Nachhaltige Menstruationsprodukte werden in den Medien oft angepriesen – gut für die Umwelt, gesünder für den Körper. Im Vergleich zu den herkömmlichen Menstruationsprodukten haben sie auf den ersten Blick viele Vorteile, jedoch sollte mensch sich auch über die Nachteile, wie zum Beispiel die hohen einmaligen Anschaffungskosten, bewusst sein. Welche nachhaltigen Menstruationsprodukte gibt es denn überhaupt? Sind diese auch alltagstauglich? Was können also Stoffbinden, Menstruationsunterhosen und Co. wirklich bieten?
Inspiriert durch Franka Freis Buch „Periode ist politisch. Ein Manifest gegen das Menstruationstabu“, in dem sie auf die Menstruation und die damit einhergehenden Probleme, wie zum Beispiel zusätzliche Ausgaben, Umweltverschmutzungen durch Einwegprodukte und die Tabuisierung von Menstruationsblut eingeht, soll dieser Artikel vor allem darauf Aufmerksam machen, welche nachhaltigen Menstruationsprodukte es gibt. Nachhaltige Menstruationsprodukte sind zwar eine gute Sache im Sinne des Umweltschutzes, jedoch gibt es eben auch viele Menstruierende die keinen zusätzlichen Zeitaufwand dafür aufbringen können, diese doch zeitaufwendigen und teuren Menstruationsprodukte zu verwenden, die beispielsweise nach dem Gebrauch ausgewaschen werden müssen, bevor sie in die Waschmaschine gelegt werden können.
Die Periode als Tabuthema
Die Periode gilt noch immer als ein großes Tabuthema. Viele menstruierende Menschen schämen sich für ihre Blutung, weil die Gesellschaft diese stark stigmatisiert. Vielen Menstruierenden wird zum Beispiel eingeredet, dass die Periode etwas „Ekliges“ oder „Unhygienisches“ sei. Das führt dann dazu, dass viele Menschen zu Menstruationsprodukten greifen, die nur einmal verwendbar sind und danach weggeschmissen werden. Dass diese Produkte negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, sollte den meisten Menschen einleuchten, doch ebenso können die Einwegprodukte gesundheitsschädigende Auswirkungen für den Körper der Menstruierenden mit sich bringen. Da Binden und Tampons gebleicht werden, verfügen diese über gesundheitsschädigende Chemikalien, die in den Körper eingeführt werden. Des Weiteren werden die Tampons und Binden nur so strahlend weiß gebleicht, damit das ganze steril und hygienisch wirkt. Das ist ein erneuter Versuch, die Periode als etwas „Schmutziges“ darzustellen. Außerdem werden Einweg-Menstruationsprodukte häufig mit Duftstoffen versetzt. Diese können Allergien auslösen. Des Weiteren ist es aber auch wichtig darauf hinzuweisen, dass auch nachhaltige Menstruationsartikel Probleme mit sich bringen, denn diese sind in der Handhabung zeitaufwendiger als Einwegprodukte.
Periodenunterwäsche
Eine nachhaltige Alternative zu Binden und Tampons, ist die sogenannte Periodenunterwäsche. Dabei handelt es sich um eine Unterhose, die so konzipiert ist, dass diese das Blut auffangen kann – also ähnlich wie eine herkömmliche Binde. Ein besonderer Vorteil an der Periodenunterwäsche ist, dass die Unterhosen nach der Benutzung und dem Ausspülen mit kaltem Wasser in der Waschmaschine gewaschen werden können. Somit entsteht weniger Restmüll, denn die Periodenunterwäsche kann nach dem Waschgang wiederverwendet werden. Es gibt mittlerweile viele verschiedene Modelle auf dem Markt. Da diese auch aus unterschiedlichsten Materialien bestehen können, empfiehlt es sich, vor dem ersten Waschgang nachzulesen, mit welcher Temperatur die Unterhosen gewaschen werden können. Manche Materialien können beispielsweise nicht bei 60 Grad gewaschen werden. Nachdem die Periodenunterwäsche erworben wurde, sollte diese vor dem ersten Gebrauch in der Waschmaschine gewaschen werden. Für Menstruierende, die eine stärkere Blutung haben, kann es sein, dass die Periodenunterwäsche keinen ausreichenden Schutz bietet. Ein weiterer Nachteil an der Periodenunterwäsche ist auch, dass diese unterwegs nur schwer gewechselt werden kann. Es ist sehr umständlich, auf einer öffentlichen Toilette eine Menstruationsunterhose zu wechseln, da man sich dafür untenrum komplett entkleiden muss.
