berlin #originalunverpackt, great #innovation in Germany https://t.co/DfkpAciXCV pic.twitter.com/Sjun4sRKuB
— BeSuperToday (@besupertoday) February 25, 2017
Erfolge
Dass sie mit der Idee genau ins Schwarze treffen, zeigt das riesige Medien-Echo sowie die hohe Kundenanzahl. Schon im ersten Jahr haben mehr als 36.000 Menschen im “Original Unverpackt“ eingekauft. Alleine bei den verkauften Tomaten wurden so über 25 Kilo Plastikmüll gespart. Was wirklich beeindruckend ist, wenn man bedenkt, wie leicht eine Verpackung etwa ist.
Die Eröffnung des Ladens war Milena Glimbovski und Sara Wolf nur durch die breite Unterstützung beim Crowdfunding möglich. Schon nach wenigen Tagen war das kalkulierte Startkapital von 45.000 Euro erreicht. Insgesamt wurden die ökologische Idee mir 115.000 Euro unterstützt.
Anfangs gab Milena Glimbovski noch Seminare, um andere Menschen dazu zu ermutigen, einen Laden zu eröffnen, in dem Verpackungen der Vergangenheit angehören. Leider fehlt ihr momentan dazu die Zeit. Doch ihre Idee hat Wellen geschlagen. Mittlerweile gibt es in vielen deutschen Städten solche Läden (auch in Bremen) und weiter sind bereits geplant. Hier findet ihr eine Übersicht.
Eine Idee für die Zukunft
Viele Menschen nehmen gar nicht mehr wahr, wie sehr wir die Welt mit unserem Plastikmüll verschmutzen und unser empfindliches Ökossystem damit auf lange Sicht zerstören. Letztendlich gelangt ein großer Teil des Plastiks sogar in unsere Lebensmittel. Umso schöner ist es, dass Milena Glimbovski und Sara Wolf eine Geschäftsidee populär gemacht haben, welche dem entgegen wirkt und für eine sauberere Zukunft sorgt.
Hannah Rößer
Janni meint
Es gibt ja auch einen Unverpackt-Laden im Viertel in Bremen. Ist zwar keine Frau, aber das Projekt unterscheidet sich nicht…