Lesbische Sichtbarkeit, die Anerkennung von Hebammen, zwei Lockerungen von Gesetzen zu Schwangerschaftsabbrüchen und – die erste Cheftrainerin im deutschen Männer-Profi-Fußball. Übrigens: mit wem wärst du lieber allein im Wald – einem Mann oder einem Bären?
Lesben und Alter
Anlässlich des Internationalen Tags der lesbischen Sichtbarkeit am 26. April 2024 forderte der Dachverband Lesben und Alter den Aufbau und Erhalt von Strukturen für ältere Lesben in Bund, Ländern und Kommunen. Ältere Lesben kämpfen bis heute mindestens dreifach um Sichtbarkeit: als gleichgeschlechtlich Liebende, als Frauen und als ältere Personen. Sensibilisiert durch die queere Altersarbeit sind Kommunen und Freie Träger zunehmend bereit, Angebote für lesbische und queere Senior*innen zu schaffen. Doch es fehlt ihnen spezielles Wissen, denn lesbische Senior*innen benötigen eine andere Ansprache und andere Angebote als hetero-normative Gleichaltrige.
Der Dachverband Lesben und Alter ist besorgt über den drohenden Wegfall landesweiter und kommunaler Strukturen in Nordrhein-Westfalen und fordert den Erhalt nachhaltiger Teilhabeangebote für ältere lesbische Frauen. Hier geht es zum Positionspapier, das der Dachverband Lesben und Alter e.V. gemeinsam mit BISS (Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren e.V.) veröffentlicht hat.
Arizona stoppt Abtreibungsverbot
Der Oberste Gerichtshof des US-Bundesstaates Arizona hatte im April 2024 ein fast komplettes Abtreibungsverbot verfügt, indem er ein Gesetz aus dem Jahr 1864 wieder einsetzen ließ. Damit wäre ein Schwangerschaftsabbruch selbst im Falle von Vergewaltigung und Inzest illegal gewesen. Dies wurde nun vom Abgeordnetenhaus und dem Senat des Bundesstaats verhindert, indem sie für die Aufhebung des alten Gesetzes stimmten. Auch zwei Republikanische Abgeordnete stimmten dafür.
Dänemark hebt die Grenze an
Künftig werden Schwangerschaftsabbrüche in Dänemark bis zur 18. Woche (bislang 12.) möglich sein. Auch dürfen Mädchen ab 15 Jahren ohne die Einwilligung ihrer Eltern eine Abtreibung vornehmen lassen. Wer könnte besser über die „unaufgeregte Diskussion über den historischen Beschluss“ berichten als der Nordschleswiger.
Und in der EU…
My Voice My Choice bittet um Unterstützung – mit Unterschrift und/oder Spende: „Wir brauchen 1 Million Unterschriften für sichere und zugängliche Abtreibungen in Europa. Am 24. April haben wir mit der EU-weiten Unterschriftensammlung zur Unterstützung unserer Europäischen Bürgerinitiative begonnen. Machen Sie mit und gehören Sie zu den Ersten, die unterschreiben!“
Handlungsempfehlungen gegen Weibliche Genitalverstümmelung und Zwangsheirat
Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hat einen neuen interdisziplinären Leitfaden entwickelt, der sich an die Einrichtungen und Behörden richtet, deren Mitarbeitende in Kontakt mit betroffenen und gefährdeten Mädchen kommen: Schulen und Kitas, Polizei, Jugendämter, Geflüchtetenunterkünfte und medizinische Einrichtungen. Die Handlungsempfehlungen sind hier abrufbar.
Frauen leben länger – aber ohne ihre Gesundheit
Eine Studie zum Gender Health Gap hat jetzt ergeben: Männer erleiden eher Krankheiten, die zu ihrem vorzeitigen Tod führen, während Frauen auf längere Sicht mit einer höhere Krankheits- und Behinderungslast leben. Die eklatanten Gesundheits-Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen einen zwingenden Bedarf an alters- und gendergerechter Forschung und an politischem Willen, auf eine größere Gesundheitsgleichheit hin zu arbeiten.
Hebammen in Deutschland
Zwar ist die Zahl freiberuflicher Hebammen zuletzt leicht gestiegen. Trotzdem wurden 2023 mehr als 40 Prozent der befragten Mütter nicht von einer Hebamme im Wochenbett betreut, obwohl sie ein Anrecht darauf gehabt hätten. Ein Grund ist die schlechte Bezahlung, die nicht nach Arbeitszeit bemessen wird, sondern nach Fallpauschalen. Bereits seit 2021 laufen Verhandlungen zwischen den Hebammen-Verbänden und den gesetzlichen Krankenkassen, um eine Verbesserung zu erzielen. Anlässlich des Internationalen Hebammentages am 5. Mai hier ein Bericht: Unterwegs mit einer Geburtshelferin.
Die Erste
Sabrina Wittman wird die erste Cheftrainerin im deutschen Männer-Profi-Fußball. Nachdem der FC Ingolstadt seinen bisherigen Trainer gefeuert hat, übernimmt sie nun als erste Frau den Posten der Cheftrainerin.
