Da sind wir wieder. Frohes Neues Jahr euch allen! Feministische News aus der Zeit „zwischen den Jahren“ lest ihr in unserem ersten Presse-Pott des Jahres 2023:
Im Westen Weihnachten
Die Taliban nutzte die Feiertage der Weltöffentlichkeit, um zuerst Frauen von den Universitäten und Hochschulen auszuschließen und ihnen dann die Mitarbeit in den Internationalen Hilfsorganisationen des Landes zu verbieten. „Frau zu sein in Afghanistan ist jetzt ein Verbrechen“ sagte eine Studentin in Herat und postete ein Selfie-Video in Männerkleidung:
A female student of Herat university recorded a video of herself wearing men's clothes because "being a woman in Afghanistan is now a crime."
She asks the world not forget them as they fight for Afghanistans freedom.
"This time it's a women's revolution"
به امید آزادی. pic.twitter.com/JATN2arKad
— Shabnam Nasimi (@NasimiShabnam) January 3, 2023
Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag zu einer Feminist Foreign Policy bekannt und befindet sich aktuell im Prozess, die Leitlinien dafür zu formulieren. Am 29.11.2022 sendete die Heinrich-Böll-Stiftung den Podcast Feministische Außenpolitik: Potentiale für die Bewegungen in Afghanistan und Iran.
Digitale Gewalt
Digitale Gewalt gegen Frauen nimmt zu. Dies ist auch für Frauenhäuser und deren Bewohner*innen ein Problem. Hier wird erklärt, warum, und es gibt Verhaltens-Tipps.
Strafgesetzbuch ist „nicht der richtige Ort“
Meint Bundesfamilienministerin Lisa Paus und dringt auf eine Abschaffung des §218. Die Ampel-Koalition wolle daher in dieser Legislaturperiode prüfen, wie Regelungen für den Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafgesetzbuches aussehen könnten. Dazu werde eine Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin eingesetzt, „um genau diese hochkomplexen juristischen Fragen zu klären“, kündigte Paus an. Derweil sucht die Biden Administration in den USA nach Abhilfe für abtreibungswillige Frauen und hat 2 Maßnahmen durchgesetzt auf Bundesebene: 1) Verkauf von Mifepriston in Apotheken und 2) Erlaubnis zur Postzustellung für Abtreibungsmedikamente.
Strafverfolgung von Hasstaten gegen LSBTIQ*
Am 21.12.2022 hat die Bundesregierung den Entwurf für ein „Gesetz zur Überarbeitung des Sanktionenrechts – Ersatzfreiheitsstrafe, Strafzumessung, Auflagen und Weisungen sowie Unterbringung in einer Entziehungsanstalt“ beschlossen. Er beinhaltet auch, dass „geschlechtsspezifische“ sowie „gegen die sexuelle Orientierung gerichtete“ Tatmotive als weitere Beispiele für menschenverachtende Beweggründe ausdrücklich in die Strafgesetze zu Hasskriminalität aufgenommen werden.
Frauen-EM schlägt Männer-WM
Zumindest was die Quoten der TV-Übertragungen angeht lagen die Fußballerinnen vor den Fußballern. Bei der Frauen-Europameisterschaft verfolgten 17.897 Millionen Zuschauer*innen in der ARD das Endspiel am 31.7.2022. Bei der Männer-Fußballweltmeisterschaft in Katar am 18.12.2022 waren es nur 13.86 Millionen.
Die Queen of Punk ist tot
Die Mode-Designerin Vienne Westwood, auch bekannt als „Queen of Punk“, starb am 29.12.2022 im Alter von 81 Jahren. Sie benutze Mode nur als eine Ausrede, um über das zu sprechen, was sie bewegt, politisch und kulturell, so wird berichtet. So zum Beispiel in den letzten Jahren Umweltschutz und Klimawandel. Nachrufe lest ihr hier und hier.
Volksinitiative gegen Gendern in Hamburg geplant
Geht’s noch? Gendergerechte Sprache soll „sexistisch und menschenfeindlich“ sein? Behauptet zumindest eine Gruppe von Hamburger*innen (wir bleiben selbstverständlich beim Gendern…), die eine Volksinitiative gegen gendergerechte Sprache in der Verwaltung, den Bildungseinrichtungen und städtischen Unternehmen starten will. Näheres hier.
Bemühen ja, verpflichten nein. Leitmedien zu Frauen in Führungspositionen
Pro Quote befragte die deutschen Leitmedien zu Gleichstellung und Diversität. „Mehr Frauen in Führungspositionen und mehr Diversität in Redaktionen und Redaktionsleitungen ist zwar ein Thema, mit dem sich viele der großen deutschen Medien befassen. Eine echte, nachvollziehbare Selbstverpflichtung lehnen allerdings fast alle Chefredaktionen ab… ProQuote hat den kooperativeren Medien einen Vertrag geschickt, mit dem sich die Chefredaktionen selbst verpflichten sollen, mehr Frauen zu fördern und auf Diversität zu achten… Unterschrieben hat den Vertrag nur die Vertreterin eines einzigen Mediums: die stellvertretende Chefredakteurin Katrin Gottschalk von Vielfalt-Vorbild taz.“ Welchen Anteil haben Frauen an der publizistischen Macht in Deutschland? Diese ProQuote-Studie wird am 16. Januar in Berlin präsentiert.
