Etwas fühlt sich nicht passend an. Wir werden meist mit klaren Geschlechterrollen erzogen und für einen großen Teil der Bevölkerung passt die Zuschreibung von biologischem und gefühltem Geschlecht. Doch für Einige auch nicht. Das Selbst passt einfach nicht so richtig und es fehlen die Worte, es fehlt die Lösung. Wen soll man da fragen, bei wem sich Rat holen?
Andere sind weiter, wissen schon welche Geschlechtlichkeit passt, oder dass eine Geschlechtlichkeit passt. Doch der Weg ist schwer. Der Prozess vom biologischen Mann zur Frau oder von Frau zu Mann ist anstrengend. Emotional, körperlich und auch für den Kopf. Und das Ganze wird nicht gerade durch den Wirrwarr an Bürokratie und Organisation erleichtert. Erst einmal herauszufinden wie der ganze Prozess abläuft, Ärzte finden, gegebenenfalls erfahren, dass der*die Lieblingsärzt*in doch nicht so offen bei dem Thema ist, weitersuchen, Kliniken finden, Psycholog*innen, und so weiter. Die Liste an Verpflichtungen und organisatorischen Schritten ist lang. Doch ein Projekt des Universitätsklinikums (UKE) Hamburg verspricht Hilfe. Der Name? i²TransHealth – Ein E-Health-Behandlungsangebot für trans Personen.
https://twitter.com/queer_nb/status/1273922128354709514
Was ist das?
I²TransHealth bietet bietet Menschen, die sich als trans*, non-binär, abinär, agender oder genderqueer definieren, psychologische Unterstützung und Beratung an. Auch Menschen die unsicher sind, ob sie sich mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, steht Beratung zu. Dabei bietet i²TransHealth auch konkrete Hilfe bei den Schritten einer Transition an. Es ist zudem kostenlos für Teilnehmende und wird gefördert vom Innovationsfonds der Bundesregierung.
Das Programm ist ein Versorgungsmodell des Klinikums. Es befindet sich noch im Anfangsstadium der Entwicklung, weshalb i²TransHealth ebenfalls eine Studie ist. Das Modell wird konkret von dem Institut für Sexualforschung angeboten. Jenes ist Teil des Interdisziplinären Transgender Versorgungscentrum Hamburg (ITHCCH) des Universitätsklinikums.
Die psychotherapeutische Begleitbehandlung erfolgt digital, weshalb es auch vom Lockdown und der aktuellen Pandemiesituation kaum beeinflusst ist. Es ist lediglich eine einmalige Anreise zum UKE in Hamburg erforderlich, um dort das Erstgespräch zu führen. Danach ist das Angebot teilweise digital. Neben der psychotherapeutischen Beratung steht wohnortnah ein Ärzt*innen-Netzwerk im Krisenfall für die ambulante Versorgung zur Verfügung. Dadurch soll vor allem Menschen geholfen werden, die in Gegenden ohne gut zugängliche oder ausreichende trans*-Gesundheitsversorgung leben.
Die Leistungen
Das E-Health-Angebot besteht aus regelmäßigen Videosprechstunden mit Therapeuten des UKE Hamburg. Zudem hilft i²TransHealth bei der Suche nach geeigneten Haus- und Fachärzt*innen in der Nähe, die tolerant und fair gegenüber trans* Personen sind. Dies geschieht durch eine interaktive Karte.
Weitere, ausführlichere Informationen zu den Leistungen für Interessierte, Angehörige und für Ärzt*innen sind online zu finden.
Die Teilnahmebedingungen
Um teilzunehmen müssen Interessierte mindestens 18 Jahre alt sein. Außerdem müssen sie in Norddeutschland leben, mindestens 50 km außerhalb von Hamburg. Zudem darf nur teilgenommen werden, wenn zum Zeitpunkt der Teilnahme keine transitionsunterstützenden Behandlungen andernorts wahrgenommen werden.
Wie funktioniert die Teilnahme?
Der erste Schritt für Interessierte ist die Anmeldung für das erwähnte Erstgespräch in Hamburg. Dies geschieht entweder telefonisch bei (040) 7410 52225. Alternativ kann auch das Kontaktformular genutzt werden, oder auch eine*r der Ärzt*innen angesprochen werden, die in Kooperation mit dem UKE Hamburg stehen. Es wird dann ein zeitnaher Termin zum Gespräch vereinbart. Das Gespräch findet in der Spezialambulanz für Sexuelle Gesundheit und Transgender-Versorgung statt.
Nach dem Erstgespräch gibt es zwei Möglichkeiten. Da eine randomisierte Kontrollstudie durchführt wird, gibt es eine Kontrollgruppe, welche für den Mindestzeitraum von vier Monaten nicht behandelt wird. Einfach gesagt, müssen 50 Prozent der Teilnehmer*innen vier Monate auf die Behandlung warten, während die andere Hälfte sofort mit der Videoberatung beginnt. Selbst diese Wartezeit von vier Monaten ist im Vergleich zur gewöhnlichen Regelversorgung kurz, erklärt i²TransHealth. Dementsprechend nimmt auch die wartende Gruppe nach den vier Monaten Wartezeit am Angebot des Programms teil. Ob ein*e Teilnehmer*in sofort teilnehmen kann, oder noch ein paar Monate warten muss, wird zufällig entschieden, ähnlich dem Wurf einer Münze. So steht spätestens nach Ablauf der Wartezeit der Beratung nichts mehr im Weg.
Was passiert danach?
Auch nach dem Ende der Mindestdauer von vier Monaten, können Teilnehmer*innen weiter auf die E-Health-Plattform inklusive Videosprechstunde zugreifen. Weiterführend ist auch eine Aufnahme in die Regelversorgung der ITHCCH möglich. Dazu zählt die allgemeine Gesundheitsversorgung, sowie ein breites Angebot an Beratung. In dem Zentrum gibt es auch die Möglichkeit auf weitere transitionsunterstützende Behandlungen wie eine Hormonbehandlung, als auch genitalangleichende Chirurgie. So sind mehrere Bereiche, die ansonsten in Regionen nur teilweise oder einzeln vorhanden sind, zusammengebracht. Dadurch wird die Transition oder auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst für einige Menschen weniger eine belastende Schnitzeljagd und mehr ein Prozess. Ein Prozess zu einem Selbst, das sich passend anfühlt.
Fragen?
Ein FAQ findet ihr auf der Internetseite von i²TransHealth. Außerdem ist ein Einführungsvideo hier verfügbar. Bei weiteren Fragen kann das Team auch über die folgenden Wege kontaktiert werden.
Mail: i2transhealth@uke.de
Telefon: (040) 7410 52225
Sarah Hamer
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