Diane Boldt ist eine Bremer Unternehmerin, die durch ihren Elan und ihre Authentizität inspiriert und zeigt, wie vielseitig der Weg in die Selbstständigkeit aussehen kann. Mit ihrem Weingeschäft GluckGluck bringt sie seit September 2019 frischen Wind in die Neustadt. Doch der Traum vom eigenen Laden war nicht immer ihr Wegbegleiter.
Immer dem Bauchgefühl nach
Ihr Karriereweg startete fernab von Weinkultur und edlen Tropfen. Nach dem Abitur in Bremen hatte sie einen Studienplatz für Pädagogik und Kunst in Oldenburg in der Tasche, entschied sich aber kurzerhand dazu, doch ihrer damaligen Leidenschaft der Fotografie nachzugehen. So fing sie eine Ausbildung bei dem Bremer Traditionsunternehmen Photo Dose an. Sechs Jahre und eine Weiterbildung zur Multimediagestalterin später packte sie doch nochmal der Wissensdurst und sie schrieb sich an der Uni Bremen für Kunst und Geschichte auf Lehramt ein. Nebenbei hatte sie immer gearbeitet. Hauptsächlich in der Gastronomie. Doch die Nachtarbeit ließ sich irgendwann nicht mehr gut mit dem Alltag vereinbaren und so landete sie als Minijobberin in einem Weinhandel. Davor hatte sie mit Wein nie viel am Hut gehabt:
„Bevor ich im Weinhandel angefangen habe, habe ich eher Bier getrunken als Wein. Wein war für mich immer rot und ich kannte vielleicht gerade mal zwei Sorten.“
Der Nebenjob wird zur Passion
Nach vollendetem Studium machte sie ihr Referendariat an einer Schule in Oldenburg, bemerkte allerdings schnell, dass der Schulbetrieb mit all seinen Vorgaben und Regeln nicht zu ihr passte. Mit Menschen konnte sie aber trotzdem schon immer gut, und so hatte sie in der Zwischenzeit am Weinhandel viel Freude gefunden. Die Festanstellung ließ dann nicht lange auf sich warten, und so tauchte sie komplett in die Welt der Weine ein. Auf Dienstreisen nach Piemont, Burgund und in die Pfalz erweiterte sie ihren Horizont und schärfte ihre Geschmacksknospen, indem sie lernte, Wein mit dem richtigen Essen zu kombinieren. Auch Urlaubsreisen verband sie gerne damit, Winzer*innen zu besuchen und von ihnen alles über ihr Handwerk zu lernen. So schaffte sie sich Kontakte in Portugal, auf Mallorca und dem spanischen Festland.
Der eigene Laden
Für eine potenzielle Filialerweiterung ihres damaligen Arbeitgebers, besichtigte Diane Boldt 2019 schließlich ein ehemaliges Reformhaus im Buntentor. Ihrem Arbeitgeber waren die Räumlichkeiten zu klein, sie war aber sofort in den Laden verliebt.
„Das war wie bei einer Wohnungsbesichtigung. Ich habe gemerkt: Das passt perfekt. Wenn ich das jetzt nicht mache, werde ich mir das nie verzeihen. Und der Gedanke, meine eigene Chefin zu sein, hat sowieso schon lange in mir rumort.“
So wagte sie nach über 12 Jahren Angestelltenverhältnis im Einzelhandel den Sprung in die Selbstständigkeit. Eigenkapital hatte sie keines, deswegen bewarb sie sich mit einem Businessplan bei Starthaus für eine Förderung und erhielt diese auch aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in dem Geschäftszweig.
Auch die Nachbarschaft und die ehemaligen Inhaber*innen des Ladens waren ihr bekannt, da sie ihre Fotograf*innenausbildung nur ein paar Häuser weiter absolviert hatte und selbst schon seit 24 Jahren in der Neustadt lebt. So baute sie sich schnell ein Netzwerk auf und die familiäre Atmosphäre machte den Start leichter.
Die Hürden der Selbstständigkeit
Der Schritt in die Selbstständigkeit bringt aber auch einige Herausforderungen mit sich. Geldsorgen und Zweifel waren zumindest zu Beginn ständige Begleitende.
„Ich habe ewig überlegt, ob ich das wirklich durchziehen soll. Immerhin komme ich aus einer Familie, in der immer alle angestellt waren. Ich habe mich da in das Unbekannte begeben und noch dazu über kein eigenes Geld verfügt. Ich habe auch noch nie zuvor einen Kredit aufgenommen. Deswegen waren die Geldsorgen für mich das Schlimmste.“
Trotzdem ließ sie sich nicht den Wind aus den Segeln nehmen und riskierte den Sprung ins kalte Wasser. Innerhalb weniger Wochen renovierte sie fast alleine den gesamten Laden und sorgte dafür, dass der ursprüngliche Glanz der Altbremer Räumlichkeiten wieder zum Vorschein kam.
Die meisten Möbelstücke würfelte sie secondhand zusammen, wodurch ein einzigartiger Vintage-Charme entstand, der ihre ganz persönliche Note trägt. Das spiegelt auch die Art und Weise ihres Unternehmerinnentums wider. Sie arbeitet mit anderen zusammen und nicht gegen sie. Tauscht sich mit Geschäften aus der Nachbarschaft aus, um gemeinsam an der Weiterentwicklung des Stadtteils mitzuwirken. Sie zeichnet ihre Veranstaltungsflyer selbst und spricht mit offenen Weintastings und alternativen Events wie „Finder statt Tinder“ oder einem veganen Fünf-Gänge-Menü auch jüngere Zielgruppen an. 90 Prozent ihrer Weine sind Bio und sie bezieht alle aus Europa, um CO2 einzusparen.
„Es ist schön, wenn Leute hier reinkommen und sagen: ‚Ach den Laden habt ihr aber schön gemacht!‘ und ich dann erwidern kann: ‚Nein, ich habe das gemacht. Ich bin hier die Chefin.‘ Deswegen finde ich, man sollte Frauen auch mehr darin bestärken, sich selbstständig zu machen. Vor allem, weil sich laut einer Studie der Commerzbank weniger Frauen als Männer diesen Schritt zutrauen. “
Diane Boldt zeigt uns, dass es in der Selbstständigkeit um mehr geht als nur um Gewinnorientierung. Es geht darum, Träume zu verwirklichen, Entscheidungsfreiheit zu erlangen und nach den eigenen Vorstellungen handeln zu können.
Karolin Lammer
Michael Boldt meint
Hallo Didi, wir sind stolz auf Dich.
Deine Ollen: Hanna & Michael.
Diane meint
Das ist ein wirklich schöner Text. Danke!
renate meint
Liebe Diane, es war uns eine große Freude. Herzliche Grüße aus der Redaktion, Renate