Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nicht wie die anderen Frauen bist? Wie hast du dich dabei gefühlt? Mir wurde es schon mal gesagt und ich habe mich unangenehm berührt, aber auch geschmeichelt gefühlt. Da hat mein internalisierter Frauenhass angeklopft. Denn warum ist das ein Kompliment? Warum ich heute stolz drauf bin eine #basicbitch zu sein, darum geht es in diesem Artikel. Doch von Anfang an:
Was bedeutet #notlikeothergirls?
Das Konzept ist in den Medien gut zu sehen. Oft wird in Filmen die Protagonistin als besonders und abweichend von der ‚Norm‘ dargestellt. Das kann bedeuten, dass sie sich weder für Make-Up noch für Mode interessiert, Bücher liest, anstatt zu tratschen, und braunhaarig ist (wow, so special). An sich ist es schön, weniger traditionelle Konventionen von Weiblichkeit repräsentiert zu sehen. Jetzt können sich die Filmemacher*innen auf die Schulter klopfen und sagen: wow, wie progressiv von uns, eine Frau darzustellen, die kein dummes Blondchen ist, die sich nur für Make-Up interessiert.
Doch da kommt der Haken, denn diese #notlikeothergirls Protagonistin ist progressiv, aber die Abgrenzung zu den ‚other girls‘, den anderen Frauen und Mädchen ist misogyn. Denn diese werden abgewertet. Nicht wie sie zu sein ist ein Kompliment. Die stereotypen weiblichen Tätigkeiten, wie zum Beispiel Schminken und Mode, werden als weniger wert angesehen.
Das klassische not-like-other-girls-Beispiel
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Film „Die Schöne und das Biest“ von Disney. Im Zeichentrickfilm ist es offensichtlicher, aber auch die neue Version von 2017, ist nicht frei von diesen Stereotypen. Belle ist anders als die anderen im Dorf. Es wird sogar ein Song darüber gesungen. Aber vor Allem ist sie nicht wie die anderen Mädchen oder Frauen im Dorf. Die Bimbettes (ja so heißen sie wirklich) sind die drei blonden Verehrerinnen von Gaston. Sie kümmern sich um ihr Aussehen, tragen Make-Up, kämpfen um männliche Aufmerksamkeit und scheinen sexuell aufreizender als Belle zu sein. Die Geschichte feiert und belohnt Belle dafür, nicht so zu sein wie die Bimbettes.
Belle trägt praktische Kleidung, ohne weite Ausschnitte, ihre Schönheit ist ‚echt‘ und nicht mit Schminke erzeugt, sie möchte nicht über Jungs tratschen, sondern lieber über Prinzen lesen. Das ist an sich nicht problematisch, aber die Abwertung der als einheitlich angesehenen ‚other girls‘ ist es.
Das ist nur ein Beispiel für dieses Phänomen. In vielen Filmen, Serien und Büchern kommt es vor. Sobald man die Merkmale kennt, fallen sie einem überall auf.
Was unterschwellig kommuniziert wird
Naja, dass du anders als andere Frauen sein musst, um cool zu sein, dein Love Interest zu bekommen, und um männliche Wertschätzung und Aufmerksamkeit zu erlangen. Weil deine ganze Peer Group, bis auf die Mama und die Mama von deinem Boy, Trash ist. Dass dieses Phänomen schlecht maskierte Misogynie ist, sollte klar sein inzwischen. Sich geschmeichelt zu fühlen von dem Satz, nicht zu sein wie andere Frauen, ist internalisierter Frauenhass, denn warum sonst sollte das ein Kompliment sein.
Abgesehen davon, dass es nicht eine einheitliche Gruppe Frauen gibt, die alle die gleichen Interessen haben, von denen man sich absetzen muss, bin ich einfach nicht so besonders. Zig Frauen vor mir hatten schon genau die gleichen Probleme mit veralteten Weiblichkeitsbildern und unzureichenden Lösungen wie dem #notlikeothergirls Phänomen.
Es gibt Stäke zu finden in Zusammenhalt, in Mitstreiter*innen und in gemeinsamen Kämpfen. Anstatt anders als die anderen sein wollen, kann ich mich mit ihnen verbünden und gegen die Strukturen, die uns ungewollt in Rollenbilder drängen, ankämpfen. Ich bin jedenfalls stolz darauf wie andere Frauen und FLINTA* zu sein, da ich in guter Gesellschaft bin <3.
Was noch fehlt
Anmerken möchte ich auch, dass ich für dieses Phänomen keine Beispiele von Schwarzen Protagonist*innen gefunden habe. Das heißt, dass sich dieses Phänomen um weiße Weiblichkeitsbilder dreht. Schwarze Frauen und andere Frauen of Color sind ohnehin zu selten in Hauptrollen zu finden. Außerdem sind sie oft, wenn sie überhaupt Raum bekommen, als rassistische Stereotypen geschrieben. Siehe zum Beispiel the angry Black woman, the Mammy, the Jezebelle, the Sapphire. Also werden Schwarzen weiblichen Charakteren noch flachere und weniger runde Stereotype zugeteilt, als den weißen #notlikeothergirls. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Schwarze Frauen von der Gesellschaft als weniger weiblich gelesen werden und demnach weniger Spielraum haben, um stereotype Weiblichkeitsbilder zu hinterfragen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass sich das Konzept des #notlikeothergirls sehr innerhalb von binären Geschlechterrollen bewegt. Um diese kritisieren zu können habe ich dies nicht vermeiden können.
Wenn ihr euch weiter informieren möchtet, gibt es sowohl auf Youtube wie auch auf TikTok witzige Videos zum Thema. Sehr eng verbunden mit dem #notlikeothergirls Phänomen ist das #pickmegirl – definitiv eine Suche auf Twitter wert.
Maria Slüter
Jens-Uwe Friedrich meint
Hallo Maria,
Das liest sich spannend.
Sind dass fest eingefahren Gleise – Lebensrollen?
Mode und praktische Kleidung als Gegenpole?
Sollte das nicht eher situtionsabhängig sein?
Ich finde es toll, wenn Frau beides ist – mal begeistert von Mode und mal mit einem ganz anderen Stil experimentiert – (Mode ist wie malen an sich selbst).
Und sie dann mal schlicht sie selbst ist, ohne Effekte, ohne Lametta.
Beides, finde ich, ist weder positiv noch negativ. Beides hat seine Berechtigung.
Eigentlich sollte es doch nur zählen ob Frau sich gerade darin wohlfühlt.
Kann es nicht total egal sein, was andere darüber denken?
Ist es als Frau schwieriger sich diese Unabhängigkeit zu nehmen?
Ich finde z.B. die aktuelle Männermode langweilig, einfallslos und total eingeschränkt. Warum müssen Männer kantig, dunkel und breitschultrig wirken, nur weil es „männlicher“ wirkt und Erfolg bei Frauen verspricht?
Warum ist Männermode nicht farbenfroh – voller Emotionen und Lebensfreude.
Ich denke diese blöden Stereotypen müssen wir überwinden.
Alle sind einzigartig und wertvoll.
Viele Grüße
Jens