Unser gender-orientierter Wochenrückblick ist diese Woche extra politisch. Denn wir müssen reden. Über die misogynen Kommentare und Drohungen, die Frauen in der Politik ausgesetzt sind. Über die rechtextremen Netzwerke in der Polizei. Und über Masken, die die fragile toxische Männlichkeit angreifen.
Misogynie in den Kommentarspalten
Die Kolumnistin Verena Maria Dittrich stellte sich in einem Tweet gegen frauenfeindliche Kommentare, die die Klimaaktivistin Luisa Neubauer wegen ihres Auftritts in einer Talkshow attackierte. In ihrem Artikel berichtet sie, welchen misogynen Kommentaren sie als Reaktion daraufhin ausgesetzt war, und klagt den respektlosen Umgang mit Neubauer seitens des CDU-Politikers Friedrich Merz und des Moderators Markus Lanz an. Hier ein Ausschnitt der Talkshow.
Kein Freund und Helfer
Die Vorsitzende der Linksfraktion im hessischen Landtag, Janine Wissler, hat laut dem SPIEGEL erneut Todesdrohungen bekommen. Die E-Mails, mit „NSU 2.0“ unterzeichnet, führen zu Computern der Polizei. Was wohl Seehofer dazu sagt?
F*** Seehofer, Praise Yaghoobifarah !
Eine flammende Verteidigung der taz-Kolumnistin Hengameh Yaghoobifarah lieferte die Kolumnistin Debora Antmann. Bekannt durch den Artikel „All cops are berufsunfähig“, war Hengameh Yaghoobifarah vielen heftigen Reaktionen ausgesetzt, darunter die Androhung einer Anzeige seitens des Innenministers Host Seehofer. Antmann betont Yaghoobifarahs Schlüsselrolle für marginalisierte Perspektiven und fordert dazu auf, die Vereinnahmung Yaghoobifaras Positionen von Rechtspopulisten zu bekämpfen.
Co-Parenting als neues Familienmodell
Was Co-Parenting ist und wie das aussehen könnte, hat Annette Leyssner in einem Artikel im Der Freitag beschrieben. Dafür mit einer Frau geredet, die über ein Co-Parenting Portal den Vater ihres Kindes gefunden hat. Vor allem für Frauen könnte dies eine Möglichkeit sein, um Ängste um die ‚tickende Uhr‘, Familienplanung und einer Abkehr von der traditionellen Mutterrolle zu vereinbaren.
The Double X Economy – Lösungsstrategien…
…für einen Missstand, der nicht nur den Frauen sondern der globalen Ökonomie jährlich $160 Trillionen kostet. Linda Scott hat einen Buch geschrieben, das die speziellen Eigenschaften nicht nur des Gender-Pay-Gap, sondern der gesamten „globalen weiblichen Schattenökonomie“ durchleuchtet und gangbare Wege aus der Misere aufzeichnet. Doch. Gangbar.
Männer und Masken
Laut einem Artikel von Priya Elan im Der Freitag tragen Männer in den USA deutlich seltener Masken als Frauen. Zwar beziehen sich die zugrundeliegenden Studien auf die US-Bevölkerung, toxische Männlichkeit als Grund für dieses egoistische Verhalten ist jedoch auch in Deutschland weit verbreitet. Das Tragen der Masken wird häufiger von Männern aufgefasst als das Zeigen von Schwäche und dem Verlust ihrer Männlichkeit. BÄH!
Neuer Anlauf in der CDU für die Frauenquote
25 Jahre lang hat das freiwillige Quorum nichts gebracht. Nun gibt es einen neuen Vorstoß aus der CDU-Spitze zur Einführung einer Quote. Die muss allerdings erst noch vom Parteitag im Dezember beschlossen werden…
Tweet der Woche zur Frauenquote der CDU:
Ich glaube nur unfähige Männer haben Angst vor der Quote, weil sie wissen, dass sie dann ggf von einer genauso unfähigen Frau ersetzt werden könnten. Und das geht natürlich nicht. Unfähigkeit muss Männerprivileg bleiben…
— Emmanuelle Roser (@deuxcvsix) July 8, 2020
43. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst
Als Preisträgerin des Bremer Förderpreises für Bildende Kunst 2019 wurde die Künstlerin Effrosyni Kontogeorgou für ihre Arbeit „Höhere Gewalt oder wie der Flügelschlag eines Rohrsängers einen Platzregen auslöst“ ernannt. Glückwunsch! Das Werk kann als Teil der Ausstellung der Städtischen Galerie mit den Werken 12 weiterer Künstler*innen ab dem 12. Juli bewundert werden.
Der Bund soll bekommen, was Bremen seit 40 Jahren hat
Das Bundeskabinett hat am 8. Juli die erste nationale Gleichstellungsstrategie beschlossen. Sie wurde von Dr. Franziska Giffey vorgelegt und formuliert neun Ziele, die für alle Ministerien eine Grundlage sind, um die Gleichstellung von Frauen und Männern überall zu erreichen. Mona Küppers, Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, kommentiert: „…Wir hätten es begrüßt, wenn alle Ressorts verpflichtet worden wären, die Gleichstellung von Frauen und Männern zum roten Faden all ihrer Vorhaben zu machen. Dieser Faden fehlt.“ Derweil verabschiedete Bremen 1980 das „Gesetz über die Errichtung der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau“ und schuf so die bundesweit erste Landesbehörde mit diesem Auftrag – ZGF Bremen. Hoffentlich nicht ein Fall von „Déjà vu all over again“.
Redaktion frauenseiten: Pia, Ricarda und Renate
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