Freiheit für Frauen
Geboren wurde Alexandra Michailowna Kollontai am 19. März 1872 in Sankt Petersburg. Als Tochter eines reichen russischen Generals wuchs sie in behüteten, bürgerlichen Verhältnissen auf und genoss eine umfangreiche Schulbildung. Im Alter von 26 Jahren begann sie ein Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Zürich. Aufgrund ihres Interesses für die Rechte von Arbeiterinnen, schloss sie sich dann der sozialistischen Bewegung an. Im Zuge dessen brachte Kollontai Texte hervor, in denen sie sich überwiegend für die Gleichberechtigung von Mann und Frau aussprach.
Die wirklich befreite Frau müsse materiell vom Mann unabhängig sein, betonte sie beispielsweise. Um Ideale wie diese auch in der sowjetischen Gesellschaft zu etablieren, setzte sie sich 1905 für autonome Frauenabteilungen innerhalb der Kommunistischen Partei ein. Drei Jahre später forderte Kollontai auf dem Ersten Allrussischen Frauenkongress öffentlich die Emanzipation der Frau. „Ich wollte frei sein“, kommentierte sie ihr Wirken: frei von einer prüden Sexualmoral, die Frauen in die Rolle der Hausfrau und Mutter zwingt. Doch „nicht die sexuellen Bestrebungen bestimmen, das Ansehen einer Frau, sondern ihr Wert im Arbeitsleben“, so unsere Frau der Woche, die selbst einiges an wertvoller Arbeit vorweisen konnte.
Viel erreicht, viel gekämpft, viel gearbeitet
Ihre beharrliche Entschlossenheit und das daraus resultierende angespannte Verhältnis zur sowjetischen Regierung blieben nicht ohne Folgen. Ab 1921 durfte Alexandra Michailowna Kollontai den russischen Staat nur noch im Ausland vertreten. Als Botschafterin in Norwegen, Mexiko und Schweden war sie weltweit die erste Frau in dieser Rolle. Und tatsächlich erledigte sie auch diese Arbeit mit Leidenschaft. So trug sie unter anderem zu einem bedeutenden Wirtschaftsvertrag mit Norwegen und zum Waffenstillstand mit Finnland im zweiten Weltweltkrieg bei.
Kollontai war ihr Leben lang überzeugte Feministin und Sozialistin, die nicht müde wurde, sich für die Rechte von Frauen zu engagieren. „Die Frauen und ihr Schicksal beschäftigen mich ein Leben lang,“ schrieb sie rückblickende auf ihr Lebens als russische Revolutionärin.
Victoria Kräwinkel
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