Es ist klar, dass die Geschlechter in unserer Gesellschaft immer noch nicht gleichberechtigt sind und es ist ebenso klar, dass das wahrscheinlich noch eine Weile dauern wird, bis es so weit ist. Männer werden strukturell bevorzugt, haben Macht und besitzen dadurch eine höhere Sichtbarkeit. Das äußert sich in vielen Bereichen.
Angefangen beim Sprechen im generischen Maskulinum, über die hohen Quoten von Männern in Führungspositionen bis hin zu dem Fakt, dass politische Ämter weltweit mehrheitlich von Männern bekleidet werden. Was vielen dabei vermutlich nicht als erstes in den Sinn kommt, wenn es um die Macht und Sichtbarkeit von Männern geht, ist die große Menge an Straßennamen, die nach Männern benannt sind.
Bremen: Große Mehrheit der Straßen nach Männern benannt
In Bremen gibt es insgesamt 4.875 Straßen, Wege und Plätze (Stand März 2021). 70 Prozent davon sind nach Orten, Tieren, Pflanzen oder Sonstigem benannt. Die restlichen 1.463 Straßennamen sind Personen gewidmet. Knapp 83 Prozent davon werden realen oder fiktiven Männern* zugeschrieben. Weiblich* assoziierte Straßennamen sind dementsprechend nur mit einem Anteil von 17 Prozent vertreten. Viele Jahrzehnte wurde bei der Benennung von Straßen bevorzugt Männern eine Bühne geboten.
Um das zu ändern, hat das Bremer Frauenmuseum das Projekt „Straßennamen“ initiiert. Ziel ist es, Straßen, Plätze und Parks nach bekannten weiblichen Persönlichkeiten zu benennen. Bestehende Straßenschilder, die Frauen* gewidmet sind, werden mit Infotafeln versehen, um auf die besonderen Leistungen der Frauen* hinzuweisen. Dabei beruft sich das Bremer Frauenmuseum auf einen Senatsbeschluss vom 2. September 2008. Dieser sieht vor, dass bevorzugt Frauennamen als Straßennamen berücksichtigt werden sollen, bis annährend eine Gleichverteilung von Männer*- und Frauen*namen erreicht ist. Das wird jedoch noch eine ganze Weile dauern.
Denn: Im Durchschnitt wurden in Bremen von 2019 bis 2023 jährlich etwa zwölf Straßen um- oder zum ersten Mal benannt. Vorausgesetzt, dass jedes Jahr zwölf Straßen nach Frauen benannt werden, können weibliche* Straßennamen in 82 Jahren die männlichen* überholen. Eine ziemlich lange Zeit! Außerdem ist damit nur ein Problem von vielen bei dem Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter beseitigt.
Jetzt Ideen einreichen! Oberneuland sucht drei neue Straßennamen
Dennoch bietet sich nun die Möglichkeit für alle Bremer*innen, das Paritätsbestreben des Senats voranzubringen und Namensvorschläge für drei Straßen in Oberneuland an den zuständigen Beirat zu senden. Dieser nimmt die Benennung der Straßen vor und hofft auf Anregungen der Bürger*innen. In Oberneuland wird das Mühlenfeld bebaut, wodurch drei neue Straßen entstehen. Bis Ende Februar können Vorschläge für diese Straßen inklusive einer kurzen Begründung per E-Mail an office@oaoberneuland.bremen.de oder postalisch an das Ortsamt in der Mühlenfeldstraße 16, 28355 Bremen, geschickt werden. Das Bremer Frauenmuseum hat auf seiner Website Straßennamenvorschläge mit Frauen*namen aufgelistet.
Eine bekannte Frau aus Oberneuland war beispielsweise Meta Rödiger. Sie lebte von 1892 bis 1978 und war die Stifterin des Lür-Kropp-Hofs, ein Fachwerk-Bauernhof, der heute für Hochzeiten, Ausstellungen und Seminare genutzt wird. Weiterhin denkbar wäre der Liste zufolge auch Ada Halenza, die von 1900 bis 1990 lebte. Sie war eine beliebte Bremer Autorin. Besonders wenig Sichtbarkeit erhalten queere Personen oder auch BIPoC. Laut der Bremer Frau des Jahres 2023 Virginie Kamche ist auch eine Straßenbenennung eine Chance, mehr Awareness für marginalisierte Gruppen zu schaffen. Vielleicht fallen dir weitere bedeutende Frauen* ein, die du als Namensgeber*innen für die neuen Straßen im Mühlenfeld vorschlagen willst. Damit sind Frauen* zwar nach wie vor noch nicht gleichberechtigt in der Gesellschaft, aber zumindest würde ihnen so ein bisschen mehr Sichtbarkeit gegeben.
Karoline N.
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