Zum sechzehnten Mal findet er heute statt, der Equal Pay Day. Der Aktionstag macht deutschlandweit seit 2008 auf die strukturelle Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam.
Was hat es mit dem Datum auf sich?
Wer sich an den Equal Pay Day in den vergangenen Jahren erinnert, dem/der fällt möglicherweise eine Sache auf: Im Gegensatz zum feministischen Kampftag, der Jahr für Jahr am 8. März stattfindet, liegt der Equal Pay Day an unterschiedlichen Daten. Warum? Der Equal Pay Day richtet sich nach der Größe des Gender Pay Gaps. Dieser wiederum beschreibt den Unterschied im Bruttoverdienst zwischen Männern und Frauen. Das Statistische Bundesamt hat berechnet, dass der Gender Pay Gap in Deutschland aktuell 18 Prozent beträgt. Rechnen wir diese 18 Prozent in Arbeitstage um, ergeben sich 66 Tage. Das heißt, dass Frauen die ersten 66 Tage seit Jahresbeginn umsonst gearbeitet haben, während Männer bereits ihren Lohn erhielten. Daher fällt der Aktionstag in diesem Jahr auf den 7. März. Letztes Jahr fiel der Equal Pay Day auf den 17. März. Zwischen 2022 und 2023 hat sich also nicht sonderlich viel verändert.
„Die Kunst der gleichen Bezahlung“
Der Equal Pay Day findet dieses Jahr unter dem Motto „Die Kunst der gleichen Bezahlung“ statt. Der Schwerpunkt liegt auf der Kunst-, Kultur- und Medienbranche. Dort liegt der Gender Pay Gap mit 20 Prozent über dem allgemeinen Durchschnittswert. Dieser variiert zwischen verschiedenen Branchen. Laut Berechnungen der Gewerkschaft ver.di verdient eine Musikpädagogin im Schnitt 14 Prozent weniger als ihr männlicher Kollege. Das Durchschnittsjahreseinkommen beträgt bei Frauen 12.425 Euro gegenüber 14.426 Euro bei Männern. In der Chorleitung beläuft sich der Gender Pay Gap auf 36 Prozent. Eine Modedesignerin erhält 46 Prozent weniger als ein Modedesigner. Wie kann das sein? Der Kunst- und Kulturbereich ist immer noch männlich dominiert. Frauen sind in Führungspositionen unterrepräsentiert. In der Großzahl der Chefsessel sitzen Männer. Frauen haben es zudem schwerer, sich als Künstlerinnen zu etablieren. Ihre Kunst wird weniger ausgestellt, also auch weniger verkauft. Ein weiteres Problem sind die Arbeitszeiten. Frauen leisten den Großteil an Care-Arbeit wie Kindebetreuung und Haushaltsführung. Im Kulturbetrieb wird meist an Abenden und Wochenenden gearbeitet. Diese beiden Komponenten lassen sich schwierig miteinander vereinbaren. Menschen in der Kunst- und Kulturszene sind oft selbstständig. Beim Verhandeln von Aufträgen verlangen Männer tendenziell höhere Honorare von ihren Kund*innen als Frauen. In internen Netzwerken sind überwiegend Männer aktiv, die sich untereinander organisieren. Was außerdem auffällt, ist, dass Daten nur einem binären System Frau/Mann erfasst werden. Menschen, die sich in diesen Kategorien nicht wiederfinden werden ausgeschlossen.
Und jetzt?
Wir müssen weiter darauf aufmerksam machen. Die Ursachen für diese Ungerechtigkeit liegen in tiefverankerten Strukturen, die frauenfeindlich sind. Diese gilt es aufzubrechen. Die Vernetzung unter Frauen muss besser werden. Auf den Chefetagen müssen mehr Frauen vertreten sein, die die Interessen von Frauen vertreten. Eine verbindlichere Kinderbetreuung, flexiblere Arbeitszeiten und eine bessere Bezahlung sind da nur einige Beispiele. In einem Interview im NDR empfiehlt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, die Einführung verbindlicher Honorarempfehlungen. Generell müssen Honorarverhandlungen transparenter stattfinden. Mithilfe der Politik muss der Kunst- und Kulturbereich zudem krisensicherer werden. Die Corona-Pandemie hat sowohl in der Kulturszene als auch in der Rollenaufteilung zwischen Frauen und Männer vieles verändert. Trotz staatlicher Unterstützung war die wirtschaftliche Existenz vieler Kulturschaffender gefährdet. Viele Familien, in denen sich Frau und Mann vor der Pandemie die Care-Arbeit in gleichen Teilen aufgeteilt haben, sind durch die Lockdowns in alte Rollenmuster zurückgefallen. Hauptsächlich haben Mütter parallel zu ihrem Job das Homeschooling übernommen, während Väter regulär arbeiten gingen.
Was nehmen wir daraus mit? Frauen müssen laut sein, sich zusammentun und die bestehenden Probleme anprangern. Morgen ist feministischer Kampftag. Kommt mit uns auf die Straße und demonstriert gegen patriarchale Strukturen! Hier findet ihr eine Übersicht zu Veranstaltungen in Bremen.
Jana Keller
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