Wir als Onlinemagazin frauenseiten.bremen.de erweitern unsere journalistische Arbeit und treten in die audiovisuelle Welt der Podcasts ein. Wir sehen für uns darin die Möglichkeit, unseren feministischen Blick auf gesellschaftliche Themen weiter in den öffentlichen, männlich dominierten Diskurs zu tragen und unsere Themen sichtbarer zu machen.
Unser Blogazine lebt von den verschiedenen Perspektiven, die unsere Mitarbeitenden in die Redaktion bringen und von dem Austausch zwischen verschiedenen Generationen. Genau dieses Spannungsfeld wollen wir in dem Podcast aufgreifen, in dem wir unsere thematischen Steckenpferde mit mindestens zwei FLINTA* aus verschiedenen Generationen diskutieren wollen. Nicht alle Themen müssen dabei feministischer Natur sein, aber alle werden aus einer feministischen Perspektive diskutiert und oft einen Bremenbezug haben.
„Die jungen Leute heutzutage … die sind ja faul geworden, die wollen überhaupt nicht mehr arbeiten!“ Wer hat es nicht schonmal gehört? Klischees zwischen den Generationen entstehen wohl unausweichlich, auf beiden Seiten! In unserem Podcast „Von Boom bis Z“ ist es uns deshalb auch besonders wichtig, einen Austausch zu schaffen. In dieser (unserer ersten) Folge geht es um das Thema Generation Z und Lohnarbeit. So viel kann ich verraten: Das Klischee „Die jungen Leute wollen nicht arbeiten!“ ist Quatsch. Aber wie man so schön sagt: Nichts kommt von ungefähr. Der Lohnarbeitsmarkt verändert sich. Digitalisierung, Homeoffice und psychische Gesundheit, so viele Faktoren haben vor allem auf die junge Generation einen Einfluss.
Was sagt Generation Z?
Die Shell-Jugendstudie befasst sich ausführlich mit den Interessen, Meinungen und Erfahrungen junger Menschen. Bei dem Thema Lohnarbeit stellen sich dabei vor allem zwei Sachen heraus. Zum einen ist es jungen Menschen wichtiger, eine sinnvolle Tätigkeit zu ergreifen als viel Freizeit zu haben. Zum anderen sagt rund ein Drittel der Jugendlichen, dass sie im Beruf durchstarten und viel Geld verdienen wollen. Ein weiteres Drittel betont die Wichtigkeit von Arbeit neben der Familie. Eine groß angelegte Studie zum Thema Lohnarbeit ist die Integrated Values Survey (IVS). Seit 1981 werden jährlich Einzelpersonen aus 113 Ländern zu ihrer Einstellung zur Arbeit und Beruf befragt. Dabei hat sich herausgestellt, dass jüngere Menschen immer einen geringeren Motivationswert angeben als ältere. Der „Generationeneffekt“ wird mit dem „Alterseffekt“ verwechselt.
Woher kommt das Klischee?
Was man nicht leugnen kann: Der Lohnarbeitsmarkt verändert sich. In ihrem Buch „Alle Zeit“ schreibt Teresa Bücker darüber, wie es explizit „Vollzeitarbeit“ heißt. Wir tun etwas unsere volle Zeit lang. Sie macht darauf aufmerksam, wie sehr uns unsere Arbeit ausmacht, indem sie daran erinnert: Wir fragen unsere Kinder danach, was sie werden wollen. Wir fragen nicht, womit sie ihr Geld verdienen wollen, wir fragen, was sie sein wollen. Kurzum: Arbeit macht einen großen Teil unseres Lebens aus. Natürlich sollten die Bedingungen da stimmen. Gerade die psychischen Auswirkungen, die eine zu hohe Belastung am Arbeitsplatz zur Folge haben können, sind in der Generation Z längst kein Tabu-Thema mehr. Entgegen dem Klischee ist die Lösung aber nicht „nur am Strand liegen und faulenzen“. Es ändern sich die Ansprüche an Job und Arbeitsplatz. Gerade die technischen und digitalen Fortschritte bieten die Grundlage für neue Konzepte auf dem Lohnarbeitsmarkt. Gerade die junge Generation als „digital natives“, erschließt sich neue Möglichkeiten in der Freizeit und wollen diese in der Arbeitswelt angewendet sehen.
Was sagen wir dazu?
In der ersten Folge unseres Podcasts „Von Boom bis Z“ haben wir uns wortwörtlich von „Boom bis Z“ zusammengesetzt und sind das Klischee angegangen. Zusammen mit Renate und Andrea aus unserer Redaktion habe ich über die „faulen jungen Menschen“ geredet, von denen ich als Vertreterin der Generation Z selber eine bin. Es hat sich ziemlich schnell herausgestellt, dass bei Renate aus der Generation X und Andrea als Babyboomer das Klischee gar nicht wirklich existiert.
Ganz am Anfang stellt Andrea klar, wie sie auf das Thema Generationen blickt: Wir sollten nicht alle in eine Schublade stecken, nur weil sie im selben Zeitraum geboren wurden. Die Ansichten und Einstellungen innerhalb einer Generation können sehr unterschiedlich sein. Genau wie die Erfahrungen.
Mit einem Blick in ihre eigene Vergangenheit stellt Andrea fest: Die Bewertung hat sich durchaus verändert . Lebensläufe, Studium, Zukunftspläne, all das wird viel strenger bewertet. Das kann ich bestätigen, gerade die ständige Frage nach der eigenen Zukunft macht Druck.
Wenn es um Motivation geht, fällt uns auf: Die Babyboomer und Generation X, haben mit der Aussicht auf eine gute Rente und immer besseren Zeiten für Kinder und Enkelkinder gearbeitet. Wenn die Generation Z in die Zukunft blickt, dann ist die Rente ganz und gar nicht sichert. Andrea sagt, mit diesen Aussichten „will man nicht den Mund halten und reinhauen.“
Als Vertreterin der „Gen Z“, liegt mir noch ein Thema am Herzen: Wir hören ständig von Verwandten, Bekannten und Kolleg*innen wie sehr sie sich auf die Rente freuen. Ich bekomme so viel Gemecker über die Arbeit mit. Ganz stumpf gesagt: „Kein Wunder, dass wir keine Lust haben, oder?“
Hört rein!
36 Minuten lang quatschen wir über Unsicherheit und Fleiß, über Gemecker und Ambitionen. Das Konzept „Von Boom bis Z“ hat sich definitiv gelohnt, denn wir alle konnten uns gegenseitig mit neuen Sichtweisen und Erfahrungen überraschen. Und vor allem konnten wir einen ausführlichen Blick, hinter das Klischee: „Die jungen Leute heutzutage … die sind ja faul geworden, die wollen überhaupt nicht mehr arbeiten!“ werfen.
Hannah K.
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