„Wir sollen ausgelöscht werden“
Am ‚World Press Freedom Day‘ 2023 saßen Reporterinnen noch dabei im Büro der Afghan Independent Journalists Association (AIJA) in Kabul. Dieses Jahr gibt es kaum noch weibliche Berichterstatterinnen in Afghanistan. Rukhshana Media, die für Afghaninnen aus dem Exil schreibt und Zan Times, die aus dem In- und Ausland für Frauen und LGBTQI berichtet, befürchten, dass – wie bei Arbeit, Bildung und Öffentlichkeit schon geschehen – die Präsenz von Frauen aus dem medialen Leben vollkommen getilgt wird. Zum Beispiel wurden drei männliche Radio-Journalisten verhaftet, weil sie mit weiblichen Anrufenden in einer Live-Sendung gesprochen und damit eine verbotene Beziehung mit ihnen gepflegt hätten. Afghanistan hatte früher eine blühende Medienlandschaft: Jetzt liegt es an Zahra Joya und den anderen weit verstreuten – zum Teil als Flüchtlinge – lebenden afghanischen Journalist*innen, um die wahren Nachrichten aus ihrer Heimat zu berichten.
Wiedergutmachung für Opfer von sexueller Gewalt (2)
Letzte Woche berichteten wir an dieser Stelle über die geplanten Reparationen für Opfer von sexueller Gewalt im Ukrainekrieg. Jetzt schreibt Clara Sandoval über das „Ökosystem“, das in einem Land vorhanden sein muss, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Die Ukraine, sagt sie, hat alle notwendigen Komponenten. Aber welche Länder haben Teile dieses Systems und könnten mehr unternehmen? Das Wichtigste, sagt sie, sei eine starke weibliche Führung – in der Ukraine Olena Zelenska.
Leider nicht geheim genug
Nur knapp nach ihrer Übernahme des UN-Vorsitzes zur Frauenförderung wird aus Saudi-Arabien eine bislang geheim gehaltene Verurteilung einer jungen Frau bekannt. Sie wurde wegen der Auswahl ihrer Kleidung und der Unterstützung von Frauenrechten auf Social Media Kanälen zu elf Jahren Haft verurteilt. Manahil al-Utaibi sei bereits im Januar – und damit mehr als ein Jahr nach ihrer Festnahme – von einem Spezialgericht für Terrorismus verurteilt worden, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mit.
Bremen News
Europawochen. Am 2. Mai 2024 wurden im Rathaus durch Bürgermeister Andreas Bovenschulte die Europawochen eröffnet, verbunden mit der Preisverleihung im Rahmen des Comic- und Illustrationswettbewerbs „Du! Wählst! Europa!“. Die Europawochen finden bundesweit im Mai statt. In Bremen und Bremerhaven sind über 40 Einrichtungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen beteiligt. In diesem Jahr stehen die Europawochen ganz im Zeichen der Wahl zum Europäischen Parlament am 9. Juni. Das Programm bietet mit seinen fast 60 Veranstaltungen sehr vielfältige Angebote, vor allem auch für Jugendliche. Denn gewählt werden darf ab 16! Das Programm gibt es unter www.europa.bremen.de.
Zum Welthebammentag am 5. Mai: Die Lichtblicke sind Hebammenzentren, Studienabsolventinnen und Qualitätssiegel – aber Fachkräftemangel bleibt das größte Problem. „Diese wichtige und prägende Zeit im Leben von Eltern und Neugeborenen trifft auf eine unterversorgte und dauerhaft angespannte Geburtshilfe. Es ist dem hohen Ethos und Engagement der Geburtshelferinnen, sei es freiberuflich oder in der Klinik, zu verdanken, dass die Versorgung noch nicht zusammengebrochen ist“, so Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm.
Europawahl. Am 9. Juni 2024 findet die Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments statt. Rund 463.000 Menschen sind im Land Bremen wahlberechtigt. Sie alle erhalten per Post ihre Wahlbenachrichtigung von den Wahlämtern Bremen und Bremerhaven. Der Versand der Wahlbenachrichtigungen hat am Dienstag, den 30. April 2024 begonnen. Also schaut mal nach in eurem Briefkasten!
Breminale für Engagierte: Sucht Ihr eine Bude? Wenn ihr zum Kreis der aktivistischen Gruppen, Flüchtlingshilfe, Seenotrettung, Künstler:innen, kulturschaffenden Gruppen oder Gemeinnützigen Vereine zählt, dann meldet Euch formlos bis zum 7. Juni 2024 bei subkulturdorf_bretterbuehne@proton.me . Bis auf einen direkten Verkauf und das Abspielen von Ton ist nahezu alles möglich: Infobuden, Mitmach-Aktionen, Ausstellungen, Flyering, Aktionen starten, Vorträge halten oder Ähnliches. Den Platz könnt ihr während der Breminale kostenlos nutzen, lediglich beim Auf- und Abbau der Buden wird eure Beteiligung gewünscht. Siehe Flyer: Buden_Aufruf_2024
Zu guter Letzt
Warum viele Frauen lieber mit einem Bären allein im Wald wären, als mit einem Mann.
Und… Wer lange wildpinkelt, wird endlich erhört. Amsterdam verbietet zwar das öffentliche Urinieren, stellt aber erst nach 12 Jahren auch Toiletten für Frauen in Aussicht.
Irene & Glenys
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