Mal wieder was zu feiern! Heute ist der Internationale Frauentag. Toll, oder? Ein ganzer Tag im Jahr, der voll und ganz den Frauen dieser Welt gewidmet ist. Und für manche gibt‘s endlich wieder Blumen.
Wie präsent ist dieser Tag in unserer Gesellschaft überhaupt? Ziehen sich Frauen für diesen besonderen Anlass anders an? Schmeißen sie Partys und feiern sich und ihr Geschlecht? Nun, das kommt wahrscheinlich tatsächlich vereinzelt vor, aber mal ehrlich, für die Meisten ist es doch ein Tag wie jeder andere. Auch wenn Städte und Gemeinden Jahr für Jahr unterschiedliche und zugegebenermaßen zum Teil sehr interessante Veranstaltungen zum Weltfrauentag organisieren, sind es nicht immer dieselben Verdächtigen, die dort auflaufen?
Ich streite nicht ab, dass am 8. März die Aufmerksamkeit auf die positiven Entwicklungen der Frauengeschichte oder auf aktuelle Missstände gerichtet wird. Der Tag stellt Interessierten ein großes Forum für Diskussionen und Informationen bereit, doch was ist mit den restlichen Tagen und Monaten des Jahres? Wäre es nicht sinnvoller all diese Veranstaltungen so zu legen, dass überhaupt die Möglichkeit bestände, diese auch tatsächlich wahrzunehmen ohne einen Terminkalenderkollaps zu riskieren?
Außerdem wäre anzunehmen, dass sich Menschen, wenn schon nicht auf der Straße, dann doch wenigstens im Fernsehen informieren könnten. Doch wenn ich mir das Programm für kommenden Sonntag anschaue, sehe ich keine Sendung zur Prime Time, die auch nur im Geringsten diesen Tag und seine Themen behandelt. Na gut, arte ist, wie erwartet, die Ausnahme. Aber nebenbei möchte ich nur kurz daran erinnern, dass Kabel 1 Ende Oktober 2014 sogar eine Weltmännerwoche mit dazu passenden Sendungen und Filmen ausstrahlte.
Zuletzt ist sowieso ein Hype um unterschiedlichste „Feiertage“ entstanden. Für alles und jenes gibt es bereits einen Ehrentag. Mein Highlight im März wäre zum Beispiel der sogenannte „Tag des Steaks und Blowjobs“ am 14.03. Dass durch die Zunahme dieser Scherztage die Aufmerksamkeit für wichtige Feiertage, wie den Weltfrauentag, gleichzeitig abnimmt, ist anzunehmen.
Wer sich gegen diesen Bedeutungsverlust stemmen will, sollte in unseren Kalender reinschauen und sich für die eine oder andere Veranstaltung begeistern.
Außerdem steht die Broschüre der ZGF zum 8. März 2015 zum Herunterladen hier (353.5kb | pdf) zur Verfügung.
Anastasia Garies
Andrea Buchelt meint
Das ist für mich gar keine Frage! Jeder Meter Boden, den wir freiwillig aufgeben, wird schnurgerade geschluckt. Was, z.B., wird jetzt aus der Infobörse, die wir so viele Jahre im Schütting als Gelegenheit wahrgenommen haben, in diesem Raum der Männermacht Frauenthemen zu diskutieren und Frauen so physisch und psychisch den Zugang zu öffnen? Kein Geld mehr, kein ebn mehr, keine Man- sorry Womanpower mehr – Infobörse futsch!
Wollen wir das auch für den Frauentag? Keine Lust mehr. Keine Womanpower mehr. Keine Veranstaltung in der Oberen Rathaushalle mehr? Wo wir doch alle unter den jahrhundertealten Holz-Schiffmodellen sitzen und uns so sehr über diese machtvolle Präsenz der Frauen an diesem historischen Männerort freuen – Jahr für Jahr von Neuem.
Nix da: wir machen weiter. Zentimeter um Zentimeter erobern wir uns die Hälfte der Welt. Keinen Zentimeter Boden geben wir freiwillig her … Venceremos, meine Lieben.
Rose meint
wenn es für viele der jungen generation nur ein tag mehr „mit party- SPASS “ ist UND sonst NICHTS WEITER, ist es sehr traurig. DEREN GROSSMUTTER HAT SICH DAMALS STARK GEMACHT: ES IST JA ALLES DA UND IRGENDWIE GEREGELT…
FÜR DEN REST FRAUEN IN DER WELT DA DRAUSSEN, MUSS DIESER TAG ERHALTEN BLEIBEN: SIE HABEN NOCH WENIG ODER NICHTS ERREICHT.
