Wie steht’s eigentlich mit feministischer Außenpolitik in Deutschland? Dieselbe Frage stellte sich Kristina Lunz wohl auch und gründete zusammen mit ihrer Kollegin Marissa Conway 2016 die Organisation „Centre for Feminist Foreign Policies“. Sie bilden die erste Initiative dieser Art. Ihr feministischer Anspruch ist es, Intersektionalität und den unabdingbaren Schutz von Frauen in den globalen Kontext zu bringen und zu thematisieren.
„Wir brauchen eine Außenpolitik, die nicht exklusiv und männlich, sondern vielschichtig ist. Eine Außenpolitik, die die Forschung ernst nimmt. Weil die Forschung zeigt, dass das Niveau von Geschlechtergerechtigkeit – wie oft Frauen Opfer von Gewalt werden, ob alle Geschlechter gleiche Rechte haben – mehr darüber aussagt, ob ein Staat nach innen und außen friedlich ist, als beispielsweise das Niveau von Demokratie oder der Wohlstand eines Staates. Danach müssen wir handeln. Nämlich so, dass alle außen- und sicherheitspolitischen Entscheidungen dazu beitragen, diese Ungerechtigkeiten abzubauen.“ (https://www.kristinalunz.com/writing)
Ihr spannender Lebenslauf
Dabei beschreitet Kristina Lunz einen eher ungewöhnlichen Weg. Als Kind einer
Arbeiter*innenfamilie aus einem kleinen Dorf in Bayern schafft sie es bis zur Uni in London und macht anschließend ihren Master in Oxford. Sie arbeitete unter anderem im „Gender and Coordination Office“ des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) in Yangon, Myanmar. Danach unterstützte sie die lokale NGO Sisma Mujer in Bogotá, Kolumbien, zu “Frauen, Frieden und Sicherheit“.
Bemerkenswert ist ihr öffentliches Engagement gegen jegliche Ungerechtigkeit: Sie bezeichnet sich selbst als Aktivistin. Zahlreiche Projekte und Kampagnen gründete und begleitete sie. Deswegen rief sie die NGO „GEM – Gender Equality Media e.V.“ ins Leben, die Aufmerksamkeit für den Zusammenhang zwischen medialem Sexismus und geschlechtsspezifischer Gewalt schafft. Die gezielte Kampagne hat dazu beigetragen, dass BILD ihre Objektifizierung von Frauenkörpern in Form des „BILD-Girls“ änderte.
„Frauen in die Politik!“
Eines der zentralen Themen, die sie immer wieder betont: Frauen müssen in politische Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden. Dabei geht es nicht um einen Zahlenausgleich, der gut auf dem Papier aussieht. Frauen sind immer mehr von Gewalt und Krisensituationen wie zum Beispiel Umweltzerstörung betroffen als Männer. Es ist also eine humane Notwendigkeit, Frauen mehr mit einzubeziehen und ihnen vor allem zuzuhören. Deswegen gründete sie das Centre for Feminist Foreign Policies. Nach dem Vorbild der schwedischen Regierung, die bereits 2014 dieses Thema öffentlich besprach und es schließlich erfolgreich in den politischen Entscheidungsprozess mit einbrachte.
Um Frauen langfristig in den politischen Prozess zu integrieren und Probleme sichtbar zu machen, braucht es Frauen wie Kristina Lunz. Im Februar 2019 wurde sie auf die „Forbes 30 under 30“ des Forbes Magazine gewählt. Wir können dem nur zustimmen, weiter so!
Sarah A.
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