Laura Gehlhaar ist Autorin, Bloggerin, Speakerin und Aktivistin. Sie macht sich stark für mehr Inklusion, vor allem von Menschen mit Behinderung und berät Unternehmen und Medienvertreter*innen dahingehend, wie sie diese umsetzen können. Dass in unserer Gesellschaft noch einiges im Bereich Inklusion getan werden muss, weiß sie nicht zuletzt aus eigener Erfahrung, da sie selbst im Rollstuhl sitzt.
Bloggen übers Reisen, Inklusion, Alltagsdiskriminierung und Monatszyklus
In ihrem Blog lauragehlhaar berichtet sie aus ihrem Alltag als Rollstuhlfahrerin in der Großstadt Berlin. Immer mit einer guten Prise Humor schreibt sie über Themen wie Reisen, ihren Monatszyklus oder stellt ihre Überlegungen zum Thema Inklusion dar. Sie berichtet auch von der Alltagsdiskriminierung, die sie als Frau mit Behinderung erlebt. In ihrer Monatserkenntnis vom 19. Juni 2018 schreibt sie:
„Die Erkenntnis, dass Behinderung nie nur eine individuelle Angelegenheit, sondern ein gesellschaftliches und politisches Problem ist, hat mein Leben stark beeinflusst. Mein Verständnis von Behinderung liegt nicht dem medizinischen, vielmehr dem sozialen Kontext zugrunde. Behinderung entsteht durch gesellschaftliche Strukturen, Gesetze, die Menschen daran hindern, selbstbestimmt leben zu können, und Vorurteilen. Meine Behinderung gehört nicht mir alleine, sie gehört all denen, die sie mitverursachen.“
Keine Inspiration, nur weil sie im Rollstuhl sitzt
Auf ihrem Bog schreibt sie auch darüber, dass ihr immer wieder Menschen begegnen würden, die sie nur aufgrund ihrer Behinderung für eine Inspiration halten. Dabei werde sie dann für das Erledigen von ganz normalen Dingen gelobt, was auch während ihres Studiums der Sozialpädagogik und Psychologie in Holland und Berlin häufig vorgekommen sei, obwohl sie einfach das Gleiche wie alle anderen gemacht hätte. In einer Radiosendung von Deutschlandfunk Nova erklärt Laura Gehlhaar die irrtümliche Annahme, die dahintersteckt: sie als Rollstuhlfahrerin habe ein sehr trauriges und leidvolles Leben. Dabei ist ihre Behinderung für die normalste Sache der Welt und sie leidet nicht darunter.
In einem Interview mit Esquire vom 14. Dezember 2020 sagte sie dazu :
„Wenn man mich fragt, ob ich mit dem Rollstuhl hadere oder mir wünsche, ohne ihn zu leben, impliziert das immer den Gedanken, behinderte Menschen würden ein trauriges Leben führen. Ich möchte anderen vermitteln, dass eine Behinderung zu haben, im Rollstuhl zu sitzen oder mit Blindenstock zu gehen eine völlig natürliche Sache ist, die es zu akzeptieren gilt. […]“
Blöde Sprüche und Rollstuhlfahrer-Bullshit-Bingo
Auch andere blöde Sprüche und unangebrachte Fragen muss sie sich in ihrem Alltag dauernd anhören. Von wildfremden Menschen bekommt sie Fragen gestellt wie: „Kannst du Sex haben?“ oder Kommentare wie: „Toll, dass Sie trotzdem rausgehen“. Aus all diesen unangebrachten Bemerkungen und Fragen hat sie 2014 mit Lorenz Meyer das Rollstuhlfahrer-Bullshit-Bingo entworfen, dass eine große Resonanz fand und viral ging.
Ihr Buch: Kann man da noch was machen?
Eine dieser blöden Fragen ist auch der Titel ihres 2016 erschienen Buches: „Kann man da noch was machen?“. Darin schreibt sie mit viel Selbstironie von ihrem Leben und es wird schnell klar: sie ist vor allem eine Frau und ein Mensch wie jede*r andere*r auch. Denn eine Behinderung macht einen Menschen nicht aus und Menschen mit Behinderung führen nicht automatisch ein schwieriges und leidvolles Leben. Eine klare Leseempfehlung!
Johanna Fischer
Schreibe einen Kommentar