Heute möchte ich euch die indische Tänzerin Jhelum Paranjape aus Mumbai vorstellen, die sich seit dem Jahr 1977 voll und ganz dem traditionellen indischen Odissi-Tanz verschrieben hat. Nach einer mehrjährigen Ballettausbildung unter den Augen des bekannten indischen Dichters Vasant Bapat, entdeckte Jhelum ihre Begeisterung für den traditionellen Odissi-Tanz. Unterrichtet wurde sie von dem Guru Shankar Behera. Einer Legende zufolge wurde Odissi vom großen Gott Shiva und seiner Frau Parvati erschaffen. Diese prägten den Tanz durch zwei unterschiedliche Dynamiken: Die weiche, lyrische Seite des Tanzes stammt von Parvati, der energische und temperamentvolle Schwung von Shiva.
Tradition indischer Hindu Tempel
Der historische Tanz stammt aus den Hindu Tempeln von Odisha, eines östlichen Küstenstaates Indiens. Odissi wird traditionell von Frauen getanzt. Männer, die sich daran versuchen, sind stets in Frauenkleider gehüllt. Der Tanz selbst steht in Indien für religiöse Geschichten und spirituelle Ideen. Diese wurden unter islamischer Herrschaft jedoch unterbunden. Mit der indischen Unabhängigkeit Ende des 20ten Jahrhunderts wurde der Tanz schließlich wiederbelebt und über das ganze Land verbreitet. Mittlerweile hat sich der Traditionstanz aus den Tempeln zu einem richtigen Volkstanz entwickelt und wird auch von den Menschen auf Indiens Straßen praktiziert. Bezeichnend für Odissi ist die ästhetische Schönheit und Anmut der Tänzer*innen mit ihren fließenden Bewegungen und statuenhaften Posen.
Jhelum beschränkte sich nicht allein auf das Tanzen von Odissi. Nach dem Tod ihrer langjährigen Tanzgefährtin und Freundin Smita Patil 1986 eröffnete sie ihre eigene Tanzschule. Diese taufte sie in Gedenken an ihre Weggefährtin „Smitalay“. Für Jhelum gehörte tanzen schon seit ihrer Kindheit zu ihrem Leben. Für ihren eindrucksvollen Beitrag zu Kunst und Kultur bekam sie 2009 den Women’s Achiever’s Award verliehen. Dieser steht zudem für Jhelums Bemühungen, den Odissi-Tanz auch für die unterprivilegierten Schichten der indischen Bevölkerung zugänglich zu machen.
Maren Göttke
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