Stoffbinden
Die herkömmlichen Einwegbinden kennt fast jede*r – doch dieses Einwegprodukt kann durch ein nachhaltigeres und gesünderes Produkt ersetzt werden. Die Stoffbinden verfügen über Knöpfe, sodass sie wie herkömmliche Binden in einer Unterhose befestigt werden können. Auch hier gilt das Selbe wie bei den Periodenunterhosen: nachdem diese gekauft wurden, sollten sie vor dem ersten Gebrauch in der Waschmaschine gewaschen werden. Nachdem sich das Menstruationsblut in der Binde befindet, sollte diese mit kaltem Wasser ausgespült und anschließend in der Waschmaschine gewaschen werden. Die waschbaren Menstruationsprodukte müssen übrigens nicht einzeln gewaschen werden, sondern können mit der regulären Wäsche zusammen in die Waschmaschine. Stoffbinden gibt es meistens in unterschiedlichen Größen und diese kann dann an die Stärke der Blutung angepasst werden. Neben Stoffbinden gibt es auch wieder verwendbare Slipeinlagen.
Stofftampons
Für Menstruierende, die gerne Tampons benutzen möchten und nach einer nachhaltigen Alternative zu Einwegtampons suchen, gibt es eine Lösung! Es gibt unter anderem von Imse Vimse Stofftampons zu erwerben. Die Stofftampons sind in verschiedenen Varianten erhältlich, sodass die Menstruierenden diese je nach Stärke der Blutung auswählen können. Sie verfügen ebenso wie herkömmliche Tampons über einen Rückholfaden, dessen Länge bei den Stofftampons beliebig eingestellt werden kann. Diese sind ähnlich zu den Periodenunterhosen und den Stoffbinden auch in der Waschmaschine waschbar. Ebenso werden diese nach dem Gebrauch mit kaltem Wasser ausgespült. Nach dem Kauf und vor dem ersten Gebrauch sollten die Stofftampons ausgekocht oder gewaschen werden. Wichtig ist, dass auch Stofftampons regelmäßig gewechselt werden müssen. Auch bei Stofftampons besteht die Gefahr, dass mensch das sogenannte toxische Schocksyndrom bekommt. Des Weiteren können auch Stofftampons die Scheide austrocknen, denn diese saugen so wie die Einwegtampons das Blut auf.
Menstruationstasse
Die Menstruationstasse ist ein nachhaltiges Menstruationsprodukt, das mittlerweile sehr bekannt ist. Es handelt sich dabei um eine kleine Tasse, die aus medizinischem Silikon besteht und über eine Art Rückholfaden verfügt. Durch das Material ist sie biegsam. Menstruierende können die Tasse mithilfe von verschiedenen Falttechniken einführen. Nachdem die Menstruationstasse eingeführt wurde, sollte diese aufploppen. Somit kann sie sich in ihre ursprüngliche Form entfalten und das Blut auffangen. Es kann anfangs eine Herausforderung sein, die Tasse richtig einzuführen und folglich zu erreichen, dass diese aufploppt. Besonders wenn man starke Unterleibsschmerzen während der Blutung hat, kann es eine zusätzliche Belastung sein, die Tasse richtig einzusetzen, denn das ganze ist mit einem erhöhten Zeitaufwand verbunden. Dadurch, dass die Menstruationstasse das Blut auffängt und nicht aufsaugt, so wie es bei einem Tampon der Fall ist, trocknet die Scheide auch nicht aus. Bei einer Menstruationstasse besteht wie bei allen Menstruationsprodukten die in die Scheide eingeführt werden ein erhöhtes Risiko, an einem toxischen Schocksyndrom zu erleiden. Deswegen ist es wichtig, dass man sich vorher darüber informiert, wie viele Stunden die Menstruationstasse im Körper sein darf. Es ist also sehr ratsam, die Menstruationstasse regelmäßig zu leeren und auszuspülen. Nach der Periode muss die Menstruationstasse ausgekocht werden.
Free Bleeding
Du bist es Leid, überhaupt noch einen Cent für Menstruationsprodukte auszugeben? Dann probier doch mal free bleeding (freies Bluten: Übersetzung) aus! Bei free bleeding geht es darum, dass Menstruierende keine Menstruationsprodukte benötigen. Menstruierende sollen dabei spüren, wann das Blut aus dem Körper austritt und somit geht mensch in diesem Moment auf die Toilette. Um free bleeding zu erlernen, eignet es sich anfangs auch sehr gut, eine Periodenunterhose zu tragen. Diese kann dann eine gewisse Sicherheit geben. Im Alltag kann es jedoch sehr stressig sein, free bleeding zu erlernen, da mensch durch den Alltagsstress möglicherweise nicht die zeitlichen Kapazitäten hat, auf den Körper zu hören und im richtigen Moment auf die Toilette zu gehen.
