Auch dieses Mal war die vortragende Person bereit, besonders viele Kilometer für die Veranstaltungsreihe Critical Porn Studies in Kauf zu nehmen. Mireille Miller-Young, Professorin für Feminist Studies an der Universität Santa Babara (Kalifornien), war zu Gast an der Uni Bremen, um über Schwarze Sexarbeiter*innen in den USA zu sprechen. Sie hat unter anderem das bahnbrechende Buch „A Taste for Brown Sugar: Black Women in Pornography“ geschrieben und das „Feminist Porn Book“ herausgegeben. Damit besetzt Mireille Miller-Young als eine der Ersten diesen Wissenschaftszweig und leistet unverzichtbare Arbeit in diesem Bereich.
Konfliktraum Gesellschaft
Die Vorlesung nahm die Zuhörenden mit auf eine Zeitreise der Darstellung von Pornografie und die Darstellung von Schwarzen Frauen in der Pornografie. Mireille Miller-Young zeigte Archivmaterial aus Kolonialzeiten bis hin zu heutigen Darstellungen von Schwarzen Sexarbeiterinnen. Dabei wurde stets deutlich, in was für einem Spannungsverhältnis die Arbeiter*innen zum rassistischen Klima in der Gesellschaft und den ausbeuterischen Verhältnissen im Sinne des Kapitals stehen. Dies zeigt sich unter anderem in der Hypersexualisierung von Schwarzen Frauen. Zudem werden in der Pornoindustrie rassistische und stereotypische Rollen bedient; so waren beispielsweise im 20. Jahrhundert besonders häufig Schwarze Darstellerinnen in der Rolle der Hausmädchen zu finden. Dadurch entsteht der Konflikt zwischen dem Liberalisierungswillen von Schwarzen Menschen und der Überwindung von strukturellem Rassismus auf der einen Seite und die Wiederholung der Hypersexualisierung und Stereotype der Betroffenen als Sexarbeiter*innen auf der anderen Seite. Die Arbeitsbedingungen sind teilweise prekär, weil die Industrie kaum reguliert ist. Viele Arbeiter*innen sind als Freelancer tätig, welches den Zusammenschluss der Arbeiter*innen mit gleichen Interessen hindert und somit Arbeitskämpfe schwerer bestreiten lässt. Auch hier sind Schwarze Arbeiterinnen häufig doppelt belastet, da ihnen weniger Gehalt und schlechtere Bedingungen angeboten werden. Wenn sie sich über ihre Arbeitsbedingungen beschweren, können sie ihre Karriere riskieren, da sie als „schwerumgänglich“ und „zickig“ abgestempelt werden. Hier zeigt sich wie rassistische, sexistische und klassistische Diskriminierung zusammenkommt.
Die Arbeit von Kollektiven
Gegen diese Form von Diskriminierung und Unterdrückung kämpfen Kollektive, wie beispielweise das „Black Sex Worker Collective„. Dies ist ein Zusammenschluss Schwarzer Feminist*innen, welche sich der rassistischen Branche widersetzen. Ein Anliegen ist hier unter anderem die Entkriminalisierung von Sexarbeit und die Anerkennung der Arbeit als tatsächliche Arbeit. Schwarze Sexarbeiter*innen sind besonders häufig Polizeigewalt ausgesetzt und werden öfter für ihre Arbeit verurteilt, selbst wenn sie Übergriffe ihrer Klient*innen anzeigen, wie diese Studie belegt.
Sexarbeiter*innnen sind nicht pauschal Opfer
Meiner Wahrnehmung nach, war es Mireille Miller-Young wichtig zu betonen, dass Sexarbeit innerhalb der feministischen Kreise als Arbeit angesehen wird und von der Viktimisierung der Arbeiter*innen abgesehen wird. Arbeiter*innen eine andauernde Opferrolle zuzusprechen, entspräche nicht der Eigenständigkeit, die, die Arbeiter*innen haben. Stattdessen wird das Argument der Arbeiter*innen als Opfer oft von (extrem-)rechten und konservativen politischen Strömungen instrumentalisiert und ist somit kontraproduktiv für die feministische Debatte.
Die letzte Veranstaltung
Die Ringvorlesung Critical Porn Studies nähert sich dem Ende zu, doch eine letzte Veranstaltung wartet noch auf euch! Nächste Woche Dienstag am 18. Juli um 18:30 Uhr findet im CITY 46 ein Kurzfilmprogramm statt, welches von Christine Rüffert kuratiert wurde. Es herrscht eine begrenzte Platzwahl, also holt euch ein Ticket bevor es zu spät ist! Weitere Infos gibt es hier.
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