Der folgende Text thematisiert Abtreibung und Fehlgeburt. Einige Leser*innen könnten das beunruhigend oder retraumatisierend finden. Lest den Text nur, wenn ihr euch psychisch stabil genug fühlt.
Heute sprechen wir mit Tänzerin und Choreografin Mâlo Claudia Hölgert und Tänzerin Anna Lenting. Die beiden Frauen wirken im Kollektiv um das Tanztheaterstück „Geburt in mir“ mit. Gemeinsam stellen sie ihre vielseitigen Erfahrungen des Frauseins auf der Bühne dar. Insbesondere geht es in dem Stück um Schwangerschaftsabbrüche und Fehlgeburten, sowie ungewollte Kinderlosigkeit. Die Gruppe hat bereits zwei Aufführungen auf die Bühne gebracht und wird erneut am 31. Oktober und am 01. November in Bremen in der Schaulust auftreten.
Die Entstehung der Geschichte
Zu Beginn der Folge erzählt Mâlo, wie dieses Stück zustande gekommen ist. Tanzen und Bewegung waren für sie schon immer hilfreiche Ausdrucksformen. Eigene Erlebnisse zu tanzen ist für sie ein Heilungsprozess. Nachdem sie selbst zwei Abtreibungen und eine Fehlgeburt erlebt hatte und sich lange nicht getraut hat darüber zu sprechen, wollte sie sich nach und nach dafür öffnen. Ihre Idee war: Aus meinen Tagebucheinträgen wird ein Buch. Doch Jahre später hat sich dann ein Tanzstück daraus entwickelt.
Anna ist durch eine gemeinsame Freundin mit Mâlo und der Gruppe an Frauen zusammengekommen. Sie selbst hatte auch eine Fehlgeburt und nach Möglichkeiten gesucht, diese Erfahrung zu teilen. Für die Gruppe an Frauen, die „Geburt in mir“ auf die Beine gestellt hat und die Nähe, die sich zwischen ihnen entwickelt hat, ist sie sehr dankbar und stolz. Gemeinsam haben sie es geschafft, das Tabu auf der Bühne ein Stück weit zu brechen.
Zuschauer*innenperspektive
Die beiden Tänzerinnen erzählen, dass die Themen zwar heftig sind, doch die Zuschauer*innen keine dunkle und drückende Stimmung beim Zusehen transportiert bekommen sollen. Vielmehr wünschen die Frauen sich, dass das Publikum ihre Erfahrungen, ihren Schmerz und ihre Kraft bezeugen können. Sie sagen: Es tut gut, wenn der eigene Schmerz gesehen wird.
Das Kollektiv
Wenn man den beiden zuhört, wird zudem schnell klar, dass die Gruppe im Entstehungsprozess des Stücks einen starken Zusammenhalt entwickelt hat. Allerdings betont Mâlo, dass es natürlich auch Konflikte gab. So musste sie auch hin und wieder mal weinen, wenn sie einfach nicht mehr konnte. Sie beschreibt, dass es im Rahmen dieser Gruppe aber völlig ok war. Sie durfte ihren Schmerz zeigen. Anna ergänzt, dass solche Momente der Überforderung bei persönlicher Kunst fast schon zum Prozess dazugehören.
Generationsübergreifendes Projekt
Mâlo und Anna erzählen auch von der jüngsten Tänzerin im Projekt, denn sie ist erst sieben Jahre alt. Mit Anna als Millenial und Mâlo aus der Generation X sowie 10 anderen Tänzerinnen zwischen 7 und 60 Jahren sind verschiedene Generationen abgedeckt. Den besonderen Mehrwert der unterschiedlichen Generationen sehen die beiden in den vielen Erfahrungen des Frauseins, die dadurch zusammengetragen werden.
Mit dem Tanzstück thematisieren die Choreografin Mâlo sowie Anna und die anderen Tänzerinnen der Gruppe Tabuthemen auf der Bühne. Als generationsübergreifende Gruppe stellen sie das Frausein im Kontext von Geburt, Abtreibung und Fehlgeburt dar. Zuschauer*innen sollen diese Erfahrungen durch die Tanzaufführung bezeugen können.
Haben wir euer Interesse geweckt? Dann kommt gerne vorbei und schaut euch das Stück persönlich an! Alle sind herzlich eingeladen in die Schaulust in Bremen zu kommen am:
31. Oktober um 20:00 Uhr und
01. November um 20:00 Uhr.
Eintritt ist frei. Der Hut geht rum.
Und um noch mehr spannende Einblicke in das Theaterstück zu bekommen, hört unbedingt die ganze Podcastfolge von „Von Boom bis Z„!
Greta Petersen
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