Das Bündnis zum Prostitutionsverbot „Stop Sexkauf“ hat sich für 2017 viel vorgenommen: Sie wollen „zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein Land“ – nämlich Deutschland – „wegen der Legalisierung von Prostitution“ verklagen.
„Prostitution ist Gewalt gegen Frauen“ schrieb das Bündnis am 03. Januar in einem Update zu ihrer Petition #Sexkauf bestrafen, Prostitution abbauen! auf change.org. „Deshalb werden wir…noch in diesem Jahr wegen des am 1. Juli 2017 in Deutschland in Kraft tretenden neuen Prostituiertenschutzgesetzes und der damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen Klage bei der Europäischen Kommission einreichen.“
Was hat es nun auf sich? Die Prostitutionsfrage spaltet die Gesellschaft – und auch unsere Redaktion – zutiefst.
Die Frage zum Prostitutionsverbot spaltet die Gesellschaft
Die Argumente für das Legalbleiben der Prostitution basieren auf folgende Logik: Prostitution wird es immer geben; da sollten die Sexworker*innen möglichst gute, selbst bestimmte und entkriminalisierte Arbeits- und Lebensbedingungen haben. Sie sollen selber den Ton angeben und gegen Übergriffe Rechtsmittel zur Verfügung haben. Sie sollten in die Mitte der Gesellschaft ankommen. So beschrieben im Feministischen Manifest zur Unterstützung der Rechte von Sexarbeiter*innen
Let this be the yr when world recognizes #rights of #sexwork-ers to be safe, listened to, leaders of the conversation, unstigmatized. #2017 pic.twitter.com/pNWWbMFQVF
— Peers Victoria (@PeersVictoria) December 31, 2016
Das Gegenargument der Abolitionist*innen zieht diese Logik nicht in Frage, behauptet aber, das die Legalisierung der Prostitution in Deutschland versagt hat – und so viel Leid verursacht hat, dass nur ein Komplettverbot Abhilfe schaffen könnte: In den Jahren seit der Legalisierung habe sich für den Großteil der Sexworker*innen die Lage drastisch verschlechtert.
Der Grund: Die Prostitution wurde industrialisiert. Die Branche ist weiterhin in den meisten Fällen in kriminell-mafiöser Männerhand. In Flatrate-Bordellen können Freier weiterhin für 70,- Euro so viele Frauen bestellen, wie sie wollen. Ein Leben als Batteriehuhn: So war das nicht gedacht.
„The German model is producing hell on earth!“
Jetzt hat Dr. Ingeborg Kraus, Urheberin der o.g. Petition Unterstützung in aller Welt geholt. „The German model is producing hell on earth!“ hieß ihre Rede September 2016 in Vancouver. Lorraine Questiaux hat für sie in Paris eine Gruppe von Expert*innen in Europäischem Recht dafür gewonnen.
„Seit 2016 befindet sich Deutschland im Hinblick auf Prostitution zwischen 2 abolitionistischen Ländern, eine schizophrene Situation mitten in Europa!“ schreibt Dr. Kraus. Kurz gesagt: Deutschland sei das neue Thailand.
Das Vorgehen des Bündnisses „Stop Sexkauf“ wird in ein Artikel im „Monde Diplomatique“ angekündigt – ab 17. Januar soll der Artikel auch auf Deutsch zu lesen sein.
Mehr Infos zum Thema Prostitutionsverbot findet ihr zum Beispiel hier:
- Change.org: Eine Botschaft der Hoffnung für das neue Jahr – Update zur Petition „Sexkauf bestrafen, Prostitution abbauen!“
- Le Monde: Prostitution, la guerre des modèles
- Rede von Dr. Ingeborg Kraus in Vancouver
- The Appeal: German psychologists and the scientific case against Prostitution
- Rosalux.de: Vom schwindenden Recht auf Straße für Sexarbeiterinnen
- Online-Magazin Menschenhandel heute: Feministisches Manifest zur Unterstützung der Rechte von Sexarbeiterinnen
Ricarda
Ricarda meint
Liebe ANNA,
Wie gesagt, „Die Prostitutionsfrage spaltet die Gesellschaft – und auch unsere Redaktion“. In dem Artikel habe ich versucht, beide Argumente sachlich darzustellen.
Viele von uns meinen, wie Sie, dass Sexworker*innen möglichst gute, selbst bestimmte und entkriminalisierte Arbeits- und Lebensbedingungen haben sollten. Sie sollen selber den Ton angeben und gegen Übergriffe Rechtsmittel zur Verfügung haben. Sie sollten in die Mitte der Gesellschaft ankommen.
Am 1. Juli 2017 trat das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) in Kraft. Das Ziel des Gesetzes ist es, Prostituierten den größtmöglichen Schutz vor Gewalt und Ausbeutung zu gewährleisten und Menschenhandel, Zwangsprostitution und Prostitution von Minderjährigen konsequent zu bekämpfen. Kernpunkt des Gesetzes ist die Einführung einer Erlaubnispflicht für alle Prostitutionsgewerbe sowie eine Anmeldepflicht.
Es scheint fast unmöglich zu sein, mit einem einzigen Gesetz gleichzeitig Menschenhandel und Ausbeutung zu verhindern und andererseits für Sexworker*innen ein selbst bestimmtes und geschütztes Arbeitsleben zu ermöglichen.
Weiterhin alles Gute für Sie!
D.E. meint
Die Feministinnen, sollten mal ordentlich befriedigt werden, dann kommen die auch nicht auf solche dummen Gedanken! Ich bin seit 28 Jahren Prostituierte und ich liebe meinen Job!!! Es wird immer, in jeder Branche schwarze Schafe geben…aber was wagt ihr euch, euch rauszunehmen, dass wir ALLE scheiße behandelt werden!!! Ihr tollen Hausfrauen…denkt ihr jeder Mann ist schlecht? Oder kommt nur für Sex? Wollt ihr Hausfrauen demnächst euren Männern in den Mund „Koten“ oder vielleicht zwei Fäuste in den Anus stecken??? Wenn ihr Feministinnen euch um eure Männer kümmern würdet…würden sie auch uns nicht nötig haben!!! Nur weil ihr gefrustet und unbefriedigt seit…handelt ihr so!!!!! Weil wir die Aufmerksamkeit eurer Männer bekommen…weil ihr sie NULL schätzt!!! Liebe Grüße ANNA aus Deutschland übrigens