Gender Award – Kommune mit Zukunft 2023
15 Kommunen hatten sich um den „Gender Award–Kommune mit Zukunft 2023“ beworben. 11 haben sich qualifiziert und sind damit für den Preis nominiert: Filderstadt, Flensburg, Köln, Leipzig, Lübeck, Mannheim, Marburg, Nürnberg, Ratingen, Salzgitter und Tübingen. Die Jury wählt nun unter den Nominierten zwei Großstädte und zwei kleinere Kommunen (unter 100.000 Einwohner*innen) für einen der insgesamt vier Awards aus. Die Preisverleihung ist am 6. Februar 2023 von 11.00 bis 16.00 Uhr im BMFSFJ in Berlin.
Bremen News
Was frauenpolitisch im Jahr 2022 im Land Bremen wichtig war. Die Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) fasst die wichtigsten frauenpolitischen Ereignisse, Entwicklungen und Vorhaben zum Jahresende zusammen. Dabei wird auf einen Blick deutlich: Um die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, muss noch an vielen Stellschrauben gedreht werden. Wichtige Themenfelder sind dabei beispielsweise Alltagssexismus auf der Straße und im zunehmenden Ausmaß im Netz, sexualisierte Gewalt, reproduktive Selbstbestimmung sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Was frauenpolitisch im Jahr 2023 im Land Bremen wichtig werden könnte…
Das Jahresthema 2023 des Landesfrauenrat Bremen / Bremer Frauenausschuss e. V. ist: #PARITÄTJETZT: Bremen wählt in diesem Jahr. Am 14. Mai haben Bremens und Bremerhavens Wahlberechtigte ab 16 Jahren die Möglichkeit, über die Zusammensetzung der Parlamente des Zwei-Städte-Staats zu bestimmen. Eine Chance, die sich keine*r entgehen lassen sollte.
Der Landesfrauenrat Bremen und die ihm angeschlossenen Verbände setzen sich für ein gleichbeteiligtes Miteinander im politischen Raum ein. Denn wir sind fest davon überzeugt, dass die Vielfalt der Stimmen zu besseren Entscheidungen führt.
In diesem Sinne bittet der Landesfrauenrat um Nominierungen für die Bremer Frau des Jahres 2023 über dieses Formblatt: Formular Nominierung Bremer Frau des Jahres 2023.
Bremerin kämpft um ihren im Iran inhaftierten Sohn. Faryad Hamashor wurde im Iran aufgrund der Proteste gegen das Regime festgenommen. Seine Mutter ging jetzt im Bremer Regionalmagazin butenunbinnen an die Öffentlichkeit. Der Bremer Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff (CDU) hat die politische Patenschaft für ihn übernommen, um Druck auf das Regime auszuüben.
Wer will den Mädchen-Zukunftstag 2023 mit gestalten? Mitmachen lohnt sich, denn der Girls’Day wirkt! 12 Prozent der Schülerinnen, die 2022 an einem Angebot aus dem Bereich IT/Informatik teilnahmen, gaben IT-Berufe vor dem Girls’Day als Berufswunsch an. Nach dem Aktionstag verdoppelte sich der Anteil fast auf 21 Prozent. Im Handwerk verhielt es sich ähnlich, das zeigen die Ergebnisse der neuen Girls’Day-Wirkungsstudie. 2023 werden Corona-Einschränkungen vermutlich ganz entfallen und Veranstaltungen können wieder vor Ort stattfinden. 27.April 2023: Information für alle Interessierten hier!
Eiswette erstmals mit Frauen. Über die Traditionsveranstaltung der Bremer Eiswette haben wir mehrfach berichtet. Vor allem, weil Frauen bisher von dem illustren Fest ausgeschlossen waren. Dieses Jahr nun ist es soweit: die Eiswette ist im 21. Jahrhundert angekommen und lässt Frauen zu. Am 21. Januar sollen beim Eiswett-Fest drei „Novizinnen“ in den Kreis der „Eiswettgenossen“ aufgenommen werden.
Professorin Antje Boetius ist „Hochschullehrerin des Jahres“. Der Preis wird vom Deutschen Hochschulverband (DHV) verliehen. Antje Boetius ist Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts (Awi) in Bremerhaven und Meeresforscherin der Universität Bremen und hat bereits viele Preise bekommen. Nun wurde sie als „Anwältin der Meere und herausragende Wissenschaftskommunikatorin“ geehrt.
Emilie Mayer: berühmt – vergessen – wiederentdeckt. Emilie Mayer war zu Lebzeiten (1812-1883) eine europaweit gefeierte Komponistin. Wie es mit Frauen so oft passiert, wurde das schnell vergessen. Erst in den letzten Jahren wurde sie wiederentdeckt. Mehrere norddeutsche Orchester haben ihre Werke eingespielt. Das Philharmonische Orchester Bremerhaven brachte Mayers 3. und 6. Sinfonie auf CD heraus – und wurde nun nominiert für die International Classical Music Awards (ICMA).
Ausstellung „Motherhood“. Zwar nicht direkt in Bremen, aber umzu: Im Syker Vorwerk läuft noch bis zum 26.2.2023 die Ausstellung „Motherhood“. Vierzehn Künstler*innen und Kollektive zeigen ihre Werke.
Glenys, Irene
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