Probleme auf öffentlichen Toiletten
Öffentliche Toiletten sind noch immer ein Problem für menstruierende Menschen. Verwendet man Menstruationsprodukte, die nach der einmaligen Benutzung entsorgt werden müssen, so besteht die Gefahr, dass es auf einer öffentlichen Toilette keinen Mülleimer in der Toilettenkabine gibt. Da die Periode leider immer noch ein Tabuthema ist, trauen sich viele menstruierende Menschen auch nicht, mit einem blutigen Menstruationsprodukt die Toilettenkabine zu verlassen und dieses außerhalb der Toilettenkabine zu entsorgen. Ein noch größeres Problem stellt hierbei die Menstruationstasse dar, denn diese muss nachdem sie entleert wurde, ausgewaschen werden. In Toilettenkabine gibt es jedoch meistens keine Waschbecken, um diese auszuwaschen. Für einige Menstruierende ist es auch hierbei unangenehm, die Menstruationstasse außerhalb der Toilettenkabine auszuwaschen. Somit wird es einem erschwert, ein nachhaltiges Menstruationsprodukt zu verwenden. Die Situation auf öffentlichen Toiletten sollte also an die Bedürfnisse von menstruierenden Menschen angepasst werden. Es sollte Toiletten geben, die sich nicht nur auf binäre Geschlechter richten. Verwendet man ein Stofftampon, eine Periodenunterhose oder eine Stoffbinde, so gilt das selbe Problem, wie bei der Menstruationstasse. Diese Artikel müssen auch am Waschbecken ausgewaschen werden. Jedoch gibt es zumindest eine gute Lösung um diese Produkte unterwegs zu transportieren, nachdem man sie ausgewaschen hat. Es gibt nämlich sogenannte Nassbeutel, in denen mensch die ausgewaschenen und nassen Menstruationsprodukte aufbewahren kann, solange mensch unterwegs ist.
Fazit
Menstruierende müssen die Wahl haben, sich selbst ein Menstruationsprodukt auszusuchen, das auf die Stärke der Blutung und den Lebensstil angepasst ist. Die nachhaltigen Menstruationsprodukte bieten im Bezug auf den Umweltschutz und die Gesundheit zwar klare Vorteile, jedoch haben viele Menstruierende nicht die Zeit und das Geld, um diese Produkte zu verwenden. Das Auswaschen, nach der Benutzung dieser Produkte ist zeitaufwendig und setzt voraus, dass eine Toilette mit Waschbecken vorhanden ist. Somit sind Menstruierende auf öffentlichen Toiletten eingeschränkt und haben eventuell nicht die Möglichkeit die nachhaltigen Menstruationsprodukte in der Öffentlichkeit zu verwenden. Auf der Arbeit, auf einer Party oder im Schwimmbad – hier könnte es aufgrund der Situation auf öffentlichen Toiletten und der Tatsache, dass die ausgewaschenen Produkte aufbewahrt werden müssen, zu einigen Problemen kommen. Dadurch, dass Einwegprodukte eventuell im alltäglichen Leben praktischer sind, sollten diese jedoch nicht mehr mit gesundheitsschädigenden Chemikalien versetzt werden. Menstruierende, die aufgrund ihrer persönlichen Situation also auf Einwegprodukte angewiesen sind, sollten die Möglichkeit haben, diese ohne Bedenken kaufen und nutzen zu können. Es sollte also nur Menstruationsprodukte geben, die so hergestellt sind, dass sie keine gesundheitlichen Risiken mit sich bringen und die Periode nicht tabuisieren, indem sie weiß gebleicht sind und mit Duftstoffen versetzt werden. Es gibt mittlerweile auch Einwegtampons, die beispielsweise aus Biobaumwolle bestehen. Allerdings sollten diese Produkte auch in einer Preisklasse liegen, die sich alle Menstruierenden leisten können. Des Weiteren sind die nachhaltigen Produkte für manche Menstruierenden eine sehr gute Alternative zu den herkömmlichen Produkten, dennoch sollten diese zukünftig so konzipiert werden, dass sie auch alltagstauglich sind. Ebenso ist es wichtig, dass mehr Aufklärungsarbeit zur Menstruation gemacht werden sollte, damit Menstruierende die Vielfalt der Menstruationsprodukte kennenlernen können, denn in der Mainstream Werbung ist leider hauptsächlich die Rede von Einwegprodukten.
Maria
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