Discokugeln als Ohrringe und tropisches Aftershave. Viel Belly zum Dancen und eine ordentliche Prise Space. Mit Tracks wie „Support your local club culture and sex life“ berauscht Lady Oelectric ihr Publikum und nimmt uns mit auf eine nicht-alltägliche Reise in eine musikalische Welt voller Ekstase, Kunst, Rausch und over the top Erfahrungen.
obskur und 80s, wie die Lady selbst
Am 8. März 2021 legt die Lady live, im Stream bei der Veranstaltung „8M After-Strike“ in der Schwankhalle Bremen, auf. Wir freuen uns sehr darüber, mit der Lady in Kontakt zu treten. Gemeinsam haben wir ein Interview für den internationalen (queer-)feministischen Frauen*kampftag gestaltet. Es hat uns viel Spaß gemacht, mehr über Lady Oelectric zu erfahren. Aber lest gern selbst weiter…
1. Wie würdest du deinen Sound/deine Musik beschreiben?
Lady Oelectric ist mein Alter Ego, das ich erschaffen habe um mir und Anderen* nicht-alltägliche Erfahrungen zu ermöglichen. Extase, Rausch, Kunst, over the top. Die Stücke, die ich auflege, sind obskur und 80s wie die Lady selbst. Drum Computer, weirde Vocals, Synthesizergeschwader, grandiose Basslines machen die Musik hoffentlich zwanghaft tanzbar.
2. Das Konzert findet im Rahmen des Internationalen (Queer-)Feministischen Kampftags statt. Was bedeutet dir das?
Mir bedeutet es sehr viel im Rahmen des Internationalen Frauen*tags zu spielen und besonders mit so tollen Kolleg*innen. FLINTA* müssen jeden Tag für bessere Lebensbedingungen kämpfen und nur wenn jede*r Einzelne wahrnimmt, das jegliches Handeln auch politisch ist und wir gemeinsam die Bedingungen verbessern, werden wir weitere Fortschritte erzielen.
Mir ist die Inspiration in der Kunst und Musik in dieser Situation sehr wichtig, da sie uns Freude und Ausdrucksformen schenkt. Mehr künstlerische Potenziale zu nutzen, Technik und Know How für FLINTA* einfacher zugängig, uns zueigen zu machen und zu teilen. Räume und Formen für einen kreativen Ausdruck heißen gleichzeitig Pausen von Care Arbeit, Pausen von Mental Load, Zeit die Dinge neu zu denken. Auszeiten mobilisieren neue Kräfte und sind wichtig für die Reproduktion in diesen Kämpfen.
3. Wie streikst du am 8. März?
Am 8.März werde ich um 12h auf einem Stuhl mit Banner vor meiner Tür sitzen und laut Radio Angrezi hören mit “100 Gründen am 8.März zu Streiken”. Da ich selber privilegiert bin, eine weiße Cis-Frau mit vielen Zugängen zu Bildung, finanziellen Mitteln und Musik durch Familie, Institutionen und Freundeskreis mussten ein paar Groschen fallen um zu sehen, wo ich Teil des Problems bin und wo Teil der Lösung sein kann. Die Infos werden mir helfen, den Status Quo besser zu reflektieren und hoffentlich auch ein paar Nachbar*innen erreichen;). Den Tag vorher will ich mit einer Freundin von 15-18h an der Riot Rallye teilnehmen.
4. Was inspiriert dich? Welche Artists inspirieren dich in deiner Arbeit?
Meine Kostüme entstehen meinst aus dem Kontext heraus und mein Alltag und Freundeskreis inspiriert mich sehr. Partynamen, Locations, Themenabende gepaart mit Dingen, die ich auf der Straße finde oder geschenkt bekomme, ergeben am Ende meine Kreationen. Oft auch mit Hilfe meiner wunderbaren Freundin Leslie, die den Seepferdchenkopf geschnitzt hat, stundenlang Strumpfhosen mit Styroporkugeln mit mir befüllt oder Bällebadbälle um meinen Körper klebt. Danke! Zusammen geht alles besser und bringt mehr Spaß.
Als Jugendliche war meine große Inspiration Björk. Die Mischung aus einzigartiger Musik mit völlig neuen Klangmöglichkeiten und herausragenden Kostümen bewegt mich noch heute. In Berlin war dann meine 5er Frauen-WG, meine Schneider*innenausbildung, meine 17köpfige Band und der Kontakt mit den Künstler*innen in und um den Club “Sameheads” ausschlaggebend. Noch heute pflege ich diese Kontakte und bin um die Einzigartigkeit in ihrem Denken, Schaffen und Feiern dankbar.
In Bremen habe ich dann neue Kreise gefunden und es wurde eindeutig auch politischer. Ich mag das DIY der kleineren Stadt sehr. Gerade letzte Woche habe ich eine Schnitzeljagd von Haustür zu Haustür gemacht und wiedermal festgestellt, wie kreativ mein Freundeskreis hier ist. Die einzelnen Stationen wurden voller Herzblut gestaltet; ich hatte ständig Pipi in den Augen und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Von selbstgebeiztem Lachs bis hin zum Clubnachbau und einer Rateshow deluxe. DANKE!!!!
In der Mode sind es Iris van Herpen, Chalayan Hussein und Alexander McQueen aber auch Künstler*innen wie Anto Christ, Rubbish Fairy, Gaffy Gaffiero, Nathan French, Dakini Agency, Leigh Bowery und Nick Cave and the Soundsuits um einige Beispiele zu nennen, die mich geprägt haben. In der Musik alle Künstler*innen rund ums “Camp Cosmic”, meinem absoluten Lieblingsfestival und meinem schon genannten Lieblingsclub.
5. Hast du noch eine persönliche Herzensmessage für den 8. März, die du mit uns teilen möchtest?
Auch als ich noch geglaubt habe, ich sei nicht sonderlich politisch, musste ich gemeinsam mit anderen einen Mann vor Gericht bringen, der viele Frauen* und Männer* sexuell misshandelt hat, Arbeitgeber*innen beim Zoll anzeigen und für Verträge kämpfen und konnte bei Ungerechtigkeiten schlecht weg sehen. Meine Wut wurde mir oft negativ ausgelegt. Sie ist aber gut!
Richtet Aggressionen nach Außen wo sie von Nöten sind und nicht gegen Euch selbst! Vernetzt Euch!
Und erschließt so viele Ort und Dinge wie möglich, die Euch Freude bereiten um voller Kraft, Humor und Schalk, die Kämpfe angehen zu können! Macht nicht alle Care Arbeit, lasst was für die anderen übrig;)! Achtet auf Euch und Eure Energie! Seid nicht zu hart zu Euch! Bleibt wach und aufgeschlossen! Bleibt liebevoll zu Allies und unerbittlich bei Ungerechtigkeiten!
Genießt Euch und lest viel!
Love die Lady.
Das Interview führte Sabine
Schreibe einen Kommentar