Zum neunten Mal wurde am Mittwoch, den 30. September der belladonna Gründerinnenpreis in den Räumlichkeiten der bel etage vergeben. Erneut wird eine Gründerin eines Bremer Unternehmens für ihr Werk und ihre erfolgreiche Unternehmensgründung geehrt.
Die Erfolgsgeschichten
Mit Stolz betont Maren Bock, die Geschäftsführerin von belladonna, in ihrer Begrüßung, dass alle acht vorherigen Preisträgerinnen noch im Geschäft sind. Der Preis ist den Frauen als Ansporn und Vorbild gewidmet, zum erfolgreichen Einstieg in die Geschäftswelt mit Unternehmen, die mehr als nur das erste Jahr überstehen können. Der Preis wird vergeben an Frauen, die erfolgreich ihre Selbstständigkeit leiten, um anderen Frauen Mut zu machen, gleichzuziehen. belladonna bietet gerade für diese zukünftigen Unternehmerinnen auch Förderung in Form von Kursen und Seminaren an – über die Starthilfe hinaus bis in die erste Zeit nach der Gründung. Andreas Heyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen, betont dies ebenfalls in seinem Grußwort: belladonna und ihre Projekte bieten vor allem die Möglichkeit zur Vernetzung, zum Austausch und sorgen vor allem für eine Bereicherung der Geschäftswelt.
Die Siegerin: Erika Siegel
Neben Maren Bock übergaben der Staatsrat beim Senator für Wirtschaft, Ekkehard Siering, sowie die Direktorin des Kundenservices der Sparkasse, Janet Wilhelmi, den Preis an die glückliche Gewinnerin. Die diesjährige Preisträgerin ist Erika Siegel von Feinkost Siegel in Bremerhaven, eine Unternehmerin mit einer beeindruckenden Biographie. Die gebürtige Litaunerin kam zwar mit abgeschlossener Ausbildung aus der UdSSR nach Deutschland, musste sich ihren Beruf als Lebensmitteltechnikerin aber erst neu erarbeiten. Dies habe sie aber, nach eigener Aussage, nicht gestört, bot es ihr doch die Gelegenheit, sich wirklich hochzuarbeiten. Eine neue Anstellung in Deutschland ist schnell gefunden. Dann, nach 17 Jahren Anstellung, wird der 51jährigen im Jahr 2010 der Job gekündigt. Aufgeben, daran war für Erika Siegel zu der Zeit aber nicht zu denken. Ermutigt durch Freund*innen und Ehemann gründete sie im Jahr 2011 ihren eigenen Feinkostladen, der schnell schwarze Zahlen schrieb. Vier Jahr später boomt das Geschäft immer noch und bedient nicht nur Privatkund*innen, sondern auch Großhändler*innen europaweit. Das Geschäftsjahr 2015 markiert ein besonders wichtigen Meilenstein: Dieses Jahr wird Feinkost Siegel mehr als eine Million Euro Umsatz machen. Zusammen mit zehn Mitarbeiterinnen produziert Erika Siegel ihre Feinkost ausschließlich per Hand in ihren Produktionshallen in Bremerhaven.
Powerfrau mit Humor
Eine sympathischere Preisträgerin hätte wohl nicht gewählt werden können. Im Interview im Anschluss an die Preisverleihung mit der Wirtschaftsjournalistin Kristina Läsker verrät die erfolgreiche Unternehmerin mehr zu sich und ihrem Betrieb. Fleiß ist das Erfolgsrezept, so Siegel, und einen Feierabend hat man als selbstständige Unternehmerin nun mal nicht so schnell. Und auch gegen die Peinlichkeit ankämpfen, wenn man vor seinem frisch eröffneten Feinkostladen sich den Fußgängern förmlich aufdrängt und Proben verteilt. Durchhaltevermögen ist alles, nicht umsonst heißt es selbstständig – ständige Arbeit. Auf die Frage, warum in ihrem Betrieb nur Frauen angestellt sind, antwortet Erika Siegel ganz bestimmt: Frauen können einfach alles, dank ihrer Fähigkeit zum Multitasking. Ihren “Mädels”, den Mitarbeiterinnen in Teil- und Vollzeit, verdanke sie den Großteil ihres Erfolgs. Die Fischbranche war eine natürliche Wahl für sie und gegen den derben Ton in diesem Metier hat Siegel auch eine ganz klare Ansage: Ellenbogen raus, sich behaupten.
Für die Zukunft wünscht sich die glückliche Preisträgerin, ihren Sohn in den USA besuchen zu können. Und vielleicht, wenn das Geschäft weiterhin so gut läuft, ist auch eine vierte Produktionshalle möglich. Was von dem Preisgeld aber definitiv gesponsert wird, das weiß Erika Siegel jetzt schon: eine große Party mit ihren “Mädels”.
Kim-Nicola Hofschröer
Schreibe einen Kommentar