Das Schaffermahl, das wie immer an dem zweiten Freitag im Februar stattfindet, war auch in diesem Jahr wieder auf die Minute genau geplant. Von dem Ablauf in der oberen Rathaushalle haben wir leider nicht viel mitbekommen. Wir durften aber vorher einen Blick ins Rathaus werfen und ein paar der Teilnehmenden befragen.
Der Kapitän, der bloß der Türsteher war
Bevor wir das Rathaus betreten haben, dachten wir, dass wir direkt auf einige Teilnehmer*innen der Schaffermahlzeit treffen würden.
Dem war nicht so. Wir kamen durch die Tür in die untere Halle und außer uns und einem Kapitän befand sich niemand in dem großen Raum. Da wir uns aber auch nicht sicher waren, ob wir mit unseren Legitimationskarten schon in das obere Stockwerk dürfen, warteten wir darauf, dass jemand vorbeikommt. Als das nach fünf Minuten nicht der Fall war, beschlossen wir uns dem Kapitän ein paar Fragen rund um das Schaffermahl zu stellen. Leicht skeptisch willigte er ein. Auf die Frage nach seiner Meinung zur Aussonderung der Frauen, antwortete er, dass das Tradition sei. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir diese Antwort noch häufiger hören würden. Aber die nächste Aussage machte uns hellhörig: Er erzählte uns, dass die Party im letzten Jahr im Beisein der Frauen „etwas aus dem Ruder gelaufen sei“. Nach ein paar weiteren Fragen, erklärte er uns aber, dass er gar nicht am Schaffermahl teilnehmen wird, er diente als Türsteher. Dann standen wir wieder da und nichts passierte.
Der Sitzplan und die Gäste
Nachdem wir den Mut gefasst hatten, nach oben zu gehen, konnten wir ein wenig von dem Geschehen vor dem eigentlichen Schaffermahl mitbekommen. Wir stellten uns vor den Eingang der oberen Rathaushalle und baten einen der anwesenden Kapitäne, uns ebenfalls ein paar Fragen zu beantworten. Während des Interviews erzählte er uns eine Geschichte nach der anderen – wir dachten er würde nie aufhören zu reden. Wir hörten geduldig zu, beobachteten aber gleichzeitig andere Gäste wie sie mit fragenden Gesichtern vor dem Tischsitzplan standen und nach ihren Plätzen suchten. Der Anblick ließ uns leicht schmunzeln, denn die minutiöse Planung schien einige Herren doch recht zu überfordern. Als der nette Herr Kapitän nach einer gefühlten Ewigkeit seinen Monolog beendete, konnten wir uns auf den Weg in den Festsaal machen, wo sich die Damen befanden.
Frauen, Häppchen und der Steinmeier
Beim Betreten des Festsaals steuerten wir direkt auf eine der ersten Frauen zu.Wir stellten auch ihr die Frage, wie sie es findet, nicht an der Seite ihres Mannes sitzen zu dürfen. Aber auch hier wurde mit der Tradition argumentiert. Schnell bekamen wir den Eindruck, dass die „Begleitdamen“, wie sie sich selber bezeichnen, überhaupt kein Problem damit haben, an einer anderen Tafel zu sitzen. Während wir einem Schaffer auflauerten, um ein Bild mit seiner Frau zu ergattern, bediente sich ein Reporter heimlich in einer Ecke an den kleinen Häppchen. Als wir unser Foto in der Tasche hatten, gingen wir zurück in die obere Halle, wo Frank-Walter Steinmeier in dem Goldenen Buch unterschreiben sollte. Wir stellten uns zu den anderen Fotografen und Reportern. Und dann hieß es warten. Er hatte kaum den Raum betreten, da ging das Blitzlichtgewitter los. RTL war scheinbar zu schwach das Mikro höher zu halten und nun hatten wir alle das Mikro vor der Linse. Die darauf folgenden Beschwerden gingen wie eine La-Ola-Welle reihum. Dem immer näher kommendem Mikrofon hatte Steinmeier nur eins entgegen zu bringen: Ich unterschreibe leise, da können sie nichts hören. Wir machten unser Foto und waren zufrieden. Aber eigentlich hatten wir uns Frank-Walter Steinmeier doch ein wenig größer und breiter vorgestellt.
Julika Wagner und Lena Wahlers
Schreibe einen Kommentar