Die FLINTA* der Woche ist dieses Mal Britta Kiwit, eine 32-jährige Berlinerin, die vor allem durch ihren TikTok-Kanal „avalino.diversity“ auf sich aufmerksam machte. In diesem geht sie gesellschaftskritische Themen mit Humor an. Aber auch außerhalb von Social Media setzt sie sich in verschiedenen Projekten für mehr Diversität ein, spricht sich offen gegen Sexismus, Rassismus und für eine geschlechtsneutrale Erziehung aus.
Gesellschaftskritische Unterhaltung
Besonders durch ihren TikTok-Account avalino.diversity wurde Britta Kiwit auf den Social Media-Kanälen bekannt. Ihre Videos variieren im Thema. Rassismus, Sexismus, Bodyshaming oder auch Mumshaming, zu all diesen Themen und noch weiteren wird man bei ihr fündig. Sie orientiert sich sowohl an den aktuellen Nachrichten, als auch an ihren eigenen Erfahrungen, denen ihrer Follower*innen und Freund*innen.
Die Themen werden abwechselnd sowohl im Dialog mit der Kamera als auch mit unterschiedlichen Rollenspielen dargestellt, mal ernst und mal mit gesellschaftskritischem Humor. Beides ist bei Britta Kiwit zu finden.
Britta Kiwit hat freundlicherweise ein Interview mit mir geführt. In diesem ist sie auf ihren Content, ihre weiteren Projekte und ihre Motivation für ihre verschiedenen Projekte eingegangen.
„Und weil nicht nur die Kinderbücher und Medien eine wichtige Rolle bei einer diskriminierungssensiblen Erziehung spielen, sondern auch die erwachsenen Bezugspersonen, fing ich mit gesellschaftskritischer Comedy an, um mit kleinen Clips die Menschen zum Nachdenken anzuregen“ Britta Kiwit
Drei positive Nachrichten des Tages
„Drei positive Nachrichten des Tages“ ist ein Format auf Tik Tok, welches sie kontinuierlich fortführt. Britta Kiwit ist es wichtig, dass die positiven Dinge des Lebens nicht zu kurz kommen.
„Die Idee kam mir irgendwann, weil ich durch Tik Tok abends gescrollt habe und immer trauriger wurde, weil ich in einem „Negativen-Nachrichten-Krieg-Klimakrise-Algorithmus“ gefangen war und mir nur noch die gleichen Videos angezeigt wurden. Dann habe ich am nächsten Tag spontan recherchiert und einfach mal ausprobiert, ob jemand auch mal was positives hören möchte (auch wenn es nur Kleinigkeiten sind), und das kam tatsächlich sehr gut an (…)“
erzählte mir Britta Kiwit in dem Interview. Gerade in dieser Zeit, wo beunruhigende Themen oft die Nachrichten dominieren, ist es aufbauend. Um mehr Dankbarkeit und Positivität in den Alltag zu bringen, teilt sie regelmäßig drei schöne Dinge von ihrem Tag. Das können sowohl alltägliche, als auch außergewöhnliche Dinge sein, die an diesem Tag vorgefallen sind. Wichtig ist für sie, dass die positiven Aspekte im Alltag nicht aus den Augen verloren werden und die Dankbarkeit für das, was man hat, allgegenwärtig ist.
Bodyshaming als No-Go
Auch zum Thema Bodyshaming hat Britta Kiwit mehrere Videos veröffentlicht. In diesen geht sie mit dem Thema auf verschiedene Weisen um. Mal inszeniert sie einen Sketch zwischen ihren „Charakteren“, in denen das Thema besprochen wird. Eine andere Herangehensweise ist ein offenes Gespräch, welches sie mit der Kamera und somit ihren Zuschauern führt. Egal wie sie an das Thema heran geht, ihre Meinung ist jedes Mal deutlich erkennbar: Bodyshaming ist nicht in Ordnung. Egal ob von den Mitmenschen, dem Internet oder aber auch der Familie.
Diversität in Kinderbüchern
Ein wichtiges Thema ist die Vorstellung von Kinderbüchern, der Fokus liegt hierbei bei der Diversität. Ihr geht es vor allem darum, dass sich jedes Kind mit den Figuren identifizieren kann. Dies bezieht sich nicht nur auf die Kinder an sich, sondern auch die Familienkonstellationen. Diese sind nicht immer gleich, einen Standard gibt es dort nicht. Der Inhalt der Bücher reicht hierbei von sexualisierter Gewalt bis hin zum Lernen der eigenen Grenzen, es werden viele verschiedene Bereiche angesprochen und abgedeckt. Am Anfang suchte sie die Bücher komplett alleine heraus. Heutzutage kommen viele Verlage und Menschen, die im Eigenverlag ihr Buch herausgebracht haben, auf sie zu. Bezüglich der Auswahl der Bücher sagte sie:
„Und zum Thema Auswählen: Ich habe mittlerweile sowas wie einen inneren Fragekatalog, den ich durchgehe und der sich stark am „Diversity Rad“ orientiert. Manchmal ist es aber auch eine große Portion Bauchgefühl und Intuition(…)“ Britta Kiwit
Die Bücher sind gebündelt auf ihrer Website Avalino zu finden.
