Während der Hexenverbrennungen im Mittelalter kamen ein paar Frauen hinter das Geheimnis, Magie in jeder Frau zu erwecken. Es folgten blutige Hexenkriege, aus denen eine Welt hervorging, in der Frauen das Sagen haben.
Durch ihre Magie erlangten sie große Macht, denn nur wenn eine Frau ihre Tage hat, erneuert sich ihre Magie und sie ist schutzlos. Ansonsten sind sie den Männern weit überlegen und die Vorherrschaft der Frauen scheint unumstößlich.
Die Story
In dieser Welt spielt der dritte Roman der „Hexen Herz“ Saga von Monika Loerchner, der 2020 im acabus Verlag erschienen ist. In „Goldener Tod“ hat sich die ehemalige Gardistin Helena den Rebellinnen angeschlossen und kämpft nun an deren Seite gegen die Herrscherin des Reichs, die Goldene Frau. Doch da die Rebellinnen den Garden der Goldenen Frau zahlenmäßig weit unterlegen sind und für einen offenen Krieg noch zu schwach, werden ein paar Rebellinnen von ihrem Anführer Adrian in die Hauptstadt Annaburg geschickt.
Dort sollen sie unter Helenas Kommando Friedensverhandlungen führen, doch die hitzige Helena entwickelt schnell eigene Pläne und findet in dem Rebellen Corey und ihrem Sohn Kolja Verbündete. Helena verstrickt sich dabei unbemerkt in eine Intrige und muss schmerzhaft feststellen, dass ihre Feindinnen ihr ähnlicher sind als so manche Verbündete.
Die Protagonistin Helena hat ihren eigenen Kopf, doch zuweilen wirkt sie dadurch eher wie eine trotzige Teenagerin als wie eine erwachsene Kriegerin. Das mag auch an ihrer umgangssprachlichen und flapsigen Ausdrucksweise liegen. „Goldener Tod“ lässt sich also durchaus als Jugendroman verstehen und dann liest es sich recht unterhaltsam.
Umgekehrte Machtverhältnisse
Das Besondere an dem Buch ist aber nicht unbedingt seine Handlung, sondern die Welt, in der es spielt. Die Geschlechterverhältnisse sind genau andersherum als in unserer realen Welt. Das wird schon an der Sprache deutlich, da das Buch im generischen Femininum geschrieben ist, was bis hin zu Sprichwörtern konsequent durchgezogen wird. Der Männerhass der Frauen ist zwar etwas überspitzt dargestellt, aber zeigt so das hierarchische Gefälle zwischen den Geschlechtern auf und macht deutlich: Gesellschaft ist ein soziales Konstrukt, das bestehende Machtverhältnisse reproduziert.
Das Ziel der Rebellinnen ist die Gleichstellung der Geschlechter. Eine wahre Revolution in dieser männerverachtenden Welt. Vor diesem Hintergrund ist Helenas Blickwinkel besonders spannend, da sie selbst früher eine Kriegerin der Garde war. Sie hält eigentlich nichts von der Geschlechtergleichstellung und hat die Ordnung ihrer Welt stark verinnerlicht. Ihrem adoptierten Sohn zuliebe, und weil sie von der Goldenen Frau ihrer Magie beraubt wurde, ist sie schließlich eher zufällig bei den Rebellinnen gelandet. Diese Ereignisse waren jedoch Teil der beiden Vorgängerromane „Eisiger Zorn“ und „Glühender Hass“. In den dritten Band kommt man jedoch schnell rein, auch ohne die beiden Vorgängerbände gelesen zu haben.
Die Autorin
Die Autorin Monika Loerchner hat neben der „Hexen Herz“-Trilogie bereits weitere Kurzgeschichten und Romane veröffentlicht, vornehmlich im Bereich Fantasy. Geboren wurde sie 1983 im Sauerland, zog dann aber zum Studieren nach Marburg, wo sie einen Magisterabschluss in Vergleichender Religionswissenschaft machte. Eine biografische Parallele zu ihrem neusten Buch „Goldener Tod“, denn die Hauptstadt Annaburg ist aus dem früheren Marburg hervorgegangen. Während der Hexenkriege wurde Marburg in Annaburg umbenannt und zur Hauptstadt des Reichs. Für Marburger*innen ist es sicherlich unterhaltsam zu lesen, wie die Protagonist*innen durch die magischen Straßen der Stadt streifen.
Fantasy mit Gesellschaftskritik
In „Goldener Tod“ ist Poltisches auf interessante Weise mit Fantasy verknüpft. Die Vorherrschaft der Frauen wirkt ungewohnt, da es scheinbar eine verkehrte Welt ist, und gerade das zeigt auf, wie tief verwurzelt Geschlechterungleichheit zu Gunsten der Männer in unserer realen Welt ist. Auch der feministische Gedanke der Geschlechtergleichheit wird von den Rebellinnen verfochten. Gesellschaftskritik und Feminismus sind in diesem Buch also auf spannende Art und Weise in eine Fantasy-Welt eingebettet und bieten gute Unterhaltung. Passender Lesestoff, um etwas Zerstreuung im verlängerten Lockdown zu finden.
Johanna Fischer
(Mir ist bewusst, dass Frauen und Männer binäre Geschlechterrollen sind und es diverse Geschlechtsidentitäten gibt, die sich darin nicht wiederfinden. Die binäre Unterscheidung zwischen Männern und Frauen ist hier übernommen aus dem Buch „Goldener Tod“, um dessen Inhalt bestmöglich wiederzugeben.)
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