Letzte Woche habt ihr vielleicht über das ungewohnte Presse-Pott-Bild gestaunt. Und jetzt schon wieder etwas Neues? Anlässlich unseres fünften Geburtstags haben wir passend zum Titel aus der Tasse einen wirklichen Pott gemacht (Danke, Kristina). Und aus Anlass des Black History Month, der im Februar begangen wird, haben wir heute dieses Design gewählt.
Das Programm des Black Story Month Bremen findet ihr hier. Am 15.2. gibt es die Lesung & OpenStage: “Schwarz wird großgeschrieben“ mit Katya Lwanga, Winnie Akeri und Sarah Fartuun, die aus ihren 2021 in der Essaysammlung „Schwarz wird großgeschrieben“ erschienenen Buchbeiträgen lesen werden. Am 18.2. gibt es den Vortrag: Being Black and a Refugee mit Sista Oloruntoyin & Mwayemudza Ndindah. Am 25.2. könnt Ihr die Black Poetry Night & OpenMic 🎤 erleben; und am 14. März im Haus der Wissenschaft oder online den Fachtag: Institutioneller Rassismus – Wirkungsweisen und Gegenstrategien in öffentlichen Verwaltungen besuchen. Die Anmeldung hier.
Und hier nun weitere genderpolitische Nachrichten, wie gewohnt:
Hormone oder keine
Gegen Wechseljahresbeschwerden werden Hormone verschrieben – aber sie sind auch umstritten. Von den einen empfohlen als „Akt weiblicher Selbstermächtigung“ werden sie von den anderen als Ausdruck „neoliberaler Ideologie“ kritisiert. Näheres hier.
Frauen in Führung
Am 7. Februar fand das dreizehnte Forum der Initiative FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e.V. digital und vor Ort im Bundesgleichstellungsministerium statt. Mehr als 700 Teilnehmende diskutierten das Thema „Frauen in Führung – politische Bilanz und Zukunftsgestaltung“. Im Fokus standen bereits erreichte Erfolge sowie nächste Schritte auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen. Dabei wurde auch der FidAR Women-on-Board-Award 2023 an die ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft übergeben. Der Vorstand ist vollständig mit Frauen besetzt. Der Women-on-Board-Index (WoB-Index) von FidAR zeigt, dass das Zweite Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) in Deutschland eine spürbare, wenn auch noch zaghafte Trendwende eingeleitet hat. Erstmals steigt der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen auf über 17 Prozent – die DAX-40-Konzerne erreichen mit fast 23 Prozent Vorstandsfrauen einen Spitzenwert.
Mutter droht Gefängnis, weil sie ihr Kind nicht wegschickt
Ein Kind flieht zu seiner Mutter, weil es nicht beim Vater leben will, der das alleinige Sorgerecht hat. Die Mutter soll nun ins Gefängnis, weil sie das Kind nicht zwingen will, zum Vater zurückzukehren. 30 Tage Haft für diese „Tat“ verhängte das Oberlandesgericht (OLG) Celle gegen die Mutter. „Tragödie für alle Beteiligten“, wie die OLG-Präsidentin sagt – oder „institutionelle Gewalt“, beziehungsweise „moderne Hexenjagd“, wie es die Gründerin der Initiative Frauen für Gewaltschutz nennt? Näheres hier.
Rituelle Gewalt
Eine besonders perfide Form des sexuellen Missbrauchs ist die Rituelle Gewalt. Über eine Betroffene berichtet die taz. Sie wuchs in einer Familie auf, die einem „germano-faschistischen Kult“ anhing, aber im Dorf als Vorzeigefamilie galt. Sie selbst jedoch erfuhr brutale Gewalt, systematische Folter und Zwangsprostitution durch ihren eigenen Vater, der sie seit ihrer Kindheit an Täter verkaufte. Einer Studie von 2019 zufolge finden etwa 10 Prozent der bekannten Missbrauchsfälle in solchen organisierten oder rituellen Strukturen statt. Betroffenen wird aber oft nicht geglaubt, weil ihre Geschichten so unfassbar brutal sind. Die Strafverfogung gestaltet sich zudem schwierig, weil es im Strafgesetzbuch kein besonderes Tatbestandsmerkmal gibt, Betroffene keine Beweise vorlegen können und oft psychisch instabil sind. Viele leiden unter Dissoziativer Persönlichkeitsstörung. Von manchen Kritikern wird die Exisenz ritueller Gewalt sogar negiert und als Verschwörungserzählung abgetan. Es gibt insgesamt noch zu wenig Beratungsstellen für Betroffene. Hilfe finden sie aber bei Karo e.V. oder beim Hilfetelefon berta für Betroffene von organisierter sexualisierter oder ritueller Gewalt, Tel.Nr.: 0800-3050750.
Väter
Wenn Väter Elternzeit nehmen, kehren Mütter schneller in den Arbeitsmarkt zurück, hat eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ergeben. Und zwar je länger die Elternzeit des Vaters ist, desto eher kehrt die Mutter in ihren Beruf zurück. Forschende der Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel untersuchten in ihrer Studie „VAPRO – You don’t need to be Superheroes“ die Arbeitsorganisation im Familienalltag. Zentrales Ergebnis: „Das Bild vom Vater, der mit seinem Einkommen die Familie ernährt und mit den Kindern höchstens am Wochenende spielt, ist passé. Tatsächlich ist es Vätern heute vor allem wichtig, ihre Kinder „empathisch und verständnisvoll“ zu erziehen.“
Veranstaltungen über und mit Vätern gibt es ab dem 24.2. bei der Stadtbibliothek mit der Reihe „How to Papa“ und am 14.3. die Lesung „Väter“ mit Heinz Helle.
