Gartenlust ist, wenn ich einen Garten angucke ohne darin zu arbeiten. Besser: Jemand anders macht die Arbeit, oft gegen Geld, aber manchmal auch nicht.
Die Pflanzen wachsen, weil das ihr Job ist und ich beobachte das dann.
Dabei sehe ich lieber den Pflanzen zu, als den Leuten, die botanisch arbeiten: Letztere stören eher nur. Das tun sie, indem sie sich auf ihren Spaten lehnen und zusehen wie ich umhergehe oder sitze. Die Pflanzen gucken nicht zu, oder machen das unauffällig.
Umhergehen, Sitzen und Gucken geht auch auf dem Friedhof, was vielleicht noch spannender ist, weil man nie weiss, ob nur die Pflanzen dort wachsen. Ich schaue dort gerne besonders gründlich hin, weil womöglich die Toten noch wachsen könnten. Ich habe das zwar noch nie beobachtet, aber es würde mich doch sehr interessieren. Vielleicht braucht man dafür einen Spezialdünger wie bei gelben Koniferen.
Wenn ich in einem Garten arbeiten müsste, so hätte ich keine Ruhe, den Garten anzugucken. Ich müsste schwitzen und alle Muskeln würden wehtun, besonders die im unteren Rücken. Ich müsste Pflanzen ausreissen, die sich entweder ganz verbissen festhalten oder aber kurz oberhalb der Würzel abbrechen würden. Das wäre für mich und die Pflanzen unschön.
So ist mir eigentlich unklar, warum andere Leute so etwas tun. Dabei habe ich gute Freundinnen, die ständig solche Sachen machen.
Wenn ich sie besuche, biete ich mich auch an, im Garten zu arbeiten, weil zivilisierte Gäste das so tun. Am erträglichsten finde ich noch das Schneckensammeln: Schnecken halten sich nicht fest und brechen auch nicht ab.
Die Pflanzen wachsen, weil sie oben phototrop und untenrum geotrop veranlagt sind; sie können also nichts dafür. Das muss ich nicht verstehen.
Glenys Gill (aus unserem Archiv vom 16.05.2011)
Schreibe einen Kommentar