Sie ist eine wichtige Person der Hamburgischen Sezession. Die motivierte Künstlerin wollte mehr als eine dilettierende höhere Tochter werden. Sie wollte eine professionelle Ausbildung machen, als es für Frauen noch nicht möglich war. Unsere Frau der Woche ist Anita Rée.
Die Werke der Künstlerin Anita Rée (1885-1933) fand ich sehr besonders. Sie wuchs in Hamburg auf. Dort nahm sie Malunterricht. Sie war Schülerin von Arthur Sieblist und sie beschäftigte sich mit Figurenbildern, Stillleben, Interieurs und Aktzeichnen. Eine reguläre akademische Ausbildung war noch nicht möglich für Frauen. Die jungen Mädchen gingen in Hamburg in die Private Damenschule von Velasca Röver, aber Anita Rée nicht. Sie hatte Privatunterricht. Ihr Talent wurde von Max Liebermann bestätigt und so erlaubten ihre Eltern ihr, ihre Studien in Paris fortzusetzten.
Der Aufenthalt in Paris
Von 1912 bis 1913 lebte Anita Rée in Paris und vertiefte dort ihre Kenntnisse. Ihr Lehrer war Fernand Léger und bei ihm schloss sie ihre Ausbildung ab. Sie schätzte den Stil von André Deren, Paul Cézanne und Paula Modersohn-Becker. Zurück in der Heimat blieb sie dort zehn Jahre lang. Die 1920er-Jahre waren in Hamburg eine kreative Zeit für die avantgardistischen Künstler*innen. Sie bauten eine lebendige, aufsteigende Kunstszene.
Die Zeit in Italien
Später im Jahr 1922 zog sie nach Italien um. Sie mochte es nicht nur, den Ort zu wechseln und neue Kunst zu sehen, sondern auch Landschaften zu malen. Die italienischen Teilansichten und die Werke der Frührenaissance inspirierten die Künstlerin. Am Anfang fuhr sie nach Tirol und malte die Alpenlandschaft und die architektonischen Ensembles der Orte. Im Spätsommer fuhr die Künstlerin nach Süden. Sie wählte Positano, einen Ort südlich von Neapel. Sie war fasziniert und neugierig, andere Länder zu entdecken, und dieses Interesse charakterisierte ihre folgenden Arbeiten. „Ich möchte nie nach Deutschland zurück“ schrieb sie im Februar 1923 an Sabine Calmann. Aber zwei Jahre später verließ sie Italien, um wieder in Hamburg zu leben. Später zog sie nach Sylt um. Im März 1933 wurde die 12. Ausstellung der Hamburgischen Sezession auf Anordnung des Reichspropaganda-Ministeriums polizeilich geschlossen. Vor Ende des Jahres nahm sich die Künstlerin das Leben.
Das Selbstbildnis
Anita Rée befasste sich mit Selbstbildnissen seit dem Jahr 1904. Die Frage nach der Identität und der Herkunft belebte die Künstlerin mit jüdischen und südamerikanischen Wurzeln. Farbe, Formen und Komposition variieren immer. Ihr Blick ist frontal, oder die Beobachterin aus den Augenwinkeln betrachtet. Das Selbstbildnis aus dem Jahr 1930 macht mit den nachdenklichen Augen, dem geschlossenen Mund und dem grünen Hintergrund einen Eindruck von Melancholie, Isolation oder Leiden am Leben
„Indem sie sich nackt malt, zitiert sie außerdem die von ihr als Vorkämpferin des Selbstakts in der Klassischen Moderne empfundene Modersohn-Becker.“ (Die Selbstbildnisse, Seite 36)
Paula Modersohn-Becker malte schon im Mai 1906 das revolutionäre Selbstbildnis am 6. Hochzeittag.
Das Jubiläum der Hamburgischen Sezession
In der Hamburger Kunsthalle läuft bis 9. Februar 2020 die Ausstellung „100 Jahre Hamburgische Sezession – Begegnungen in der Sammlung“. Werke von Alma del Banco, Karl Ballmer, Fritz Flinte, Ivo Hauptmann, Paul Henle, Karl Kluth, Dorothea Maetzel-Johannsen, Rolf Nesch, Anita Rée, Otto Rodewald, Heinrich Steinhagen und Gretchen Wohlwill sind ausgestellt. Ihre Künste repräsentieren die verschiedenen Strömungen der Epoche wie beispielsweise den Postimpressionismus und den Expressionismus. Jetzt sind ihre Arbeiten wieder in den Räumen der Hamburger Kunsthalle zu sehen und können die Besucher*innen inspirieren.
Vanessa Marchegiani
Literatur:
Ich bin Ich – Paula Modersohn-Becker. Die Selbstbildnisse, Hirmer Verlag 2019
Anita Rée – Leben und Werk einer Hamburgerin Malerin 1885-1933, Verl. Verein für Hamburgische Geschichte, 1986
Anita Rée: das Werk, München: Prestel, 2018
Schreibe einen Kommentar