Das Patriarchat: ein Begriff, der zurzeit in den Medien wieder präsenter wird. Viele von euch kennen ihn wahrscheinlich aus dem kirchlichem Kontext. Dort steht er für die Existenz einer eigenen Verwaltungseinheit und eines Jurisdiktionsbereichs, was bedeutet, dass ein Patriarch die alleinige Rechts-, Verwaltungs- und Lehrhoheit in einer Teilkirche hat. In der Soziologie beschreibt das Patriarchat ein System von sozialen Beziehungen. Dabei werden maßgebende Werte, wie Macht und Ordnung und konkrete Handlungsanweisungen, die sich durch diese Werte ergeben, durch das männliche Subjekt bestimmt. Das bedeutet für die Frauen, dass der Mann im Patriarchat Macht ausüben kann, da er darüber entscheidet, wie die Frauen handeln sollen. Ein bekannter Soziologe, Pierre Bourdieu, spricht im Sinne des Patriarchats von der Ausübung von symbolischer Gewalt durch einen männlichen Akteur. Diese symbolisierte Gewalt bestimmt die Geschlechterherrschaft orts- und zeitübergreifend. Der Mann bestimmt also über die Rolle der Geschlechter in einer Gesellschaft.
Die Entstehung
Die Entstehung des Patriarchats reicht nach der Psychotherapeutin Doris Wolf weit in die Vergangenheit. Das Patriarchat wurde gewaltsam durch Entführungen und Vergewaltigungen von Frauen in der Gesellschaft durchgesetzt. Damit wollte man eine biologische Vaterschaft sicherstellen, indem weibliche Sexualität kontrolliert werden sollte. Begründet wurde das Patriarchat mit den Göttern, beziehungsweise später mit dem einen Gott: Heilige würden verlangen, dass Männer auf der Welt herrschen. Im 18. Jahrhundert kam es durch die europäische Aufklärung zu einer neuen Erklärung des Patriarchats. Diesmal begründete man es mit der Evolutionslehre von Darwin. Diese Theorie besagt, dass es einen Kampf ums Dasein gibt, bei dem der Stärkere gewinnt und das war für die Sozialdarwinisten der Mann.
Das Patriarchat in der Gegenwart
In der Gegenwart beschäftigen sich die Gender Studies damit, was dem Patriarchat entgegengesetzt werden kann. Sie untersuchen die Rolle des Geschlechts in unserer patriarchalen Gesellschaft. Das Patriarchat existiert noch, das steht außer Frage. Doch wo sind diese patriarchalen Strukturen zu erkennen? Bereits alltägliche Situationen zeigen diese Strukturen. Beispielsweise ist der Familienname nach einer Eheschließung oft der des Mannes. In vielen Teilen der Welt haben Mädchen und Frauen noch immer keinen Zugang zur Bildung. Außerdem gibt es in einigen Ländern die Zwangsheirat, bei der die Väter junger Mädchen deren zukünftigen Mann bestimmen. In Deutschland existiert eine Ungleichverteilung bei der Bezahlung auf dem Arbeitsmarkt. Zudem arbeiten Frauen oft nur in Teilzeit, weil sie häufiger die Erziehung und die Care-Arbeit übernehmen. Diese unentgeltliche Arbeit, die Frauen leisten, würdigt man kaum in der Gesellschaft. Und das sind nur einige von unzähligen Beispielen.
Probleme der Zukunft
Oft spricht man in unserer Gesellschaft nur dann über Patriarchate, wenn es um Länder wie Syrien oder den Irak geht und es, wie bei Geflüchteten, in die politische Agenda passt. Doch diese Vorstellungen über die Lebensumstände in einem Patriarchat sind auch noch in Deutschland zu finden. Es gibt Ungleichbehandlungen und Unterdrückungen in der Gesellschaft und das ist eine Form der Ausübung des Patriarchats. Diese Ungleichbehandlungen existieren gegenüber Frauen, Homosexuellen, Migranten*innen und anderen Marginalisierten. Es ist also kein veraltetes Phänomen, sondern es existiert weiter.
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Medien und die Politik müssen weiter über das Patriarchat diskutieren, damit diese Gesellschaftsform anhand von Ungleichbehandlungen und Unterdrückungen gegenüber Frauen oder Minderheiten nicht weiter ausgeübt wird. Auch neue Gesetze, die mehr Gleichberechtigung bringen, können zum Kampf gegen das Patriarchat beitragen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, Bildung überall auf der Welt und für alle zugänglich zu machen. Außerdem muss die Arbeit von Frauen im Haushalt und die Care-Arbeit mehr Würdigung erfahren. Es gibt viele Möglichkeiten das Patriarchat als Gesellschaftsform zu beenden, aber dafür müssen die Menschen handeln.
Annika Bley
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