Auch dieses Jahr gestalten wir wieder anlässlich zum feministischen Kampftag ein Bücherfenster. In der Albatros Buchhandlung könnt ihr unser liebevoll bestücktes und dekoriertes Fenster bestaunen. Dieses Jahr wollen wir auf Bücher rund um die Themen Klassismus, Feminismus, Geld und Gender aufmerksam machen.
Zur Verstrickung von Klassismus und Sexismus
Ihr fragt euch jetzt vielleicht, warum die Auseinandersetzung mit Klassismus feministisch sein soll? Klassismus und Sexismus sind Diskriminierungsformen, die eng miteinander verstrickt sind und sich häufig gegenseitig bedingen. Inwiefern unterschiedliche Diskriminierungen zusammenhängen, wie weitreichend diese in unserer Gesellschaft verankert sind und wie sie sich im Alltag auf Menschen auswirken, sind sehr komplexe Fragen, die in einem kurzen Artikel unmöglich beantwortet werden können. Nichts desto trotz wollen wir euch eine kurze Einführung in die Themen geben.
Erstmal ist es wichtig zu klären, was überhaupt mit Klassismus gemeint ist. Francis Seeck schreibt zum Beispiel: „Klassismus beschreibt die Diskriminierung aufgrund von Klassenherkunft und Klassenzugehörigkeit. Klassismus richtet sich gegen Menschen aus der Armuts- und Arbeiter*innenklasse, zum Beispiel gegen einkommensarme, erwerbslose und wohnungslose Menschen oder Arbeiter*innenkinder.“ Da FLINTA*s durch unser patriarchales und kapitalistisches Gesellschaftssystem häufiger von Armut betroffen sind, werden sie auch häufiger klassistisch diskriminiert. Der Begriff Intersektionalität beschreibt die Überschneidung und Gleichzeitigkeit von verschiedenen Diskriminierungsformen und wurde geprägt von der Schwarzen Feministin Kimberlé Crenshaw. Die kritische Betrachtung dieser Verschränkungen und die Notwendigkeit, verschiedene Diskriminierungsformen gemeinsam zu denken, hat ihren Ursprung im Schwarzen Feminismus. Klassismus ist als weitere Diskriminierungsform in dem intersektionalen Ansatz ein wichtiger Aspekt.
Dazu ein paar Zahlen
Es gibt verschiedene Indikatoren, die zeigen, dass FLINTA*s finanziell in unserer Gesellschaft benachteiligt werden. Der Gender Pay Gap zeigt auf, dass Frauen in Deutschland nach wie vor 18 Prozent weniger Lohn erhalten als Männer. Dies hängt mit unterschiedlichen Faktoren zusammen. Ein Grund ist, dass FLINTA*s deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit übernehmen als CIS Männer. Der sogenannte Gender Care Gap macht deutlich, dass Frauen 43,8 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Care-Arbeit aufwenden, als Männer. Das hat zur Folge, dass FLINTA*s häufiger in Teilzeit arbeiten oder zwischenzeitig durch beispielsweise Elternzeit ihren Beruf pausieren.
Dazu passend gibt es auch noch den sogenannten Maternal Wage Gap, auf den Emilia Roig in ihrem Buch „Das Ende der Ehe“ aufmerksam macht. Während kinderlose Frauen besser verdienen, als Frauen mit Nachwuchs, sei es bei Männern genau anders herum. Das liegt zum Großteil daran, dass sie mit Frauen zusammen sind, die sich um den Haushalt und die Kinder kümmern, während sie arbeiten. Außerdem sind männlich konnotierte Berufe oft besser bezahlt, als weiblich konnotierte Tätigkeiten. Damit einher geht auch, dass Frauen fast 10 Prozent mehr von Altersarmut betroffen sind als Männer. Das sind nur ein paar Zahlen, die zeigen, dass die Auseinandersetzung mit Geld, Klassismus und Gender sehr wichtig ist, um patriarchale und kapitalistische Wirkmechanismen zu verstehen.
Interesse geweckt?
In unserem Bücherfenster könnt ihr verschiedene Sachbücher zu diesen Themen finden, um euer Wissen zu vertiefen oder neue Perspektiven zu gewinnen. Aber auch spannende feministische Romane, die sich weitgehend mit Klassismus, Sexismus, Geld und Gender beschäftigen, warten auf euch. Ihr könnt euch beispielsweise auf die Graphic Novel „Scheiblettenkind“ von Eva Müller freuen. Es behandelt die Scham um das Aufwachsen in einer Arbeiterfamilie. Wer mehr über intersektionellen Feminismus lernen will, ist bei „Anarchafeministisches Manifest“ von Chiara Bottici oder „Weißen Feminismus canceln“ von Sibel Schick gut aufgehoben. Ebenfalls finden könnt ihr das Buch »Was wollt ihr denn noch alles?!« von Alexandra Zykunov, welches wir erst vor kurzem rezensiert haben. Aber warum sollen wir euch alle Bücher aufzählen? Besucht doch lieber selber die Albatros Buchhandlung und schaut mal nach, welche Schätze wir für euch ausgesucht haben.
Außerdem könnt ihr euch bei unseren Lesezeichen, Stickern und Postkarten bedienen, die Anna Kreitsmann liebevoll designt hat. Falls ihr eure Kleidung mit feministischen Patches aufpimpen wollt, findet ihr coole resist-Designs von Melis. Greift zu, solange der Vorrat reicht! So könnt ihr euch perfekt zum feministischen Kampftag einstimmen. Also lasst euch inspirieren und kommt vorbei!
Linnea
Ulrike Hauffe meint
Die Idee mit dem Bücherfenster ist wirklich eine gute! Danke