Afghanistan – ein Land, in dem nach Schätzungen 90% der Frauen Analphabetinnen sind, da sie keinen Zugang zu Bildung erhalten. Ein Staat, in dem Frauen die Erlaubnis ihres Ehemanns einholen müssen, damit sie auf die Straße gehen dürfen. Ein Land, in dem der eheliche Beischlaf verpflichtend ist. Die Dokumentation „Nie mehr schweigen- Afghanistans mutige Frauen!“ erzählt die Geschichte von starken Frauen, die sich für die Gleichberechtigung in ihrem Land einsetzen.
Sahar: Auf dem Fahrrad zur Gleichberechtigung
Wir lernen die 19-jährige Journalistin und Frauenrechtlerin Sahar kennen, die als einzige Frau auf einem Fahrrad in Kabul unterwegs ist. Es ist ungewöhnlich, wie offen sie von der Unterdrückung der Frauen durch Männer in ihrem Land spricht. Ob zu Hause, auf der Straße, im Büro oder in öffentlichen Verkehrsmitteln: Täglich finden Übergriffe auf Mädchen und Frauen statt. Sahar berichtet von einer Taxifahrt, in dem der Fahrer seinen Spiegel so einstellte, dass er sie genau anschauen konnte und dabei masturbierte. Sahar setzt sich ein für den Wandel. Dafür nimmt sie gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern tägliche Beschimpfungen in Kauf. Denn in ihrer Familie hat die Veränderung schon stattgefunden. Sahar und ihre Schwestern verdienen das Geld, sie werden nicht zwangsverheiratet und die Familie sitzt bunt gemischt zu Hause zusammen. Dem Vater ist es sehr wichtig, dass seine Töchter ein Recht auf Bildung haben. Die Eltern sind stolz auf ihre mutigen Töchter. Auch spürt Sahar den Wandel auf der Straße. Wenn sie mit ihrem Fahrrad unterwegs ist, bildet sich eine Traube von Jungs um sie. Die bewundern das Mädchen auf ihrem Rad.
Marya und Sara: Frauen in männlich dominierten Berufen
Marya ist Kung-Fu- Meisterin Südasiens und Trainerin in einer Kampfschule. Sie hat, seitdem sie 10 Jahre alt war, als Junge gelebt, nur damit sie ihren geliebten Sport ausüben konnte. Als Mädchen wäre es ihr nicht erlaubt gewesen. Heute ist sie verheiratet und hat einen Sohn. Als Trainerin wird sie von den Jungs sehr geschätzt, doch deren Eltern haben häufig Probleme mit einer weiblichen Trainerin.
Sara ist stolz. Sie ist die erste Taxifahrerin in Afghanistan. Und das in einem Land, indem sehr wenige Frauen überhaupt einen Führerschein besitzen. Sara ist laut und fürchtet keinen Mann. Von ihren Kollegen wird sie kritisch beäugt. Doch als ihr Taxi einen Motorschaden hat, helfen ihr die Kollegen sofort. Frauen fühlen sich sicher, wenn sie bei Sara im Taxi mitfahren und so bringt sie einigen von ihnen das Autofahren bei.
Auf Youtube könnt ihr euch die Dokumentation ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=Qrcn-_UX-3M
Und auch in der ARD Mediathek steht euch die vollständige Dokumentation zur Verfügung.
Standhaftigkeit in Afghanistan
„Ich kam ohne Rückfahrticket.
Von einer langen Reise.
Voller Hoffnung und Zweifel.
Und dem täglichen Kampf.
Ich kenne die Hürden.
Sehe den Wandel.
Erlebe Angst und Schlaflosigkeit.
Ich bin nicht ich.
Und auch nicht der Junge, um den meine Mutter gebeten hat.“
Diese Dokumentation begeistert mich, da sie den Frauen eine Stimme gibt, die den Mut aufbringen, sich in ihrem Land für ihre Rechte einzusetzen. Sie nehmen tägliche Demütigungen in Kauf, um für die Gleichberechtigung in ihrer Gesellschaft zu kämpfen. Ich stelle es mir unheimlich schwierig vor, jeden Tag aufs Neue die Kraft und Energie aufzubringen, nicht den Glauben an sich selbst zu verlieren, weiterhin daran zu glauben, dass das, was ich bin und fühle, richtig ist. Insbesondere in einer Gesellschaft, in denen Frauen sehr häufig als Menschen zweiter Klasse gelten und Belästigungen und Übergriffe zum Alltag gehören. Diese Dokumentation leistet einen wichtigen Beitrag, damit wir nicht die Augen verschließen vor dem, was in vielen Ländern bittere Realität ist. So macht das Gedicht von Sahar deutlich, wie viel Anstrengung und Kampfgeist es braucht, um eine Welt, in der Gleichberechtigung Realität wird, zu schaffen.
Aenne Bison
Emilia meint
Vielleicht interessiert in diesem Zusammenhang der Verein iawa:
http://www.iawa-online.org/
Independent Afghan Women Association