Unsere News (nicht nur) zum Pride-Monat Juni …
Gute und schlechte Nachrichten vom Regenbogen
Zunächst die guten Nachrichten: nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs erkennt Namibia nun gleichgeschlechtliche Ehen, die im Ausland geschlossen wurden, an. Ehepartner*innen von Staatsbürger*innen können damit nicht mehr ausgewiesen werden. Bisher war das der Fall, denn Homosexualität ist in Namibia weiterhin illegal, auch wenn das Gesetz aus dem Jahr 1927 inzwischen kaum noch angewendet wird. Auch in Nepal hat der Oberste Gerichtshof die Regierung angewiesen, gleichgeschlechtliche Ehen mit (ausländischen) Partner*innen anzuerkennen. Thailand scheint ebenfalls auf gutem Weg zu sein: Bereits 2022 hatte das Parlament einen Ehe-für-alle-Gesetzentwurf verabschiedet und es besteht Hoffnung, dass die neugewählte Regierung ihn jetzt auch umsetzt. In Uganda dagegen trat jetzt ein Anti-LSBTQI-Gesetz in Kraft, das strenge Strafen bis hin zur Todesstrafe vorsieht. Aktivist*innen riskieren 20 Jahre Gefängnis. Einen ausführlichen Bericht über die Lage dort lest ihr hier. Inzwischen gibt es eine Petition, mit der die deutsche Bundesregierung aufgefordert wird, Betroffene zu unterstützen. Unterschreiben könnt ihr hier. In Jerusalem musste die Pride Parade unter Poiizeischutz stattfinden. Mehrere Mitglieder der neuen israelischen ultrarechten Regierung hatten sich homophob geäußert. Auch in der Türkei steht die LGBTQI-Szene nach dem Wahlsieg von Recep Tayyip Erdogan unter Druck. Im Wahlkampf hatte er Queers immer wieder als „pervers“ bezeichnet.
EU tritt Istanbul-Konvention bei
Am 10. Mai 2023 abgestimmt – am 1. Juni 2023 beschlossen. Wegen Bedenken einzelner Mitgliedstaaten (Sie wissen, wer sie sind) konnte die EU der Istanbul-Konvention lange nicht beitreten. Im Oktober 2021 machte der Europäische Gerichtshof dann den Weg frei: In seinem Gutachten bestätigte er, dass die Europäische Union dem Übereinkommen von Istanbul auch beitreten kann, wenn einzelne Mitgliedstaaten sich dagegen aussprechen. Durch den Beitritt der EU können diese Mitgliedsstaaten zwar nicht zur nationalen Ratifizierung der Konvention gezwungen werden. Allerdings werden bei bestehender EU-Zuständigkeit ein europäischer Rechtsrahmen und eine Gerichtsbarkeit vor dem Europäischen Gerichtshof geschaffen.
Zur Lage im Iran
Der Protest gegen das Regime im Iran, der insbesondere von Frauen getragen wird, geht weiter. Die Mullahs versuchen es jetzt mit sozialer Ausgrenzung sowie moderner Überwachungstechnologie aus China, gerichtet gegen Frauen, die sich ohne Hidschab in der Öffentlichkeit zeigen. Näheres hier. Ohne die beiden Journalistinnen Nilufar Hamedi und Elahe Mohammadi hätte die Weltöffentlichkeit wohl nicht vom Tod Mahsa Jina Aminis erfahren, der die Proteste auslöste. Seit September 2022 sitzen sie im Gefängnis. Der Prozess gegen sie hat nun begonnen. Vorgeworfen wird ihnen: Kooperation mit den „feindlichen“ USA, Verschwörung gegen die nationale Sicherheit und Propaganda gegen das islamische Regime.
Professorinnenprogramm
Zum vierten Mal wurde das Professorinnenprogramm aufgelegt, mit dessen Hilfe der Frauenanteil an Professuren in deutschen Unis gesteigert werden soll. Die Evaluation des letzten Programms ergab: Fortschritt findet statt, aber er ist eine Schnecke: 2009 gab es 18 Prozent Professorinnen, 2023 sind es 28 Prozent – bei über 50 Prozent der Studienanfängerinnen… Über Vor-, Nachteile sowie Unzulänglichkeiten des Programms Näheres hier.
Anne-Klein-Frauenpreis: Kandidatinnen gesucht
Die Heinrich-Böll-Stiftung lädt ein, Kandidatinnen für den Frauenpreis zu benennen. Ihr könnt eure Kandidatin auf maximal drei DIN A4-Seiten vorstellen und eure Wahl begründen. Mit dem Anne-Klein-Frauenpreis ehrt die Heinrich-Böll-Stiftung Frauen, die mutig und hartnäckig für Menschenrechte, Gleichberechtigung und sexuelle Selbstbestimmung eintreten. Der Preis ist mit 10.000 EUR dotiert und wird seit 2012 vergeben. Die Ausgezeichneten kommen aus dem In- und Ausland. Weitere Details und die Nominierungskriterien findet ihr hier: www.boell.de/annekleinfrauenpreis
Einsendeschluss ist am 3. September 2023.
