Lebensmodelle junger Frauen und Männer im Wandel.
Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung befragte in dem Zeitraum von 2007 bis 2012 junge Frauen und Männer zu ihren Lebensmodellen. Das Besondere an der Untersuchung: Die Forschenden fragten die selben Frauen und Männer dreimal im Laufe der fünf Jahre. So lässt sich über mehrere Jahre die Entwicklung der jungen Erwachsenen nachvollziehen. Die Studie setzt am Puls der Zeit an und zeigt, wie junge Menschen in Deutschland gerade ihr Leben gestalten wollen.
Beruf und Kind? Kein Problem
Für den Großteil der befragten Frauen lassen sich Kinder, Familie und Beruf problemlos vereinbaren. Fast alle möchten zurück in ihren Job. Nur fünf Prozent ist die Familie heute noch wichtiger ist als die Erwerbstätigkeit. Die Erwerbstätigkeit von Frauen wird außerdem vermehrt in der Gesellschaft akzeptiert. Besonders eindrucksvoll ist hier der Wertewandel von Männern. Ihnen wird immer wichtiger, dass Frauen auf eigenen Beinen stehen und finanziell unabhängig sind. Dieser Wunsch nach gegenseitiger Unabhängigkeit gilt jedoch nicht im Privaten: Eine stabile feste Beziehung, die Nähe zu Freund*innen und Eltern ist vielen immer noch sehr wichtig.
Kind ja oder nein?
In Sachen Kinderwunsch und Familiengründung gehen die Meinungen der Befragten stark auseinander. Ein Großteil kann sich vorstellen, Kinder zu bekommen, einige lehnen dies jedoch auch gänzlich ab. Außerdem verändern sich die gängigen Geschlechterbilder. Frauen sind schon lange nicht mehr nur auf Familie, Ehre und Kinder fixiert. Und auch die Männer denken nicht nur an ihre Karriere. Wesentliche Differenzen zwischen Frauen und Männern gibt’s hier nicht mehr.
Teilzeitarbeit ist immer noch Frauensache
Anders sieht es bei den Lebenssituationen der Befragten aus, hier gibt es noch immer große Unterschiede. Es arbeiten mehr Frauen als Männer in Teilzeit und unterbrechen ihren Job für ihre Kinder. Zwar befürwortet ein Großteil der Männer die eigene Elternzeit, setzt eine Auszeit aus dem eigenen Job jedoch selten um.
Kein gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Frauen fühlen sich in ihren Jobs nicht angemessen entlohnt und sehen kaum Karriereperspektiven. Sie fühlen sich diskriminiert: Sie erhalten keinen vergleichbaren Lohn für vergleichbare Arbeit und werden oft langsamer befördert als Männer.
Außerdem sind sich die Befragten einig, dass die Ungleichheit in der deutschen Gesellschaft deutlich zugenommen hat. Sie sehen die die Gesellschaft heute noch kritischer als 2007. Ihrer Meinung nach werden Macht, Einfluss und Verantwortung verstärkt ungleich verteilt.
Fest steht also: Im Laufe der fünf Jahre haben sich viele Zukunftsvorstellungen der Befragten geändert. So wollen Frauen heute arbeiten und ein Kind großziehen und sie werden dabei immer mehr von den Männern unterstützt. Damit dieser Trend so weitergehen kann, muss sich noch einiges ändern: Ein geschlechtergerechterer Arbeitsmarkt und ein Umdenken in der Familienpolitik muss her!
Mintje Zorn
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