Patriarchat mal anders
Täter – Das Männermagazin* ist eine freie Text- und Bildsammlung zu den Themen Täterschaft, Männlichkeit(skritik), Patriarchat und Betroffenheit. Männer* und Frauen* schreiben einzeln und als Kollektiv zum Thema. Ein Männerkollektiv schreibt zum Beispiel: „[Wir wollen] Männlichkeit als Prinzip kritisieren: Um „Männern“ sowohl ihre gesellschaftliche Position als auch ihre unbewussten Einstellungen bewusst zu machen und dafür zu sorgen, dass sie sich solidarisch verhalten und ganz konkret FLINT*-Personen das Leben erträglicher machen.“ (Arbeitskreis Männlichkeit & Täterschaft) Die Erstausgabe ist als Download auf der Webseite zu lesen. Berliner*innen können die Mann*schaft auch kennenlernen: Die Herausgeber*innen vom „Täter – das Männermagazin“ laden zu einer Veranstaltung zusammen mit Carolin Wiedemann und dem BOYkott Magazin am Freitag, 17.02.2023, 19Uhr in Berlin in der Ada Bar, Sonnenallee 100.
Mehr Infos zum „Täter – das Männermagazin“ und zu der Veranstaltungsreihe findet ihr hier: https://täter-magazin.de/
Feminismus und Revolution
„Bereits von 1905 bis 1911 erkämpften Iranerinnen und Iraner eine demokratische Verfassung mit bürgerlichen Grundrechten.“ Die Grundlagen der heutigen revolutionären Bewegung im Iran und die Geschichte, auf der sie aufbaut, wird von Iraner*innen diskutiert und dargelegt. Lesenswert! Mehr dazu hier.
Bremen News
Wie der @weserkurier gestern berichtete (WK+), plant Bremen eine zentrale Gewaltschutzambulanz am Klinikum Bremen-Mitte. Wir haben für euch noch mal alle Infos zusammengefasst.#Istanbulkonventionumsetzen #bremensagtnein #IstanbulKonvention pic.twitter.com/Py8JMuecim
— Senatorin für Gesundheit Frauen Verbraucherschutz (@sgfv_bremen) February 4, 2023
Senatorin Claudia Bernhard zum Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung: „Weltweit sind 200 Millionen Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen, im Land Bremen sind es rund 1.000. Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz fördert deswegen seit 2022 ein Projekt zur Aufklärung, Prävention und Beratung. … Darüber hinaus können auch Betroffene selber bei pro familia Beratung finden. Weitere Informationen sowie eine Übersicht über Gynäkologinnen und Gynäkologen, die im Land Bremen Frauen mit Beschwerden nach Genitalverstümmelung beraten und behandeln, findet sich auf der Website von profamilia Bremen. Die Einrichtung der Beratungsstelle ist Teil der Umsetzung der Istanbul-Konvention im Land Bremen. Im „Bremer Landesaktionsplan – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen“ wird der weiblichen Genitalverstümmelung ein eigenes Kapitel gewidmet. Der Landesaktionsplan ist auf der Website zur Umsetzung der Istanbul-Konvention abrufbar: www.bremen-sagt-nein.de„.
Wie es kam, dass Frauen zur Bremer Traditionsveranstaltung Schaffermahl „durften“.
Vor zehn Jahren, am 8. Februar 2013, folgten rund 500 Frauen dem Aufruf der Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) und versammelten sich auf dem Bremer Marktplatz. Dort empfingen sie die zur Schaffermahlzeit ankommenden Herren und begleiteten sie bis zur Eingangstür des Rathauses, um so gegen den Ausschluss von Frauen bei dem Traditionsmahl zu protestieren.“Der anhaltende gesellschaftliche und später auch politische Druck hat erreicht, dass Frauen seit 2015 an der Schaffermahlzeit teilnehmen dürfen. Dieses Jahr gibt es nun zudem unter den drei Schaffern eine Frau. Gut so! Wenn Traditionen Geschlechterungleichheit bedeuten, dann müssen sie überdacht und geändert werden“, so Bettina Wilhelm, Landesfrauenbeauftragte von Bremen. Berichte über das Ereignis gibt’s auch in der taz und beim Regionalmagazin butenunbinnen.
„beat Bovi – ein frauenpolitischer Musik-Battle“ mit Bürgermeister Bovenschulte und der Landesfrauenbeauftragten Wilhelm findet anlässlich des Internationalen Frauentages am 7. März 2023 von 19 bis 21 Uhr in der Schwankhalle statt. Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm diskutieren über die Bremer Gleichstellungspolitik der vergangenen Jahre und sprechen gemeinsam mit der Musikerin Morti Vated dabei auch über die Situation von Frauen in der Bremer Musikszene.
Der Eintritt ist kostenfrei. Da es eine begrenzte Anzahl an Plätzen gibt, wird eine Reservierung bis zum 5. März 2023 per E-Mail empfohlen an anmeldung@frauen.bremen.de unter dem Betreff „beat Bovi“.
Glenys, Irene
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