Die Wissenschaft hat festgestellt…
Ein internationales Team von Wissenschaftler*innen hat festgestellt, dass arme Menschen seltener sterben, wenn man ihnen Geld zum Leben gibt, zum Beispiel in Form von Sozialhilfe oder Ähnlichem. Die weitaus stärkste Abnahme von Todesfällen stellten sie bei Frauen und Kindern in ärmeren Ländern fest, besonders in Situationen rund um die Geburt. Nachzulesen in der renommierten Wissenschafts-Zeitschrift Nature. Wir lesen und staunen.
Frauengesundheit zum Zweiten:
In Indien gibt es kaum Zugang zu Brustkrebs-Screening. Die Organisation discovering hands nutzt den überlegenen Tastsinn sehbehinderter Frauen, um frühzeitig Tumore zu ertasten. Solche Frauen haben in Indien – mangels spezieller Schulen und Assistenzmöglichkeiten – oft kaum jemals das Haus verlassen und erleben dadurch mehr Selbstwirksamkeit und Lebenssinn. Im Übrigen wurde diese Methode vom deutschen Frauenarzt Frank Hoffmann entwickelt – und kann hierzulande ebenfalls in Anspruch genommen werden.
Elternschaft rechtlich neu denken
Am 15.5.2023 berichteten wir darüber: Der Deutsche Juristinnenbund, Pro Familia sowie rund dreißig weitere Organisationen drängen auf eine zügige Reform des Abstammungsrechts. Die Böll-Stiftung zusammen mit PRiNa – Politiken der Reproduktion, interdisziplinäres Nachwuchsforscher*innennetzwerk hat nun ein Policy Paper herausgegeben: Elternschaft rechtlich neu denken – Mitmutterschaft, Verantwortungsgemeinschaft und Kleines Sorgerecht.
#DieNächste
Fünf Frauen, die selbst Opfer von häuslicher Gewalt waren, brechen das Schweigen und haben die Initiative #DieNächste gegründet. Gegen das Schweigen und die Scham. Und gegen das Klischee, dass starke, gebildete Frauen nicht betroffen sind.
Hilfetelefon jetzt mit EU-weiter Nummer 116 016
10 Jahre besteht jetzt das Hilfetelefon für Betroffene von Gewalt. Zum Juni startet nun eine EU-weite Nummer: 116 016 – unter dieser Nummer bekommen gewaltbetroffene Frauen bald in vielen Ländern Europas Hilfe – in Deutschland gilt sie ab Juni dieses Jahres. 116 ist die europäisch einheitliche Nummer für soziale Dienste, 016 steht für den Bereich „Gewalt gegen Frauen“. Die längere Nummer bleibt auch im nächsten Jahr weiterhin bestehen: 08000 116 016 – rund um die Uhr aus deutschen Telefon- und Mobilfunknetzen erreichbar. In 18 Fremdsprachen erhalten hier gewaltbetroffene Frauen anonyme Beratung.
Bremen News
IT–Jobs: Gut bezahlt und männlich dominiert. Die Arbeitnehmerkammer Bremen hat jetzt einen Branchenreport zum Thema veröffentlicht. Wer in der IT arbeitet verfügt meist – verglichen mit der Gesamtbeschäftigung – über ein höheres Einkommen. Zudem sind IT-ler*innen überdurchschnittlich häufig in Vollzeit beschäftigt. Jedoch ist der Druck mitunter hoch, Arbeitszeiten überlang. Dies auch, weil betriebliche Mitbestimmung oft fehlt und Tarifverträge selten sind. Der Frauenanteil in IT-Berufen ist niedrig. Dies liegt einerseits an entgrenzten und überlangen Arbeitszeiten, andererseits an den auch heute noch weit verbreiteten traditionellen Rollenbildern: Technik ist „Männersache“. Um die Chancen für Frauen zu verbessern, gibt es im Land Bremen aber einige Ansätze – etwa den internationalen Frauenstudiengang Informatik und das Projekt „F.IT – Frauen in IT“. Diese projektorientierten Maßnahmen sind gut, reichen aber nicht aus. Mehr Information.
Veranstaltungstipps diese Woche:
taz Salon zu Iran: „Was im Iran geschieht, ist feministische Weltgeschichte“ Am 8. Juni 2023 in der Humboldtschule in Bremerhaven, mit Gilda Sahebi, Autorin von ‚Unser Schwert ist Liebe’– Die feministische Revolte im Iran.
Meet-Up Club of Heroines* Die Bremer Musikerinnen-Szene trifft sich zum Kennenlernen und Austausch. Erfahrene Musikfrauen* aus den unterschiedlichsten Bereichen des Business werden mit ihrem Werdegang vorgestellt. 15. Juni 2023 18:00 im Klub Dialog.
Vom 16. bis 18. Juni 2023 laufen in Bremen die Pride Filmtage mit QueerFilmNacht.
Viel Vergnügen wünschen
Glenys & Irene
Schreibe einen Kommentar