In „Motherland: Fort Salem“ herrscht das Matriarchat. Eine Herrschaft der Frauen. Sowohl im Militär, als auch in Teilen der Gesellschaft.Das erzählen Schauspielerin Taylor Hickson und Produzent Eliot Laurence in einem Interview. Die amerikanische Fantasyserie präsentiert eine Welt, in der Hexen existieren und seit 300 Jahren die Gesellschaft verändern. Als Werkzeug für ihre Magie dienen den Hexen ihre Stimmen. Durch diese Macht besteht das US Militär in der modernen, alternativen Welt aus Hexen. Auch in der restlichen Bevölkerung sind mehr Frauen in Machtpositionen zu sehen. Das Matriarchat lebt und dennoch ist es bei weitem nicht perfekt, wie „Motherland: Fort Salem“ zeigt.
Worum geht es: Starke Hexen und ein Leben für das Militär
„Motherland: Fort Salem“ folgt den jungen Hexen Raelle, Tally und Abigail, gespielt von Taylor Hickson, Jessica Sutton und Ashley Nicole Williams. Das Hexe-Sein kann nur vererbt werden, weshalb wenige Hexen in der Bevölkerung existieren. So gibt es eine Wehrpflicht in den USA für Hexen, die ab dem 18. Lebensjahr eingezogen werden. Hierzu zählen auch die drei Protagonistinnen: Raelle, die aus einer bescheidenen Linie an von Sanitätern mit einem Talent für Heilung stammt. Tally, deren Familienlinie so verknappt ist, dass sie die Möglichkeit auf Freistellung von der Wehrpflicht hat. Jedoch entscheidet sie sich dagegen und dafür, ihrem Land als Soldatin zu dienen. Zuletzt ist Abigail zu nennen, welche aus einer Linie an von einflussreichen Hexen stammt, die seit jeher hohe Positionen im Militär ausfüllen.
Zusammen beginnen sie ihr erstes Jahr in der Militärakademie, während in der Welt eine Terrorgruppe aus Hexen, „Die Plage“, Angst und Schrecken verbreitet. Doch selbst in der Akademie sind sie nicht sicher. Die Welt ist nicht schwarz-weiß und bald müssen sich die drei Hexen in einem Konflikt zwischen dem Militär, der Politik, fremden Gruppen und der „Der Plage“ behaupten.
Symbolik
Ein Detail, das vor allem ins Auge sticht, ist die positive Darstellung von Hexen. In „Motherland: Fort Salem“ sind Hexen stark. Sie sind starke, selbstbewusste Frauen die eine besondere Macht, ihre Magie, ihre Stimme besitzen. Damit folgt die Serie einem neuen Trend, der die Grenze zwischen Hexen und Feminist*innen immer weiter verschwimmen lässt. Wir berichteten. Auch die Stimme als mächtigste Waffe der Hexen setzt Parallelen zu der historischen Verweigerung der Meinung der Frau.
Zudem ist unter den Hexen und zivilen, mächtigen Frauen eine hohe Diversität zu erkennen. So ist in der Serie die Präsidentin eine schwarze Frau und auch in den Rängen des Militärs scheinen die äußeren Merkmale keine Rolle zu spielen. Auch Homosexualität ist in jener Gesellschaft genauso anerkannt wie Heterosexualität. Dies ist in „Motherland: Fort Salem“ klar zu erkennen und wird von der Schauspielerin von Raelle, Taylor Hickson, in einem Interview ebenfalls genauer erläutert. Dies deutet auf die Intersektionalität des Problems der Geschlechterdiskriminierung hin. Damit ist gemeint, dass Diskriminierung oft nicht nur einen einzigen, gesellschaftlichen Bereich betrifft. So tritt in der Serie nicht nur die Ermächtigung der Frauen ein, sondern auch eine höhere Akzeptanz von verschiedenen Bevölkerungsgruppen und sexueller Vielfalt.
Hierbei wird Sex bei den Hexen von „Motherland: Fort Salem“ ebenfalls zelebriert. Statt mit Scham dem Thema zu begegnen, wird Sex und sexuelle Anziehung als Stärkung dargestellt. Der A-Plot einer gesamten Folge konzentriert sich sogar hierauf.
Von der Frau zum Mann, der den Rücken freihält
Jedoch zeigt die Serie nicht nur die befreienden Seiten einer Matriarchie, wie sie dargestellt wird, auf. Die Gesellschaft von „Motherland: Fort Salem“ ist nicht gleichberechtigt. Nicht sonderlich mehr, als unsere eigene Gesellschaft. Es werden hier lediglich die Rollenbilder vertauscht. Vom Patriarchat zum Matriarchat. Es existieren auch Hexer im Militär, die jedoch eher eine unterstützende Funktion einnehmen. Statt zu kämpfen, unterstützen Hexer ihre weiblichen Kolleginnen durch die Waffenproduktion, ähnlich wie viele Frauen im zweiten Weltkrieg. Auch sind Hexer für die Kinderbetreuung zuständig. Zudem wurde bisher, innerhalb der 1. Staffel, noch kein Hexer in einer nennenswerten Führungsposition des Militärs vorgestellt. Die Ausbildung von Hexern und Hexen erfolgt dementsprechend ebenfalls getrennt.
Dadurch wird auch auf die Schattenseiten des Matriarchats eingegangen. Was hilft es der Gesellschaft, wenn die Rollenbilder einfach vertauscht sind? Wenn die Vorteile und Bürden, die mit den jeweiligen Rollen einhergehen, verschieden verteilt werden? Nicht viel. Hexen haben Respekt und Macht, sind jedoch zum Kampf im Militär verpflichtet, wo nur Stärke und taktisches Denken ein langes Überleben sichern. Hexer wiederum sind eher im Hintergrund und zeichnen sich durch ihre unterstützende Funktion aus. Dadurch zeigt sich: Auch ein Matriarchat ist kaum ein gesellschaftlicher Fortschritt, wenn nicht auch die Gleichberechtigung gestärkt wird.
Was beim Schauen zu beachten ist
Momentan ist „Motherland: Fort Salem“ in Deutschland nur auf Amazon Prime Video verfügbar. Eine zweite Staffel ist in Produktion, ein genaues Datum für die Veröffentlichung ist jedoch noch nicht bekannt. Außerdem besteht eine Triggerwarnung für das Thema Selbstmord. Leser*innen, die schlecht auf dieses Thema reagieren, sollten eher die Finger von der Serie lassen. Die Gefahr auf einen Trigger ist ebenfalls den Produzenten bekannt, weshalb am Ende jeder Folge auch die amerikanische Suizidhotline eingeblendet wird.
Insgesamt ist „Motherland: Fort Salem“ eine unterhaltsame, actiongeladene Serie für zwischendurch, die aufzeigt wie ein Matriarchat nicht verwirklicht werden sollte.
Sarah Hamer
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