Marlene Dietrich sollte einem bekannt sein, weil sie für ihre Zeit prägend war. In diesem Jahr wäre ihr 120. Geburtstag. Sie spielt in einem der ersten deutschen Tonfilme und einflussreichsten Filme der Weimarer Republik, Der blaue Engel von 1930, die Hauptrolle. Am Abend der Premiere betritt sie das Schiff, dass sie in die USA bringen soll. Ihre kleine Tochter Maria bleibt erst einmal in Berlin bei ihrem Vater, wird aber sehr bald nachgeholt. Damit beginnt ihre internationale Karriere als Hollywoodstar.
Geboren wurde sie als Marie Magdalene Dietrich in Schöneberg, dem heutigen Berlin. Sie wächst im deutschen Kaiserreich auf und verbringt ihre jungen Erwachsenenjahre in der Weimarer Republik in den „goldenen Zwanzigern“.
Mythos und Stilikone
Marlene Dietrich gilt als Stilikone. Die „Marlene-Hose“ ist nach ihr benannt. In ihrem ersten US-amerikanischem Film Morocco von 1930, trägt sie einen Anzug und einen Zylinder. Außerdem küsst sie eine Frau. In der Jugendkultur der wilden goldenen zwanziger Jahre in Berlin wäre dies möglicherweise weniger revolutionär gewesen. Auf der Filmleinwand jedoch provoziert es und trifft in der Zeit einen Nerv. Auch heute noch ist die Szene faszinierend. Zusammen mit dem Regisseur Joseph von Sternberg dreht Marlene Dietrich sieben Filme und beide kreieren durch den Einsatz von Licht und Schatten die ikonischen Bilder und den Mythos um „die Dietrich“.
Ein ungewöhnliches Leben
Als die Filmangebote ausbleiben, entscheidet sich Marlene Dietrich gegen eine Rückkehr nach Nazi-Deutschland, obwohl Propagandaminister Goebbels ihr hohe Gagen und Mitbestimmung bei den Filmen verspricht. Anders als ihre Schwester Liesel, die in Deutschland lebt und mit einem systemtreuen Nationalsozialisten verheiratet ist, richtet sie sich gegen das Regime. 1939 nimmt sie sogar die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Vor dem zweiten Weltkrieg hat Dietrich viel Zeit in Paris verbracht und aus Nazi-Deutschland dorthin geflohene Künstler*innen und Intellektuelle unterstützt.
Sie bleibt bis zu seinem Tod in den siebziger Jahren mit ihrem Mann Rudolph Sieber verheiratet. Außerdem bleibt er ihr engster Vertrauter. Marlene hat unzählige Liebschaften mit Männern und Frauen und einige davon auch längere Zeit. Eine bedeutende davon ist die Beziehung zu dem französischem Schauspieler Jean Gabin. Als dieser im zweiten Weltkrieg als Soldat gegen Nazi-Deutschland kämpft, will auch Marlene nicht untätig rumsitzen. Da sie als Frau damals nicht als Soldatin am Krieg teilnehmen kann, entscheidet sie sich in Front-Shows für die amerikanischen Soldaten aufzutreten. Später erhält sie dafür die „Medal of Freedom“, die höchste militärische Auszeichnung für Zivilist*innen in den USA.
Nach ihrer Filmkarriere arbeitete sie als Sängerin und tritt noch bis ins hohes Alter auf.
Über die Dietrich
Sie war sicherlich kein Engel, denn ihre Tochter berichtet in der Biografie, die sie über ihre Mutter geschrieben hat, dass sie recht herrisch und manipulativ gewesen sein soll. Sie benutzte ihre Tochter als Kind als Assistentin am Filmset.
„She looked like a desperate ostrich with a migraine trying to be a sexy snake“ (aus „Marlene Dietrich – The Life“ Maria Riva, Seite 531).
So beschreibt Maria Riva ihre Mutter beim Filmdreh von Kismet im Jahr 1944: Wie ein verzweifelter Vogelstrauß mit Migräne, der versucht eine sexy Schlange zu sein. Ich fand diesen Vergleich so lustig, dass ich jedes Mal lauthals lachen muss, wenn ich daran denke. Ihre Tochter lässt in der Biografie wirklich kaum ein gutes Haar an ihrer Mutter. Jedoch ist dieser Vergleich auch einfach mal etwas Anderes und nicht nur ein Preisen über Dietrichs Schönheit, Brillanz und Eleganz.
Sehr empfehlenswert ist die Dokumentation „Her own song“ (2001) von Dietrichs Enkel J. David Riva. Sie zeigt viele historische Fotos, Ton- und Filmaufnahmen rund um die Künstlerin und zeichnet damit ein umfassendes Bild ihres Lebens. Anders als die Biografie, die Dietrichs Tochter Maria Riva über das Leben ihrer Mutter geschrieben hat, wird hier ein sehr positives Bild der Dietrich gezeichnet.
Wer sich mit den Filmstarts des frühen Hollywoods beschäftigt, sollte unbedingt auch Anna May Wong und ihre Werk betrachten. Als Co-Star in Dietrichs drittem Welterfolg „Shanghai Express“ (1932) wurde sie zum ersten asiatisch-amerikanischem Hollywoodstar.
Lewis
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