MIT DEN UNRUHEN WIRD IHRE SITIATION NOCH SCHLECHTER: SIE SIND NICHTS WERT, AUSSER SIE KÄMPFEN MIT DER WAFFE. FÜR WAS GENAU??
Ich bin enttäuscht, dass viele frauen nicht wissen, was der 8.märz bedeutet!
Ulrike Hauffe meint
Liebe Frauen,
ich finde den Internationalen Frauentag unentbehrlich, auch um immer wieder ein Gemeinschaftsgefühl unter Frauen zu erleben, übrigens eins mit vielen sehr verschiedenen Frauen.
Und dieses Jahr haben wir uns für ein sehr viel präzisierteres Thema entschieden als die Jahre zuvor: „Frieden Freiheit Frechheit“. Und wie großartig waren und sind viele der angebotenen Veranstaltungen!
Selbstverständlich muss immer wieder überlegt werden, wie die Rituale angepasst werden können – frisch, jung, kämpferisch. Und wie es möglich ist, jüngere Frauen anzusprechen, aber auch z.B. Frauen mit Migrationshintergrund.
Hier nun der Aufruf zum Einmischen:
1. Das Programm gestaltet zu einem guten Teil jedes Jahr eine (für alle offene) Vorbereitungsgruppe, die sich ab September der Vorjahres ca. 5-6mal für eineinhalb Stunden in der ZGF trifft, um den Internationalen Frauentag des Folgejahres zu organisieren. Fast alle Frauen sind von verschiedenen Vereinen und Verbänden entsendet. Hier wird auch das Thema festgelegt.
2. Mitte April werden wir ein Nachbereitungstreffen haben, in das alle Rückmeldungen einfließen können.
3. Den Festakt im Rathaus gestaltet und verantwortet der Bremer Frauenausschuss (Landesfrauenrat Bremen: http://www.bremer-frauenausschuss.de). Wenn es hierzu Rückmeldungen oder Vorschläge gibt kann der bfa direkt angeschrieben werden, er ist aber auch in der Vorbereitungsgruppe vertreten: info@bremer-frauenausschuss.de.
Mit herzlichen Grüßen von
Ulrike Hauffe
Inge Dotschkis-Hillejan, Frauenberatung Verden meint
Liebe Frauen,
wir können uns ja nun nicht jeden Tag feiern und an unsere kämpferischen Vorgängerinnen erinnern.
Der Frauentag braucht keine Hinterfragung und Rechtfertigung. Wir begehen ihn mit- und für alle Frauen auf der Welt für die unendlich vielen Veränderungen, die Frauen erkämpft haben und noch erkämpfen müssen und natürlich auch in Gedenken an das Leid und die bestehenden Ungerechtigkeiten.
Freude, Gedenken, Dankbarkeit, Kampfesmut, Lust, Sinnlichkeit, Intelligenz, Stärke, Weichheit, Streitlust und noch viel mehr.
Alles ist in uns und wir haben viel erreicht und noch viel zu erreichen.
Ich wir gestalten den Frauentag stets lustvoll mit immer einer neuen Idee.
Bleibt bescheiden: Fordert Alles!
Hoch die Tassen !
Inge Dotschkis-Hillejan
Frauenberatung Verden
alwine meint
Liebe Anastasia,
genauso ambivalent wie dir geht´s mir auch! Ich gehörde im Gegensatz zu dir eher zu den alten „Kämpferinnen“, für die jede Errungenschaft der Frauen – dazu gehört auch der Frauentag, der in der Geschichte sicher eine wichtigere Rolle gespielt hat als heute – festzuhalten ist. Trotzdem beschleicht mich manchmal des Gefühl „The same procedure as every year…“ Vielleicht ist es auch die Form, wie alles nach immer gleichem Schema abläuft: Festakt und Stände im Rathaus, Podiumsdiskussionen, ein paar Frauenfrühstücke und Kulturveranstaltungen etc. Und da lassen sich allerdings nur die üblichen Verdächtigen sehen. Also für mich wäre nicht die Frage Frauentag ja oder nein, sondern: wie können wir ihn aus der langweiligen Ecke rausholen? Da wären dann allerdings auch jüngere Frauen gefragt: Wie hätten sie es denn gern? Wenn die in Zukunft nichts aus diesem Tag machen wollen, erledigt sich das durch Aussterben sowieso :-))