Lui Kohlmann ist eine aufstrebende Bremer Künstlerin. Wenn sie nicht gerade mit ihrem Studium an der Uni Bremen beschäftigt ist, verzaubert sie auf Veranstaltungen wie der Literaturnacht „Bremen liest“ oder dem Bremer Zine-Festival Zuhörer mit Kurzgeschichten und Gedichten. Ob Künstlerinnenbücher, Installationen, Scherenschnitte und vieles mehr, jede*r findet auf ihrer Internetseite etwas Spannendes beim Durchstöbern.
Luis neueste Kreation sind jedoch ihre Prinzessinnen zum Ausmalen. Aber aufgepasst: Das sind nicht die gewöhnlichen Prinzessinnen, wie wir sie von Disney für Generationen kennengelernt haben. Ob nun zwei holde Damen, die gemeinsam tanzen, oder die schmunzelnde Prinzessin im edel verzierten Rollstuhl: Diese Prinzessinnen sind vielfältig und noch bunter, sobald der eigene Malstift zum Einsatz kommt.
Die Künstlerin hat uns nun in einem kleinen Interview verraten, wie aus einem Wunsch die Idee und schließlich die Ausmalbilder wurden.
Lui erzählt: „Als Kind habe ich Prinzessinnen über alles geliebt. Die riesigen Röcke, die glänzenden Stoffe und Perlen haben es mir einfach angetan. Und meine liebsten Filme waren die, in denen Prinzessinnen vorkamen. Diese Filme liefen allerdings meistens darauf hinaus, dass die Prinzessin einen Prinzen heiratet. Ich habe nie einen Film gesehen, in dem eine Prinzessin sich in eine andere Prinzessin verliebt. Darüber bin ich bis heute traurig.“
Wie bist du speziell auf die Motive gekommen? Viele der Prinzessinnen weisen die ein oder andere Besonderheit im Gegensatz zu bekannten Darstellungen auf.
Ich bin im Kopf alle mir bekannten Prinzessinnen aus der Popkultur durchgegangen.
Zugegeben: ich bin ein Kind der 90er Jahre. Da gab es kaum Diversität in den Prinzessinnenfilmen. Alle waren heterosexuell, cis, ablebodied, sehr schmal gebaut und größtenteils weiß. Inzwischen tut sich da ein bisschen mehr – aber eben noch nicht genug. Es gibt in den Kindermedien immer noch keine lesbische Prinzessin und ich kenne keine Prinzessin mit einer Behinderung. Das finde ich einfach nicht gut. Und da wo diese Lücken bei den herkömmlichen Prinzessinnen sind, beginnen meine Zeichnungen. Um weiterhin neue und vielfältige Bild-Ideen zu bekommen, habe ich verschiedene äußerliche Merkmale auf Zettel geschrieben und Kombinationen daraus ausgelost. Dieses Zufallsprinzip gefällt mir ganz gut.
Welche Pläne hast du mit deinen Prinzessinnen für die Zukunft?
Ich werde noch mehr Zeichnungen machen und hoffe sehr auf Feedback – vor allem dazu, welche Prinzessinnen noch fehlen. Ich bin sicher, dass ich da noch einige Blindspots habe und bin deshalb sehr dankbar für neue Ideen und Hinweise an meine Emailadresse.
Langfristig gesehen möchte ich gerne ein Ausmalbuch aus den gesammelten Zeichnungen machen, das idealerweise auf jedem Kaufhaus-Grabbeltisch zu finden und möglichst billig ist. Falls ich keine Verleger*innen dafür finde, wird es erstmal eine kleinere, selbst publizierte Auflage.
Auf welche Kunst von dir können wir uns sonst noch freuen?
Kurze Comics und Trickfilme (allerdings – bislang – ohne Prinzessinnen). Die finden sich auch auf meiner Website lui-kohlmann.de.
Außerdem arbeite ich gerade mit dem fantastischen Künstlerinnenduo „VON WEIT HER(GEHOLT)“ an einem Horror-Klotett – also einem Quartett-Kartenspiel zu Horror-Klos. In den meisten Fällen geht es in meiner Kunst um Zeichnungen und Narrative, gern auch mit einer Prise Humor. Verglichen mit meinen anderen Arbeiten sind die Prinzessinnen wohl am politischsten, auch wenn sie erstmal so trivial daherkommen.
Luis Prinzessinnen zum Ausmalen können auf ihrer Internetseite hier kostenlos heruntergeladen und bemalt werden.
Sarah Hamer
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