Diese Woche gibt’s wieder eine Reihe positiver und negativer Nachrichten für feministisch Interessierte. Und zum Schluss erfahrt ihr noch, warum es weniger regnet – zumindest im Iran…
Menschenhandelkrise
Die OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) warnt vor der gestiegenen Gefahr für Geflüchtete, Opfer von Menschenhandel zu werden. Laut taz sieht die Pressesprecherin Lillia Rotoloni „einen „perfekten Cocktail“ für eine Menschenhandelkrise: Millionen von gefährdeten Geflüchteten, vor allem Frauen und Kinder, eine schnell wachsende Nachfrage nach sexuellem Zugang zu ihnen und bereits aktive Menschenhändler, die Menschen anwerben, um diese Nachfrage zu erfüllen.“ Näheres hier.
Altersarmut
Vierzig Jahre Vollzeit gearbeitet und dann eine Rente von weniger als 1000 Euro? Das betrifft ein Drittel aller erwerbstätigen Frauen in Deutschland. Die neuen Zahlen aus dem Bundesarbeitsministerium gehen auf eine Anfrage von Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linken im Bundestag, zurück. Er empfiehlt, sich ein Beispiel an Österreich zu nehmen: „Dort zahlen alle mit ihrem Erwerbseinkommen ein – auch Politiker, Selbstständige, Manager und Beamte. Die Renten sind im Schnitt 800 Euro höher“, so Bartsch laut RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Parité adé
Bisher herrschte Geschlechterparität im Bundeskabinett. Das heißt, es gab genau so viele Frauen wie Männer. Jedenfalls wenn man den Kanzler selbst nicht mit- oder die Kulturstaatsministerin Claudia Roth dazuzählte. Nachdem Verteidigungsministerin Christine Lamprecht zurückgetreten ist und Boris Pistorius zum Nachfolger ernannt wurde, ist das nun vorbei. Obwohl dem Kanzler die Parität doch angeblich so wichtig ist, hat er nun sein Wahlversprechen gebrochen. Dabei hätte es mindestens „22 potenzielle Alternativen“ gegeben, meint Dinah Riese in der taz. Das heißt, 22 mindest ebenso qualifizierte Frauen.
Jacinda Ardern tritt zurück
Sie wurde 2017 mit nur 37 Jahren zur jüngsten Ministerpräsidentin der Welt gewählt. Jetzt tritt Jacinda Ardern vom Amt der Premierministerin Neuseelands zurück. Über eine Würdigung ihrer Arbeit und die Gründe für den Rücktritt lest ihr hier Näheres. Und über die Anerkennung, die ihr international entgegengebracht wird, hier.
British Bobbies – So sympathisch…
War mal. Im Juli 2021 wurde Wayne Couzens, Polizeioffizier einer Sondereinheit, zur lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte die junge Sarah Everard auf dem Nachhauseweg unter fadenscheinige Gründen angehalten, entführt, vergewaltigt und ermordet. Die damalige Polizeichefin trat zurück – „ergriffen, verdutzt und fassungslos“. Im gleichen Monat wurde der Polizeioffizier David Carrick (auch er aus einer Eliteeinheit) der Vergewaltigung beschuldigt. Obwohl acht ähnliche Anschuldigungen aus den letzten Jahren gegen ihn erhoben wurden waren, wurde er nicht suspendiert, sondern an seinen Schreibtisch verwiesen. Am 16.1.2023 bekannte er sich nun schuldig wegen mehrerer Dutzend Anklagepunkte. Wieder reagierte die Polzei „ergriffen, verdutzt und fassungslos“. Marina Hyde fragt: Wie lange kann man ergriffen, verdutzt und fassungslos sein“?
