Unsere FLINTA* der Woche ist Pheline Hanke. Mit ihrer Kampagne „Herzbeben? Willste nicht erleben.“ möchte Pheline Aufmerksamkeit für Herzinfarkte bei nicht männlich gelesenen Körpern schaffen. Allgemein möchte Sie die gendermedizinische Forschung vorantreiben. Wir haben uns mit ihr getroffen, damit Pheline ihre Kampagne vorstellen kann, um über die Missstände der geschlechterspezifischen Medizin aufzuklären.
Phelines Überzeugung
Pheline ist 23 Jahre alt und besucht die Hochschule in Bremerhaven. Innerhalb ihres Studiengangs „Digitale Medienproduktion“ gab es für Pheline die Möglichkeit eine Kampagne aufzubauen. Nach kurzer Überlegung war für Pheline klar:
„Junge Frauen werden in Studien und in der Medizin benachteiligt“.
Außerdem wollte sie ein Thema wählen, in dem es noch keine breite gesellschaftliche Aufklärung gibt. Auslöser für ihre „Herzbeben“-Kampagne war jedoch ihre Schwester. Phelines Schwester hat eventuell einen Genfehler der sich auf ihr Herz auswirkt. Die Untersuchungen laufen. Uns bekannte, also typische Symptome eines Herzinfarktes, sind typische Symptome von Männern. Das war auch für Phelines Familie neu.
Unbekannte Symptome
Gesellschaftsweit herrscht Unwissen über die Herzinfarktsymptome bei FLINTA*. Ganz konkret hat Pheline das gemerkt, als sie einen kleinen Test mit Mitstudierenden durchführte:
„Ich habe in der Hochschule die Symptome eines Herzinfarktes bei Männern vorgestellt und jede*r wusste, dass Schmerzen im linken Arm Herzinfarktsymptome sind. Als ich die Symptome der Frauen, die einen Herzinfarkt erlitten, zum Beispiel Müdigkeit, Atemnot oder Brustschmerzen aufzählte, konnte sie keine*r zu ordnen.“
Bei vielen Krankheiten sind die Symptombilder von Geschlecht zu Geschlecht unterschiedlich, so auch bei Herzinfarkten. Nach Recherchearbeiten von Pheline wurde schnell klar, dass Frauen durchschnittlich erst eine Stunde später, als Männer den Notdienst alarmieren. Frauen warten 4,5 Stunden, Männer 3,5 Stunden. Die Symptome bei FLINTA* sind unterschiedlicher und dadurch schwerer zu deuten. Eben weil die Symptome nicht richtig zugeordnet werden. Pheline sagt selbst:
„Beim klinischen Personal werden Frauen weggeschickt, weil sie nicht in das klassische Herzpatientenbild passen“.
Weil vor allem Frauen durch ihre Östrogenhormone von Herzinfarkten geschützt sind, gehen die wenigstens davon aus, dass junge Frauen betroffen sein können. Die Symptome werden dann auf Magen-Darmprobleme geschoben. Manchmal soll der Kreislauf der Frauen schuld sein. Diese Fehldiagnosen können jedoch lebensbedrohlich enden. Von jahrelangen Fehldiagnosen berichten auch die interviewten Betroffenen in Phelines Kampagne.
Die Kampagne
Die Kampagne „Herzbeben“ steht noch in den Startlöchern. Pheline ist nach wie vor auf der Suche nach FLINTA* die einen Herzinfarkt erlitten haben. Sie sucht Freiwillige für ihre Kampagne und möchte ein diverses Bild in ihren Videos ablichten. Drei Videos hat sie bisher fertig. Die vorgestellten Frauen hat Pheline durch einen Aufruf innerhalb einer Facebook-Gruppe für Überlebende von Herzinfarkten kennengelernt. Mit ihrer jüngeren Schwester hat aber alles begonnen. So konnte sie sich ausprobieren. Die FLINTA*, die innerhalb von „Herzbeben“ gefilmt werden, werden in ihrem ganz natürlichen Umfeld gezeigt. Pheline möchte deutlich machen:
„Es kann jede zu jedem Zeitpunkt treffen“.
Mit Phelines Schwester soll aufgezeigt werden, dass FLINTA* jeden Alters betroffen sein können. Jedoch sagt sie selbst:
„So lange man sich gesund fühlt, denkt man nicht: Wieso sollte ich herzkrank sein?“
Pheline möchte durch die Zusammenarbeit mit frauenseiten.bremen ihrer Kampagne „Herzbeben“ mehr Reichweite geben. Am liebsten wäre es ihr, wenn nicht mehr 20.000 Frauen jährlich an Herzinfarkten sterben würden. Insgesamt möchte Sie aber auch aufzeigen, dass FLINTA*, vor allem junge FLINTA* in der Medizin und in medizinischen Studien weniger berücksichtigt – und dadurch benachteiligt werden. Pheline möchte die gendermedizinische Forschung vorantreiben und auf die Missstände aufmerksam machen. Wir möchte Sie unterstützten, damit endlich gendergerecht innerhalb der Medizin geforscht wird. Um uns für FLINTA* in der Medizin stark zu machen und auf Herzinfarkte bei nicht männlich gelesenen Körpern aufmerksam gemacht wird, wollen auch wir Phelines Aufruf mit euch teilen.
Aufruf für Teilnehmer*innen der Kampagne „Herzbeben“
„Ich brauche für meine Kampagne noch Menschen, Frauen sowie nonbinäre und transgeschlechtliche Personen die einen Herzinfarkt überlebt haben, egal in welchem Alter, ob ihr 18 oder 80 seid, es ist egal. Wenn ihr Lust habt vor der Kamera zu stehen, ein Foto mit einem Schweineherz in der Hand zu machen und auch bereit wärt ein kleines Interview mit mir zu führen, dann würde ich mich freuen, wenn Ihr euch bei mir meldet.“
Wenn Ihr interessiert seid, oder Fragen an Pheline habt, dann meldet euch gerne unter: pheline.ph@gmail.com
Lilli Pape
Sieglinde Oestreich meint
Hallo Pheline.
Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Es liegt zwar schon einige Jahre zurück, aber vergessen kann man das nicht.
Mir war auch sehr schlecht, so das ich ins KH gefahren bin, da war mein Puls bei 170 und ich hatte Herzrhytmusstörungen..
Heute geht es mir mit Medikamenten besser.. Ich hatte keine Ahnung, was ich damals hatte.