Gegen sexistische Spielzeuge in Deutschland
Britta Kiwit startete eine Petition, mit dem Ziel, dass sexistische Spielzeuge in Deutschland verboten werden. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, was unter sexistischen Spielzeugen zu verstehen ist. Damit meint man eben jene Spielzeuge, die nur ein bestimmtes Geschlecht ansprechen. Und dadurch auch direkt die klassischen Stereotypen : „Mädchen sind lieb, spielen mit Puppen und tragen rosa; Jungs wollen kämpfen, spielen mit Baggern und tragen blau“, schreibt Britta Kiwit in ihrer Petition. Das Problem liegt genau in diesen Klischees, die dazu beitragen, dass die Kinder von der Geburt an in bestimmte Rollen und Verhaltensweisen gezwungen werden.
„Jungs, die immer stark sein müssen, weil „echte Kerle“ nun mal nicht weinen. Und die sich wild und rebellisch verhalten, weil sie sonst verweichlichen und „Heulsusen“ sind. Mädchen, die sich nicht raufen sollen, sondern den Pferden Frisuren flechten oder still etwas malen und immer artig sein sollen. Und: die gelobt werden für ihre schönen Kleider und nicht für ihr Können und ihre Erfolge.“
Genau gegen diese Klischees möchte die Petition von Britta Kiwit angehen. Sie fordert, dass Spielzeuge nach ihrer Funktion beziehungsweise ihrem Thema kategorisiert und in der Werbung dargestellt werden. Dies ist ein wichtiger Schritt für sie, um die Kinder und Jugendlichen gegenüber vor sexistischen Spielzeugen zu schützen. Und somit auch mit den damit verbunden Klischees aufzuräumen und diesen vorzubeugen. Sie plädiert an die Spielzeugindustrie:
„Spielzeug kennt kein Geschlecht. Bitte setzen Sie der sexistischen Spielzeugwerbung ein Ende“
Sobald genug Unterschriften gesammelt sind, möchte Britta Kiwit den nächsten Schritt gehen und das Gespräch mit dem Verband der deutschen Spielzeugindustrie suchen.
Affirmationskarten für mehr Selbstbewusstsein
„Wir können unsere Kinder nicht vor allem Bösen dieser Welt beschützen, aber wir können ihnen dabei helfen, ihr Selbstwertgefühl aufzubauen. Mein Wunsch war es daher, Kinder dabei zu unterstützen, positive Gedanken zu verinnerlichen, die das Selbstbewusstsein stärken. Denn je öfter wir positive Affirmationen hören oder sagen, desto stärker verankern sie sich in unserem Unterbewusstsein.“ Britta Kiwit
Ein weiteres Projekt von Britta Kiwit sind ihre „Positiven Affirmationskarten für Kinder“. Hierbei handelt es sich um kleine Karten, auf denen jeweils ein Kind und ein Tier zu sehen sind. Diese sollen die Kinder dabei unterstützen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und Vielfalt ins Kinderzimmer zu bringen. Dies erfolgt durch konkrete Affirmationen, kurze und prägnante Sätze. Als Beispiel hierfür können die Karten „Ich höre auf mein Herz“, „Gefühle zeigen ist okay“ und „Ich bin freundlich zu anderen“ genannt werden.
Britta Kiwit hat auch in der Wahl der Schrift auf Inklusion und Diversität geachtet: Die Schriftart „Open Dyslexic“ wurde extra für Legastheniker*innen entwickelt. Der Inhalt ist auch in der Brailleschrift auf jeder Karte abgebildet. Beides war ihr wichtig, um Barrieren abzubauen und einen Beitrag für mehr Vielfalt Zuhause als auch in Bildungseinrichtungen zu leisten.
Britta Kiwit ist eine Frau mit unterschiedlichen Projekten, bei denen es immer darum geht, für mehr Diversität, Inklusion und Offenheit einzustehen. Sie hat eine ansprechende, ausdrucksstarke und vielseitige Persönlichkeit, die mit ihren Videos die Zuschauer*innen sowohl zum Lachen bringt, als auch zum Denken anregt.
Yvonne Weber
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