„Brich dein Schweigen und handele noch heute“ ist der erste Satz auf der Startseite der #120db-Kampagne. 120db steht an dieser Stelle für 120 Dezibel – das ist die Lautstärke eines handelsüblichen Taschenalarms, der Personen in Gefahrensituationen helfen und die Aufmerksamkeit von Passanten erregen soll. Doch um was genau geht es bei der #120db-Kampagne?
Kampagne gegen importierte Kriminalität
Auf den ersten Blick handelt es sich um eine Kampagne, die weiblichen Opfern von Gewalttaten eine Stimme verleihen und sie dazu ermutigen möchte, offen über das Erlebte zu sprechen. Doch schnell wird deutlich, dass sich die Kampagne nicht gegen allgemeine Gewalttaten an Frauen richtet, sondern gegen Gewalttaten, die von außereuropäischen Zuwanderern ausgehen. #120db fokussiert sich ganz klar auf importierte Kriminalität und richtet sich somit öffentlich gegen Männer mit Fluchterfahrung. So beschreibt die Kampagne ihr Anliegen unter anderem mit folgenden Worten: „Wir wollen ein Sprachrohr für jene Frauen werden, die Opfer von Ausländerkriminalität geworden sind…“. Außerdem macht die Kampagne für den Anstieg der Gewalttaten Menschen verantwortlich, die Gewalttaten „aus der tiefen Überzeugung von der Minderwertigkeit der Frau ausüben“. Damit sind Personen gemeint, die aus Kulturen stammen, in denen Frauen einen anderen Stellenwert als hier in Deutschland besitzen. Mit solchen Worten nimmt die Kampagne starke rassistische Züge an.
Politiker*innen sind Schuld?
Werbung macht die Kampagne mit einem Video, das ein Kollektiv von Frauen aus dem deutschsprachigen Raum zeigt, welches sich als Töchter Europas bezeichnet und Frauen dazu aufruft, in den sozialen Medien ihre Erfahrungen mit Überfremdung, Belästigung und Gewalt zu teilen. Das Konzept des Videos besteht darin, ein Angstszenario aufzubauen, indem den Zuschauer*innen gesagt wird, dass Frauen nirgends mehr sicher seien. Daran geben sie Männern aus archaischen, frauenfeindlichen Gesellschaften die Schuld. Außerdem werden in dem Video Namen verschiedener Frauen genannt, die Opfer von Gewalttaten wurden. Das Video möchte ein Wir-Gefühl in den Zuschauer*innen auslösen und eine persönliche Identifikation mit den genannten Opfern von Gewalttaten erreichen.
Für solche Gewalttaten sind laut Video die Politiker*innen verantwortlich, da diese sich weigern, die Grenzen Europas zu sichern und Straftäter abzuschieben. „Ihr predigt Feminismus und Frauenrechte, dabei seid ihr die wahren Frauenfeinde“ ist nur einer von vielen Sätzen des Videos, die sich gegen die deutsche Zuwanderungspolitik richten und ein schlechtes Gewissen hervorrufen sollen.
Bei genauerer Recherche der Personen, die hinter der Kampagne stecken, fällt auf, dass diese sich in der politisch rechten Szene bewegen. So wurde die Internetseite der Kampagne von Martin Sellner aus Wien angemeldet. Dieser ist ein bekannter Aktivist der rechtsextremen Identitären. Auch eine der im Video zu sehenden Frauen ist eine Aktivistin aus dem Umfeld der Identitären aus Tübingen.
#120db: rassistischer Feminismus
Die Kampagne versucht, rassistische und rechte Ansichten zu vermitteln und versteckt diese hinter einem vermeintlichen Feminismus. Doch es geht hier weder um Frauenrechte noch um die Stärkung von Frauen. Die Kampagne vermittelt falsche Werte wie Fremdenfeindlichkeit und möchte in der Gesellschaft Angst verbreiten.
Natürlich ist es wichtig, gegen Sexualverbrechen vorzugehen. Aber es ist nicht in Ordnung, dass sich eine Kampagne explizit gegen Personen mit Fluchterfahrung richtet und so tut, als seien nur sie es, die Gewalttaten ausüben. Es sollte kein Unterschied zwischen Gewalt, die von Migranten ausgeht und anderer Gewalt gemacht werden – denn es gibt keinen! Gewalt ist Gewalt und sie ist immer schlimm, ganz egal von wem sie ausgeht und gegen wen sie sich richtet. Jedes Opfer von Gewalt verdient es, eine Stimme zu haben und vor Gewalttaten geschützt zu werden. Nicht nur die Frauen, Mütter und Töchter Europas.
Auch Rapperin und Feministin Sookee hat sich ganz klar gegen die 120db-Kampagne ausgesprochen. In einem Video rappt sie über die wahren Absichten der Kampagne. Ihr Schlusssatz „Ihr seid nicht für Frauenrechte, ihr seid rechte Frauen!“ verdient viel mehr gesellschaftliche Unterstützung als die #120db-Kampagne. Es gibt keinen Feminismus ohne Anti-Rassismus. Deswegen sagen wir #No120db!
A.
Schreibe einen Kommentar