Schottland gendert – England wehrt sich
Zum ersten Mal überhaupt beruft sich das vereinigte Königreich auf eine Beschränkungsregelung – Artikel 35 des „Schottlandgesetzes“ – um ein beschlossenes Gesetz des schottischen Parlaments zu verbieten. Es handelt sich dabei um eine Änderung des „Gender Recognition Act“, das die Vereinfachung der Geschlechter-Selbstbestimmung ermöglicht, und das Alter der Zustimmung von 18 auf 16 Jahren herabsetzt: Dabei hat die Tory-Regierung unter Theresa May diese Änderung selber in die Wege geleitet.
Amina Mohammed will mit den Taliban im Gespräch bleiben
Die stellvertretende Generalsekretärin der UNO, Amina Mohammed hat am 18.1.2023 mit dem amtierenden „Außenminister“ Afghanistans über Frauenrechte diskutiert, nachdem die Taliban Frauen die Arbeit bei Hilfsorganisationen verboten und Frauen und Mädchen den Besuch von Gymnasien und Universitäten untersagt hatten. Sie begründete dieses hoffnungslos erscheinende Unterfangen mit der Überlegung: „Wenn wir diesen Weg nicht gehen, gehen für die Frauen Afghanistans die Lichter aus.“ Selber Muslimin besuchte sie weitere islamische Länder der Region mit der Botschaft: „Wirkt auf Afghanistan ein“!
Und…. eine Podcast-Empfehlung
Fem News bei fyyd. Auch auf vielen anderen Kanälen.
Bremen News
Menstruationsprodukte bald in allen Schulen kostenlos? Das kann sich Bildungssenatorin Sascha Aulepp vorstellen, wenn ein Probelauf an ausgewählten Schulen erfolgreich ist. Und es sieht ganz danach aus. Näheres hier.
ZGF-Projekt „Be oK“ wird aufgrund hoher Nachfrage verlängert. Mädchen interessieren sich für soziale Berufe, Jungs machen später was mit Technik: Rollenklischees bestimmen noch immer die Berufs- und Studienwahl von jungen Menschen. Um dem entgegenzuwirken, haben in den vergangenen zwei Jahren rund 1.800 Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufen 6 und 7 aus Bremen, Bremerhaven und dem niedersächsischen Umland an Schul-Projektwochen von „Be oK – Berufsorientierung und Lebensplanung ohne Klischees“ teilgenommen. Aufgrund der großen Nachfrage wird das Projekt jetzt fortgeführt – die Finanzierung konnte bis Ende 2023 gesichert werden.
Veranstaltungen gesucht: Internationaler Frauentag 2023 in Bremen. Termine können ab sofort eingetragen werden. Unter www.weltfrauentag-bremen.de/veranstaltung-eintragen/ werden jetzt wieder alle Veranstaltungen in Bremen und Bremerhaven rund um den Internationalen Frauentag zusammengetragen. Ab sofort bis Mitte Februar können Fraueneinrichtungen, Initiativen und andere Organisationen ihre geplanten Demonstrationen, Lesungen, Diskussionen und weitere Veranstaltungen auf dem Portal eingeben. Ende Februar werden alle Veranstaltungen gesammelt veröffentlicht. Das diesjährige Bremer Motto, das von einer offenen Arbeitsgruppe rund um den Landesfrauenrat benannt wird, lautet „Die Macht der Wahl – sichtbar, streitbar, solidarisch”. Es möchte frauenpolitische Forderungen und Anliegen im Hinblick auf die im Mai anstehende Wahl in den Fokus rücken. Alle weiteren Informationen: www.weltfrauentag-bremen.de
Dieses Jahr neu beim Eiswettfest: Frauen. Das erste Mal in der Geschichte der Bremer Traditionsveranstaltung Eiswettfest sind Frauen zugelassen. Drei „Novizinnen“ wurden eingeladen. Allerdings müssen sie noch bestätigt werden. Hier ein Interview mit einer von ihnen: Kerstin Schwimmbeck.
Zu guter Letzt
Wisst ihr, warum es weniger Regen gibt? Die Frauen sind Schuld. Jedenfalls im Iran – weil sie den Hijab ablegen. Behauptet zumindest ein Imam.
Glenys, Irene
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