Kennst du schon die Bremer Frauenrechtlerin und Plattdeutsch schreibende Schriftstellerin Marie Christiane Mindermann? Sie lebte im 19. Jahrhundert und nahm für die Freiheit von Frauen auch eine Gefängnisstrafe auf sich. Besonders das Recht auf Bildung und das Wahlrecht für Frauen waren ihr ein großes Anliegen. Marie Mindermann monierte wie auch andere Frauen, dass diese in der Revolution von 1848 vergessen wurden. Sie ist eine der faszinierenden, streitbaren Frauen der Stadt Bremen, die den Grundstein für Gleichberechtigung von Frauen gelegt hat.
Ein ganzes Leben Bremerin
Marie Christiane Mindermann wurde als Tochter des Drechslermeister Johann und seiner Frau Elisabeth Mindermann im Jahr 1808 in Bremen geboren. Schon früh konnte sie schwere Texte aus der Bibel vorlesen und erhielt auf ihrer kirchlichen Schule als eine der Wenigen später Deutschunterricht von ihrem Lehrer. Das war für die Zeit relativ untypisch. Mit dreizehn endete ihre Schulzeit und sie kümmerte sich um den Haushalt. Nebenbei las sie Lektüren, verfasste Gedichte und Erzählungen. Im Jahr 1839 starb erst die Mutter und im darauffolgenden Jahr der Vater. Statt den Gesellen des Vaters zu heiraten (es wurde erwartet, dass sie mit ihm zusammen die Drechslerei fortführt), entschied sie sich, mit ihrer Freundin Caroline Lacroix zusammenzuziehen. Da kann man sich denken, dass dies schon ein kleiner Akt der Rebellion in der damaligen Zeit ist, wenn zwei Freundinnen zusammenziehen. Die beiden lebten auch zusammen, bis sie am 25. März 1882 starb.
Politisches Engagement für das Frauenwahlrecht 1848
Im Zuge der Revolution von 1848 kam es in einer Petition unter anderem zur Forderung von allgemeinen, gleichen Wahlen. Diese wurden von Bürgermeister Johann Smidt jedoch abgelehnt. Zu diesem Hintergrund muss man wissen, dass Frauen in den offiziellen Reden und Debatten der Männer von 1848/49 überhaupt nicht vorkamen. „Sagt, wie konntet ihr uns vergessen?„, fragte 1848 eine unbekannte Bremerin auf einer Versammlung. Marie Mindermann unterstützte den revolutionären, demokratischen Pastor Rudolph Dulon (1807–1870), der ins Gefängnis musste. Eine von ihr verfasste und von 5.356 Frauen unterzeichnete Petition für die Freilassung Dulons scheiterte am Senat.
„Ich habe geschrieben, weil es kein anderer that. Wie soll es besser werden, wenn ein Jeder seinem Mund mit einem Siegel verschließ?“ (Marie Mindermann, Bremer Frauenmuseum)
Daraufhin verfasste sie 1851/52 anonym politisch-satirische Schriften, wie die „Briefe über bremische Zustände“. Das gefiel dem Senat natürlich nicht und er fand die Autorin heraus. Ein ganz interessanter Fakt ist übrigens, dass die Polizisten ihr nicht glaubten, dass sie die Autorin ist und davon ausgingen, dass die Schriften von Dulon seien. Nach einer Nacht im „Detentionshaus“ musste sie eine kurze Haftstrafe antreten. Nach dieser Haftstrafe verfasste sie ihre Texte vorsichtiger.
Frauenbildung als wichtiges Thema
Marie Mindermann interessierte sich für den Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF) zur Hebung der Frauenbildung. Sie gründete auch in Bremen einen Zweigverein.
1867 gründeten Marie Mindermann und die Bremer Sozialpolitikerin und Pädagogin Ottilie Hoffmann den „Verein zur Erweiterung des weiblichen Erwerbsgebietes“, der später „Frauen-Erwerbs-und Ausbildungsverein“ hieß. Damit wurde Frauen erstmals die Möglichkeit gegeben, eine gewerbliche, kaufmännische oder hauswirtschaftliche Ausbildung zu erhalten. Im Jahr 1870 gründeten Marie Mindermann, Juliane Henriette Sattler (1829-1913) und Metta Meinken (1836-1911) den „Frauen-Bildungsverein“, der auch ärmeren Frauen bei der Ausbildung helfen sollte. Dabei sollten wissenschaftliche Vorträge und künstlerische Darbietungen die Frauen unterstützen. Der „Frauen – Bildungsverein“ wurde 2018 leider in dieser Form aufgegeben, die Arbeit lebt jedoch weiter in der Stiftung der Universität Bremen.
Warum sollten wir sie kennen?
Marie Christiane Mindermann war eine bedeutende Persönlichkeit für die später aufkeimende Frauenbewegung, die in den 1890er Jahren erstmals ihren Höhepunkt erreichte. Sie ging nicht unbedingt den „klassischen“ Lebensweg zu der damaligen Zeit, da sie mit einer anderen Frau zusammenwohnte. Vielleicht ist auch dieser Aspekt besonders interessant, der ihren weiteren Lebensweg bestimmt hat. Sie vernetzte sich zudem mit anderen Aktivistinnen und gründete verschiedene Vereine, die den Frauen in Bremen zugute kommen sollten. Hervorzuheben ist besonders ihr Engagement in der Frauenbildung. Hinzu kommen ihre mutigen Versuche, ein Frauenwahlrecht und demokratische Werte mit Hilfe des Pastors Dulon durchzubringen.
Was bleibt von ihr in Bremen? Eine Straße im Obervielland in Bremen erinnert noch heute an sie. Ihre Geschichte und ihr Einfluss auf die Frauenbewegung in Bremen ist aber so viel mehr.
Larissa
Schreibe einen Kommentar